Prolog: Kaum geschrieben, schon entlassen. Nicht lange, nachdem dieser Eintrag geschrieben war, kam die Nachricht, dass sichd er 1. FC Köln von Zvonimir Soldo getrennt hat.
Zu den vorweihnachtlichen Bräuchen, die im bezahlten Fußball ungefähr so früh beginnen wie in den längst gut mit Printen, Lebkuchen und Weihnachtsmandeln bestückten Supermärkten, gehört die Trainerentlassung. Christian Gross hat es in Stuttgart als ersten getroffen, und lustigerweise hat ausgerechnet der vor kurzem noch deutlich wackliger dasitzende Armin Veh dazu gesagt: „Das Geschäft wird immer witziger. Man darf das nicht so ernst nehmen. Gross ist im letzten Jahr gekommen und hat die höchste Punktzahl geholt. Ein paar Monate später ist er schon wieder entlassen.”
Im August konnte man bei Gross in einem Wettportal noch mit einer Quote von 1:18 rechnen, bei Veh mit 1:7, wogegen Mirko Slomka der Mann mit der schlechtesten Aussichten war (1:4). Zvonimir Soldo, im August noch mit 1:7 notiert, könnte nun der Trainer sein, auf den zu wetten den Einsatz kaum lohnt. Wobei schwer zu sagen ist, inwieweit seine Arbeit ursächlich etwas mit der kleinen Posse zu tun hat, die von Kölner Akteuren wie Podolski und Mondragon jetzt aufgeführt wurde. Die dümmlichen Fingerzeichen gegenüber Sahin und die öffentliche Kritik an der Zusammenstellung des Kaders, der Jesus-Vergleich des kolumbianischen Keepers sind in dieser Hinsicht schwer zu deuten, weil selbst ein Trainer, der die Sache im Griff hat, gegenüber solch geballter Idiotie machtlos ist. Wobei es um die Macht von Soldo allerdings nicht allzu gut bestellt sein dürfte, wenn man sich Akteure wie den Präsidenten Overath und den Manager Meier anschaut.
Die Kölner Fans immerhin sind weitsichtig genug, um die reflexhafte Entlassungsforderung auf den Manager auszudehnen, der sich in der Tat eine Personalpolitik zuschreiben lassen muss, die kaum einer begreift. Sollte Soldo die neuen Spieler gewollt haben, die er nun trainiert, ist er kaum zu retten; wenn nicht, bleibt ihm auch nicht viel mehr als die Hoffnung, nicht allein den Kopf hinhalten zu müssen. Ich würde mal vermuten, wer heute einen Euro auf Soldos Entlassung setzt, wird kaum mehr als 1,75 Euro gewinnen können – großzügig geschätzt. Und wer danach kommt, ist auch nicht zu beneiden um die Aufgabe.
Erstaunlich ist dagegen der Stoizismus in Mönchengladbach, und ich habe die etwas riskante Theorie, dass das mit Michael Frontzeck (Augustquote: 1:5,5) zu tun hat, der schon in Bielefeld monatelang als entlassungsreif galt und dann doch erst nach dem 33. Spieltag gehen musste. Offenbar macht er es den Verantwortliche schwer, ihn zu feuern; selbst in Aachen, wo er nie viele Sympathien hatte, war er smart genug, direkt nach dem letzten Spiel seinen Rücktritt zu erklären und damit dem Rauswurf zuvorzukommen. Dass er das in Gladbach noch einmal tut, halte ich jedoch für unwahrscheinlich. Setzen würde ich auch ihn auch nicht, mehr als 1: 3 dürften da kaum drin sein.
Und schließlich noch eine Kursprognose zu Christian Ziege, der sich nach dem 0:0 der Arminia in München etwas Luft verschafft hat. Da ich davon ausgehe, dass Arminia im Pokal am Betzenberg untergeht und am kommenden Freitag im Kellerduell gegen Union allenfalls mit Müh und Not einen Punkt erwirtschaften wird, lohnt sich auch hier ein Einsatz nicht. Tendenz: 1:2, maximal 1:2,5. Das alles, wie immer, ohne Gewähr.