Jürgen Klopp ist eine neue Erscheinung im deutschen Fußball. Bisher kannten wir als Trainertypen: Den Malocher, der für die Presse nur Gemeinplätze übrig hat. Den Schweiger, der sich fast ekelt, einem Sportreporter etwas über Fußball sagen zu sollen (Happel). Am anderen Ende den Launigen, den Kumpeldarsteller, die meinungsstarke Schwatztüte, Neururer oder – minus Kumpelhaftigkeit, aber plus Besserwissen – Labbadia. Oder den Grübler, der Fußball irgendwie total schwierig findet und jede Festlegung unseriös, unnachahmlich Lienen, nachahmlich Frontzeck. Den gequälten Sachbearbeiter (der große Ottmar Hitzfeld, aber auch Heynckes und Funkel). Den gewitzten Überlegenheitsmitteiler, der es auch tatsächlich ist (Magath, Mayer). Und den ungewitzten: van Gaal. Die reine Sachlichkeit (Schaaf), das Nervenbündel (mehr Nerven: Daum, mehr Bündel: Tuchel) und den alerten Profi (Klinsmann, Slomka, Rangnick).
Klopp ist anders. Er sagt Sachen wie die: Kölns Stürmer Novakovic sei beidfüßig, schnell, schieße jede Menge Tore – wenn man ihm also einen problematischen Charakter attestiere, solle man mal nachdenken, ob er noch bei Köln spielen würde, wenn er keinen Fehler hätte. Das hat Klopp vergangenen Sonntag im “Doppelpass” mitgeteilt, jener Sendung des DSF, die als einzige im gesamten Fernsehen Diskussionen über Fußball ermöglicht. Es war ein Gedanke, eine Beobachtung. Etwas Überraschendes. Wann haben Sie, Leser, zuletzt etwas Überraschendes von einem Trainer (oder einem Sportmoderator) gehört?
Klopp widerspricht, wenn jemand sagt, den Bayern fehle ein Spieler, der die anderen anschreie, sie sollten sich mehr anstrengen. In seiner, Klopps Mannschaft gebe es nicht einen Spieler, der die anderen bei Rückstand zusammenstauche. Vom Brüller träume nur, wer selber einer gewesen sei. Klopp widerspricht auch, wenn aus der schwachen Chancenauswertung der Dortmunder gefolgert wird, es könne demnächst für sie eng werden. Denn so lange die Mannschaft so viele Chancen herausspiele, sei ihm nicht bange. Klopp widerspricht den nichtssagenden Mitteilungen der Fernsehsportreporter fast immer. Darin liegt seine Besonderheit: Er tritt gegen die Phrase an. Gegen die Unkenntnis und gegen den Mangel an Logik, der in den dummen Redensarten steckt. Ein Trainer gegen Redensarten – dass man das noch erleben darf!
schöner beitrag. daumen hoch!...
schöner beitrag. daumen hoch!