Eins gegen Eins

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Immer am Ball – das Fußball-Blog. Mal spielen wir Doppelpass, mal kommen wir gut in die Zweikämpfe, und mal suchen wir allein den Abschluss.

Heiner Brand – Der Star sitzt nur auf der Bank

Sonst heißt es ja immer so schön floskelhaft, die Mannschaft sei der Star. Im deutschen Handball ist es der Trainer, der keine Stars will und gerade deshalb...

Bild zu: Heiner Brand - Der Star sitzt nur auf der Bank

Sonst heißt es ja immer so schön floskelhaft, die Mannschaft sei der Star. Im deutschen Handball ist es der Trainer, der keine Stars will und gerade deshalb in diesen Tagen wie der einzige wirkt, der aus dem Team herausragt, weil er in den hektischen Auszeiten genau das in die Runde brüllt, was seine Spieler dann auf der sogenannten Platte nicht tun. Aber er ist ein Star, der halt nur auf der Bank sitzt. Seine Spieler kreuzen nicht, wenn er es verordnet, sie brechen nicht ab, um den beim Abbruch eines angetäuschten Wurfes entstehenden Raum zu nutzen, sie kassieren, wie nicht bloß gegen Spanien oder Frankreich, serienweise Tore über Außen, und erzielen selbst kaum welche, obwohl zumindest auf der linken Außenposition einer der wenigen europameisterschaftstauglichen (von den beiden Torhütern mal abgesehen) Akteure spielt, der 33-jährige Torsten Jansen. Und sie tun sich schwer mit Varianten im Angriff, lassen sich von etwas offensiveren Deckungen wie der spanischen sofort aus dem Konzept bringen, nicht zuletzt weil bei kaum einem die Diskrepanz zwischen aktueller Leistung und Potential drastischer ausfällt als bei Michael Kraus, den Brand zeitweilig von der Spielmacherposition verbannte, ohne eine Alternative zu haben.

Es ist dabei auch erstaunlich, wie wenig sich das Team personell  unterscheidet von jenem, das bei der WM 2009 noch Platz 5 erreichte und gegen Dänemark nur knapp den Einzug ins Halbfinale verpasste. Von den Leistungsträgern fehlen lediglich Pascal Hens und Sebastian  Preiß, das „lediglich” ist natürlich dehnbar, weil selbst ein Hens mit Ladehemmung über ein größeres Repertoire im linken Rückraum verfügt als Lars Kaufmann, der offenbar notorisch taub ist für Brands Ansprachen – aber der große Umbruch im Team ist längst vollzogen, seit Baur, Kehrmann und Schwarzer nicht mehr dabei sind.

Weshalb ich dennoch weiter gucken werde, obwohl den Österreichern nichts Qualvolleres hätte einfallen können, als den grauenerregenden DJ Ötzi „Sweet Caroline” fleddern zu lassen und diese armselige Darbietung zur EM-Hymne zu machen, das liegt an der Leistungsdichte im internationalen Handball, die einem Abende wie den gestrigen beschert: Polen gegen Tschechien und Norwegen gegen Dänemark, das waren Spiele, wie sie bei Teilnahme der Deutschen in diesem Jahr nicht zustande kamen. Mit Spielern, deren ganze Körpersprache auch in der letzten Minute nur an den greifbaren Sieg denken ließ, mit einer Chuzpe wie sie der Däne Anders Eggert Jensen bei seinem Siebenmeter zeigte, indem er den Ball zum Siegtreffer über Steinar Ege lupfte. Dagegen ist der Afrika Cup einfach nur zäh, und selbst die noch einigermaßen nah beieinander liegende Spitzengruppe der Bundesliga ziemlich berechenbar.