Ist noch kein Jahr her, da war ich auch im Stadion an der Alten Försterei, da waren alle Aufstiegschancen von Arminia dahin, und es war nicht klar, ob es eine Lizenz für die neue Saison geben würde. 2011 ist es noch ein bisschen trostloser. Sportlich ist der Abstieg nicht mehr zu vermeiden, und es ist ungewiss, ob Arminia eine Lizenz für die 3. Liga bekommen wird. Wieder ein drohender Abschied vom bezahlten Fußball, da muss man halt die Zähne zusammenbeißen und dabei sein, auch wenn das Spiel fast genau den Erwartungen entsprach, wenn eine schwache und eine grottenschlechte Mannschaft aufeinander treffen..
Überraschend war bloß, wie hitzig es zuging auf dem Rasen. Zwei Platzverweise gegen Union, reichlich gelbe Karten, ein überforderter Schiedsrichter, wenig Fußball und viel Gestocher. Ein mittleres Wunder war es schon, dass die Bielefelder in Führung gingen; nur eine Frage der Zeit dagegen, wann Union der Ausgleich gelingen würde. Denn wie Arminia bei Standardsituationen verteidigte, das hätte einem, wenn es nicht schon so kalt gewesen wäre, das Blut gefrieren lassen. Leicht auszuspielen mit zwei, drei schnellen Kombinationen die Deckung schon überfordert, wenn die Union-Angreifer mal kreuzten. Dass Bielefeld noch ein zweites Tor glückte, war auch nicht absehbar. Denn lange habe ich keine Mannschaft mehr gesehen, die so langsam umschaltet von Abwehr auf Angriff, die so viele Fehler im Spielaufbau macht, und in der sich, nach drei, vier Abspielen, die man als Kombinationen nicht bezeichnen möchte, immer einer findet, der den Ball dann halb hoch und total planlos nach vorne spielt.
Wer mit wem aneinander geriet bei dem Tumult vorm ersten Platzverweis, war aus dem Gästeblock nicht zu erkennen. Dass Mosquera dann mit Gelb-rot in der 77. Minute runter musste, war dagegen konsequent, weil er schon in der ersten Hälfte um die gelbe Karte geradezu gebettelt hatte. Knapp zwanzig Minuten vorher war ihm allerdings der Ausgleich auf eine Weise gelungen, welche die ganze Schwäche der Bielefelder Deckung offenbart hatte. Nach vier Arminen-Ecken hintereinander, die nicht die kleinste Gefahr für Union erzeugten, ließ sich der Tabellenletzte schülerhaft auskontern.
Und lieber gar nicht reden möchte man über das Überzahlspiel, weil neun Unioner noch näher am Siegtor waren als die elf Bielefelder. Technische Unzulänglichkeiten, Alibi-Flanken, Breitwandgeschiebe – und das Schlimmste ist: Man hatte nicht den Eindruck, das Team hätte es besser gekonnt, wenn da noch eine Chance auf den Klassenerhalt gewesen wäre.
So blieb den Fans nicht mehr als der eine oder andere ironische Anfeuerungsruf und ein entspannter Abgang entlang der grünlich-trüben Wuhle. Weil mittlerweile der SV Babelsberg im Keller der 3. Liga angekommen ist, habe ich auch die Hoffnung abgeschrieben, in der nächsten Saison beim Arminen-Gastspiel mal im Karl-Liebknecht-Stadion vorbeizuschauen, sollten die Blauen wider Erwarten doch die Lizenz für Liga drei erhalten. So wie sie heute gespielt haben, weiß ich noch nicht mal, ob ich das ernsthaft bedauern soll.