Eins gegen Eins

Eins gegen Eins

Immer am Ball – das Fußball-Blog. Mal spielen wir Doppelpass, mal kommen wir gut in die Zweikämpfe, und mal suchen wir allein den Abschluss.

Nach dem England-Spiel: Wembley reloaded

Das Wichtigste zuerst: Der Schuss von Lampard war drin, der Linienrichter hätte es sehen, der Schiedsrichter unbedingt Rücksprache mit ihm halten müssen....

Bild zu: Nach dem England-Spiel: Wembley reloaded

Das Wichtigste zuerst: Der Schuss von Lampard war drin, der Linienrichter hätte es sehen, der Schiedsrichter unbedingt Rücksprache mit ihm halten müssen. Die Engländer haben es mit Fassung getragen, praktisch gar nicht protestiert, und damit haben sie eine sportliche Haltung gezeigt, die einen nur zu dem Schluss führen kann, dass diese Mannschaft nicht aus demselben Land stammt wie die britische Boulevardpresse.. Wer weiß, welche Wendung dieses Spiel genommen hätte nach einem Ausgleich vor der Pause. Die erste Viertelstunde nach dem Wiederanpfiff hat eine finstere Ahnung davon vermittelt.

Dennoch war der Sieg der Deutschen verdient, sie haben einfach besser, das heißt: einfalls- und variantenreicher Fußball gespielt. Und wenn man ausnahmsweise mal ein wenig in Geschichtsphilosophie machen will, dann war dieser 27. Juni 2010 der Tag, an dem das Wembley-Tor nach 44 Jahren seinen historischen Stachel verloren hat. Man könnte auch sagen: Es war der Tag, an dem sich ein schillernder und letztendlich ziemlich fragwürdiger Begriff wie jener der historischen Gerechtigkeit Geltung verschaffte. Der eine Ball war nicht drin, und England wurde Weltmeister; der andere war drin, und England muss nach Hause fahren.

Nun haben die Engländer ihr historisches „Bloemfontein-Tor”, wogegen der Ausdruck „Wembley-Tor” immer eine semantische Missbildung war, weil der Ball die Linie ja nie überschritten hat. Ich freue mich jetzt schon auf das Studium der britischen Boulevardpresse von morgen. Sie hat die Steilvorlage bekommen, die sie todsicher verwandeln wird. Auch wenn das Gros der Leser wie der Zuschauer auf beiden Seiten des Kanals 1966 noch nicht einmal geboren gewesen sein dürfte. Jeder Historiker müsste sich über diese Präsenz der Vergangenheit in der Gegenwart freuen.