Eins gegen Eins

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Immer am Ball – das Fußball-Blog. Mal spielen wir Doppelpass, mal kommen wir gut in die Zweikämpfe, und mal suchen wir allein den Abschluss.

Inter vs. Barca – ein Moment im Stream

An Abenden wie gestern fließt gar nichts. Die halbe Welt versucht dann offenbar, Champions League im Live Stream zu gucken, und wenn auch mehr als zwanzig...

An Abenden wie gestern fließt gar nichts. Die halbe Welt versucht dann offenbar, Champions League im Live Stream zu gucken, und wenn auch mehr als zwanzig verschiedene Angebote da sind, reicht das immer noch nicht. Der Server, ob er nun „Iraqgoals” heißt, „Rai uno” oder sonstwie, schwächelt, die „Error”-Meldungen häufen sich, oder der Bildschirm bleibt gleich ganz schwarz, egal, wohin man gerade klickt. Und wenn es sonst schon kein reines Vergnügen ist, sich Fußballspiele im Live Stream in zumeist unzulänglicher Auflösung anzusehen, so war dieses Halbfinal-Hinspiel eine Tortur. Nicht mal zehn Minuten Nettospielzeit habe ich geschafft, und was in dieser Zeit, die sich einigermaßen gleichmäßig auf alle Phasen des Spiels verteilte, zu sehen war, das war oft näher am Stand- als am Bewegtbild.

Zumindest aber kam ich durch diesen stockenden Bilderfluss zu einem Moment, den ich fotografiert hätte, wenn es nicht völlig sinnlos wäre, die Kamera auf den Computerbildschirm zu richten. Es sah so ähnlich aus wie auf dem angehängten Bild von Getty Images. Die Regie hatte, obwohl Inter sich in der Vorwärtsbewegung befand, Pep Guardiola am Spielfeldrand ins Bild rücken lassen, dann stand auf einmal der Stream still, nur der Ton lief weiter, Guardiola war eingefroren in der 60. Minute, es wurde lauter, der italienische Kommentator immer erregter, er wiederholte den Namen Milito – und Guardiola verharrte auch in der 62. Minute noch immer in seiner Zeitfalte, während der Jubel unüberhörbar war. Da ich auch zu den, wie Christoph Biermann vor dem Spiel schrieb, „moralisch einigermaßen gefestigten Fußballfans” gehöre, die Braca siegen sehen wollten, habe ich den erstarrten Guardiola dann weggeklickt. War mir zu symptomatisch, was der Steam da angespült hatte, anstatt zu dokumentieren, ob Milito denn nun im Abseits stand oder nicht.

Meinen Ärger über den Inter-Sieg habe ich mir für den nächsten Tag aufgehoben, als ich las, dass Mario Balotelli von rassistischen Ultras in der Tiefgarage bedroht und angepöbelt wurde. Natürlich kann die Mannschaft nichts für solche Figuren, aber mich macht es, ungerecht oder nicht, wütend, dass ein Team womöglich ins Finale einzieht und dieses ja auch noch gewinnen könnte, dessen Anhänger sich so barbarisch aufführen. So viel Moral kann man sich mal leisten.

Bild zu: Inter vs. Barca - ein Moment im Stream