Unsere Wortkargheit hat ja nicht jedem gefallen – was nicht weiter schlimm ist, weil jeder, der Augen im Kopf hat, gesehen haben muss, dass schon seit sehr langer Zeit kein Spieler eine Partie derart dominiert hat, offensiv und defensiv, wie Bastian Schweinsteiger. A lifetime perfomance, das Spiel seines (bisherigen Fußballer-)Lebens hat er am Samstag gemacht, weshalb man ausnahmsweise sogar mal Beckenbauer ein bisschen Recht geben kann, wenn er ihn vorzeitig zum „Spieler des Turniers” ernennt. Bisher ist er es, keine Frage.
Das hat, wie so oft, mit dem Erfolg zu tun. Aber es gibt eben auch Spieler, die einen beeindruckt haben, auch wenn sie schon längst zu Hause sind. Fabio Coentrao zum Beispiel, der dynamischste Linksverteidiger der WM, stärker noch als Philipp Lahm 2006. Ein Mann, der auf der linken Außenbahn seine Aufgabe nahezu perfekt erfüllt hat, an dem es im Spiel gegen Spanien zuallerletzt lag, dass die Portugiesen verloren. Kein Wunder, dass Benfica Lissabon das 20-Millionen-Euro-Angebot von Bayern zurückgewiesen hat. Über den sogenannten „Wert” eines Spielers machen wir uns schon lange keine Gedanken mehr – gibt der Markt es her, zahlt der Bieter halt mehr.
Das haben sowohl Hertha BSC als auch Arne Friedrich, welcher einer der stabilsten Innenverteidiger dieser WM ist, noch nicht ganz begriffen. So scheint es jedenfalls, denn hätte Friedrich gewartet, hätte er einen Verein mit mehr Perspektiven als Wolfsburg und vermutlich auch ein höheres Gehalt erreichen können. Aber vielleicht will der einstige Hertha-Kapitän lieber in Berlin wohnen bleiben und pendeln – sofern Steve McClaren, der Regenschirm-Trainer, nicht Residenzpflicht verordnen sollte. Aber Christoph Metzelder darf ja auch, trotz des strengen Magath, noch bei den Eltern in Haltern wohnen bleiben, womit man auch mal kurz festhalten kann, dass Metzelder auch bei seinem Glanzauftritt 2002 die Souveränität von Friedrich nicht erreichte. Von 2006 und 2008 reden wir lieber mal nicht.
Die Holländer muss man vor ihrem Halbfinale nicht groß vorstellen. Was Sneijder, Robben, Kujt et al. können, haben sie mehr oder weniger gezeigt in Südafrika, van Persie hat es definitiv nicht, van der Vaart auch nicht. Dagegen hat Diego Forlan bewiesen, dass er mehr ist als der Topscorer von Atletico, dass er ein Spiel gestalten, Tempo variieren und am Ende eben auch entscheidende Tore schießen kann. Schwer zu sagen, wie das ausgehen wird. Uruguay wird die Niederländer kommen lassen, und sie werden sich wahnsinnig schwer damit tun, wie gegen Dänemark, Japan, Kamerun und die Slowakei. Bert van Marwijk hat sich zwar nicht komplett vom „total voetbal” verabschiedet, er hat ihm nur ein Sicherungssystem eingezogen, das einen Johan Cruyff verrückt macht und die Torgefährlichkeit reduziert. Er hat nur vielleicht ein paar Spieler, die nicht über die nötige Geduld für dieses System verfügen. Das könnte eine böse Überraschung geben.
Bleiben die Spanier, deren Spiel, wenn es blüht, man einfach nur bewundern kann, was lediglich bei einem Spieler richtig schwer fällt. Er ist wahnsinnig effizient, er hat großartige Instinkte und Fähigkeiten – und er ist ein totaler Unsympath. Was David Villa, nicht nur wegen seines Ausrasters gegen Honduras, so oft tut, wenn er keine Tore schießt, ist unsportlich. Wie er sich fallen ließ gegen Paraguay, wie nicklig und mies er in Zweikämpfen agiert, wie theatralisch er auftritt, das unterscheidet ihn sehr deutlich von den übrigen spanischen Spielern, die selbst in ihrer gelegentlichen Härte – wie Pique, Puyol oder Sergio Ramos – nie diesen leicht verschlagenen Zug haben, wie der Mann, der für 40 Millionen Euro nach Barcelona gewechselt ist. Philipp Lahm, dessen ganzes Spiel das genaue Gegenteil davon ist, wird es gegen ihn schwer haben, und man kann sich nur wünschen, dass er sich von diesem David Villa nicht provozieren lässt.
Villa, Villa, Villa -- Villa...
Villa, Villa, Villa — Villa maravilla!