Marcell Jansen hat auf seiner Webseite – https://marcelljansen.de/kommentatoren#more-456 – den ARD-Reporter des Nationalmannschaftsspiels gegen Belgien, Gerd Gottlob, angegriffen. Jansen war in der Halbzeit ausgewechselt worden, und Gottlob hatte das auf seine schwache Defensivleistung zurückgeführt. Damit stand er tatsächlich ziemlich allein. Dass Jansen wegen einer Verletzung ausgewechselt wurde, hätte die ARD in der Pause vielleicht doch herausfinden können. Wenn Jansen nun allerdings schreibt, die falsche Einschätzung sei “berufsschädigend”, übertreibt er. Fehlurteile kommen vor, Jansens Spiel war sicherlich durchwachsen, und wenn das auch nicht ausschlaggebend für die Auswechslung war, so hält sich die Vermutung des Reporters doch in den Grenzen der üblichen Spekulationen.
Interessant ist der Protest Jansens dennoch. Denn er schwärmt von Reportern, die, wie in Italien und Spanien, lange Torschreie von sich geben. Und er hält Gerd Gottlob “einen Typ wie Werner Hansch” vor, dem es gelinge, dem Zuschauer “positive Emotionen und Spaß” zu vermitteln. Demgegenüber habe er den Eindruck, die Reporter in Deutschland fühlten sich wie Popstars. Durch welche Art Kenntnis sie sich aber das Recht erworben haben, Spiele zu kommentieren, deutet Jansen an, sei unklar. “Ich habe mich mal gefragt: Wieso gibt es diese nette Funktion im Pay TV, in der ich mir ein ganzes Fußballspiel ohne Kommentar anschauen kann? Hat es vielleicht auch damit zu tun?”
Tatsächlich liegt hier das größere Problem als bei den fehlenden “positiven Emotionen”. Der Nationalspieler ist zu jung, um noch die Reporter vom Schlage Fritz Kleins, Peter Jansens oder Rolf Kramers kennengelernt zu haben, bei denen jedes Blutdruckgerät “error” angezeigt hätte. Was Jansen will, ist ja eher Sachlichkeit. Der nüchterne Stil, der sich früher oft sogar in den aufwühlendsten Spielen durchhielt – man nehme nur Ernst Hubertys Kommentar zu Italien-Deutschland 1970: https://www.youtube.com/watch?v=98Ks3Bu91h8 -, trug schliesslich der Tatsache Rechnung, dass die meisten Spiele gar keinen Überschwang zulassen. Was hingegen jedes Spiel zulässt, ist Abstand von der Phrase, vom reflexhaften Drauflosreden. Und Sachkunde. Stattdessen spielen sich die meisten Reporter als Stimmungskanonen und DJs des Fußball in den Vordergrund. Der Verdacht, sie fühlten sich als Popstars, geht in die richtige Richtung: Sie fühlen sich als Conferenciers und Zirkusdirektoren.
Was kann man dagegen tun? Zum einen Jansens “nette Funktion” benutzen. Zum anderen von Österreich lernen. In Österreich nämlich haben einzelne Akteure erkannt, wie man der Dummheit der Kommentatoren begegnen kann: Nämlich so https://www.youtube.com/watch?v=lep4aZrS-HM oder so https://www.youtube.com/watch?v=N0zxP0u4laQ&feature=related, wenn nicht so https://www.youtube.com/watch?v=_rg0epP2IrE&feature=related oder sogar, unvergesslich, so https://www.youtube.com/watch?v=9ywJUzo_zRs&feature=related