Und schöner noch als dieses Bild. Engländer gegen Hunnen.
Fußball und Politik, das ist in der Regel ein trauriges Kapitel, und zwar nicht erst dort, wo der Sport von einem Regime für Propagandazwecke instrumentalisiert wird. Man erinnert sich mit leichtem Grausen an die zeitweilig beliebten Analogieschlüsse zwischen der Brandt-Ära und den deutschen Europameistern von 1972 oder an die Parallelisierung von Helmut Kohl und Berti Vogts. Natürlich wäre es auch jetzt verführerisch, den Zustand der italienischen Regierung, ihren jüngsten Frontalangriff auf die Kultur durch fünfzigprozentige Kürzungen, mit dem „Disastro Italia” („Corriere della sera”) bei der WM und dem heruntergewirtschafteten italienischen Calcio zusammenzubringen; oder auf einen Zusammenhang zwischen dem mühsamen Weiterkommen der deutschen Mannschaft und möglichen Entlastungseffekten für die Politik der Merkel-Regierung zu spekulieren. Mehr als eine mäßig lustige Pointe käme dabei jedoch auch heute nicht heraus.
Weniger amüsant ist es allerdings, wenn jetzt Thierry Henry gleich nach der Landung des französischen Teams in Paris in einer Limousine verschwand und in den Elysée-Palast chauffiert wurde, zu Monsieur Sarkozy, der deshalb eigens einen Termin mit Nichtregierungsorganisationen vor dem G-8-Gipfel absagte. Ob Henry einbestellt oder eingeladen wurde, ist schwer zu entscheiden, weil er vermutlich eine präsidiale Einladung kaum abgelehnt hätte. Worüber die beiden geredet haben, ist nicht bekannt; es ist aber auch nicht wichtig.
Entscheidend ist, wie sich der Diskurs des Nationalen den Fußball einverleibt, nicht nur im medialen Rauschen, sondern in unmittelbaren Politikerhandlungen; wie Sarkozy Stärke demonstrieren will, als er seiner Ministerin befahl, in Südafrika zu bleiben; wie er sich als derjenige inszeniert, der Unmut, Zorn und Wut der Franzosen offiziell Ausdruck verleiht.
Nebenbei belegt dieses Verhalten auch eine These des interessanten Buches von Pablo Alabarces, „Für Messi sterben? Der Fußball und die Erfindung der argentinischen Nation” (Suhrkamp). Alabarces versteht Fußball als einen wichtigen „Nationalitätsoperator”, das heißt, Fußball ist ein Medium, in dem sich nationale Identität bilden kann, und zwar von oben wie von unten, durch eine Volksbewegung und durch den Staatsapparat. Der Peronismus liefert Alabarces das Modell, in dem beide kurzzeitig zur Kongruenz gelangen. Auf Frankreich bezogen, bedeutet das: Sarkozy versucht sich daran, eine hegemoniale Position einzunehmen und von seiner Entschlossenheit als oberster Fan auf anderen Feldern zu profitieren. Nicht nur rhetorisch gerät er dabei jedoch aufs Glatteis, wenn er die Einberufung von „Generalständen des Fußballs” verlangt. Was sich Ludwig XVI. einhandelte, als er 1789 die Generalstände einberief, ist ja bekannt.
Sarkozy muss auch aufpassen, dass er die selbstherrliche Fifa, welche sich oft wie eine Territorialmacht gebärdet, nicht verärgert, deren Statuten die Einmischung der Politik in die Arbeit der nationalen Fußballverbände untersagen. So mancher Verband ist deswegen schon von der Fifa suspendiert worden, und zwar nicht nur der Jemen oder der Irak, sondern vor vier Jahren auch Griechenland.
Derartige Sorgen muss man sich in England nicht machen. Die Regierung ist noch nicht aktiv geworden. Im Gegenteil, sie unterwirft sich einer freiwilligen Selbstkontrolle, weil sie offenbar an ihrer Zurechnungsfähigkeit zweifelt. Premierminister Cameron erklärte, er werde Angela Merkel beim G-8-Gipfel am Sonntag meiden. „Ich bin nicht sicher, ob es gefahrlos wäre. Womöglich könnten wir uns nicht mehr bremsen.” Er werde lieber mit all den anderen jubeln. Irgendwie ziemlich lahm.
Auf dem Boulevard weht längst ein anderer Wind. „Deutschland wird das Beste in uns hervorrufen”, schreibt in einem Anfall unfreiwilliger Komik der sogenannte „Chief Sports Writer” des britischen Boulevardblatts „The Sun”, für welches der Begriff „Revolverblatt” noch verniedlichend ist. Auch sonst bläht sich hier das Nationale rhetorisch derart auf, dass man um die Gesundheit der Journalisten fürchten muss. Die schwarzen Trikots der Deutschen im Ghana-Spiel erinnerten manchen an SS-Uniformen – so delirieren sie vor sich hin, die britischen Massenmedien. Der Rückgriff auf die Weltkriegsrhetorik hat längst derart pathologische Züge erreicht, dass es einen schon amüsiert. Selbst ein britischer Sieg brächte allerdings keine Linderung. Einmal in Wallung geraten, wird man dann dem möglichen Viertelfinalgegner Argentinien einen zweiten Falkland-Krieg androhen. Ein Sieg der deutschen Mannschaft wäre also im Sinne des Weltfriedens.
Auf Staatsbesuch: Thierry Henry bei der Ankunft in Le Bourget
da england durch sein...
da england durch sein politisches system, koenigliche familie und erziehungswesen gezielt klassentrennung betreibt und fussball die nationale identitaet der arbeiter klasse ersetzt, ist es nicht ungewoehnlich wenn ein spiel gegen deutschland rassistische aeusseungen und handlungen hervorbringt. die im titel gezeigten tageszeitungen, mit ausnahme des ‘the gardian’ und ‘the indepenent’ ruehmen sich eines geringst wortschatzes und sind nicht fuer genaue bericherstattung bekannt. fremdenhass ist tief in der englischem seele verankert und zeigt sein haessliches gesicht zu jedem anlass an dem deutschland beteiligt ist.
seit 17 jahren ist england meine wahlheimat und am sonntag werde ich nicht meine nationalitaet zur schau stellen.
"Die deutschen Panzer...
“Die deutschen Panzer kommen!”
“Die deutsche Luftwaffe wid vernichtet!”
Ich habe einen englischen Freund und wir schreiben uns SMS in diesem martialischen Stil in Bezug auf das Spiel Deutschland-England. Wir haben viel zu lachen!
Die deutschen Panzer werden...
Die deutschen Panzer werden die englischen Truppen gnadenlos zermalmen. Achtung, die deutschen Stukas werden die englischen Stellungen zerbomben.
England wird ausradiert!
Noch irgendwelche Zweifel?