Die Südkoreaner sind nicht nur durch die vielbeschworene “Laufbereitschaft”, ihren Wirbelstil und durch zwei Tore aufgefallen. Sie haben im Spiel gegen die Griechen auch so gut wie nie protestiert. Selbst wenn man einen der ihren im Strafraum umsäbelte, waren sie mehr erstaunt als empört über das Ausbleiben des Pfiffs. Das wirkt sehr sympathisch in einer Welt, in der die gespielte Entrüstung, das markierte Leiden zur Norm geworden ist. Es wäre eine Untersuchung wert und man müßte ältere Schiedsrichter fragen, wann das Einzug gehalten hat. Mesut Özil wiederum kassierte seine gelbe Karte wegen einer Schwalbe – nur Bela Tröthy hat nicht gesehen, dass es eine war – ganz manierlich und mit einem leichten, fast asiatischen Lächeln, weil er schon wusste, dass es eine war. Sonst aber waren die Deutschen gegen Australien ganz südkoreanisch gestimmt. Ganz der Sache hingegeben, selbst bei Fouls oder zweifelhaften Abseitspfiffen ohne Protestiergestik. Es fiel auch im Kontrast zu den Australiern auf, die sich ständig beschwerten. Das muss als neuer Mannschaftstil – man denke an die habituell beleidigten Ballack und Frings – nicht so bleiben, auch bei den Südkoreanern nicht. Aber man notiert doch erfreut, dass so etwas, das unbeleidigte Spiel, nach wie vor möglich ist.
Özils gelbe Karte und der südkoreanische Stil
13. Juni 2010