Eins gegen Eins

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Immer am Ball – das Fußball-Blog. Mal spielen wir Doppelpass, mal kommen wir gut in die Zweikämpfe, und mal suchen wir allein den Abschluss.

Brüh im Lichte

Allmählich fängt man an zu merken, dass man wartet. Keine Lust mehr auf Artikel über WM-Quartiere, Verletzte, Chancen und Hoffnungen. Keine Spekulationen...

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Allmählich fängt man an zu merken, dass man wartet. Keine Lust mehr auf Artikel über WM-Quartiere, Verletzte, Chancen und Hoffnungen. Keine Spekulationen mehr. Und es reicht jetzt auch mit der kläglichen Kampagne des Kaisers und der Vierbuchstabenzeitung, dass alle Spieler mitsingen sollen, wenn die Nationalhymne gespielt wird.

Franz Beckenbauer soll beim Besuch im Teamhotel sein Begehren noch mal vorgetragen haben. Vielleicht sollte er sich fortan aufs Mitzählen verlegen: Wie viele Mexikaner, Südafrikaner, Franzosen und Uruguayer werden bis heute Abend mitgesungen haben? Ein Argument wird dennoch nicht daraus, weder wenn er auf 44 Mann kommt, noch wenn es deutlich weniger sein sollten. Und eine Erkenntnis auch nicht. Gut, dass die Spanier jetzt wenigstens einen Text haben, nach mehr als 250 Jahren, in denen ihre Hymne ganz gut ohne Text ausgekommen ist. Sonst hätte der Kaiser noch betrübt feststellen müssen, dass der Spanier grundsätzlich nicht mitsingen mag.

Im Übrigen kann das Mitsingen der Hymne sogar gefährlich werden, wenn man nur an Sarah Connors Textunsicherheiten von 2005 denkt, als sie Deutschland aufforderte, im Lichte zu brühen, anstatt im Glanze zu blühen. Vielleicht hat ja Podolski Angst, sich zu verhaspeln, und der eine oder andere fühlt sich mit dem Wort Unterpfand nicht wohl. Klingt irgendwie wie Underdog, wie unterlegen, das bringt keinen gut drauf, direkt vorm Spiel. Und dann erst die Blamage, wenn man beim Falschsingen erwischt wird. Ich sehe noch den Gesichtsausdruck vor mir, mit dem Stefan Raab Sarah Connors Auftritt kommentiert hat. „Was meint sie? Man soll nicht im Dunkeln kochen?”

Und wenn ich mich recht erinnere, dann hat doch bei der Weltmeisterschaft 1974, als Beckenbauer auch schon Kaiser und dazu noch Capitano war, keiner der deutschen Recken mitsingen mögen, Salon-Maoist Paul Breitner hatte in jenen Jahren sogar erklärt, die Hymne störe ihn bei der Konzentration – wofür er dann prompt drei Länderspiele zugucken musste.