Eins gegen Eins

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Barca und die bad guys – „el clásico“, III. Akt

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Mit den Parallelen zwischen Kino und Fußball soll man es ja nicht übertreiben, aber man kann über eine Gemeinsamkeit zwischen Hollywood-Blockbustern und...

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Mit den Parallelen zwischen Kino und Fußball soll man es ja nicht übertreiben, aber man kann über eine Gemeinsamkeit zwischen Hollywood-Blockbustern und dem vierfachen „Clásico” nur schwer hinwegsehen. Alles, was die 90 Minuten des Spiels oder die zwei Stunden eines Films umgibt, was ihnen vorausgeht und folgt in der Berichterstattung, ist tendenziell spannender und dramatischer als die Sache selbst, deretwegen der ganze Hype entfacht wird. Die Grabenkämpfe der Trainer, die Sticheleien der Reporter und die Spekulationen über Taktik und Aufstellung entsprechen den Interviews, den Trailern, dem Merchandising und den Happy Meals im Fast-Food-Sektor, und bevor irgendjemand etwas gesehen hat, hat das Spiel/der Film eine Aura des Bedeutsamen, die es aus seinem konkreten Verlauf kaum erreichen könnte. Und die Bilder, welche das Fernsehen liefert, vergrößern diese Aura noch.

Ich hatte mich schon mehr als eine halbe Stunde vor Spielbeginn in der Bar dello Sport meines Vertrauens eingefunden – und Sky Italia blieb einem nichts schuldig. Der langweiligste Teil der Inszenierung sind natürlich die Studio- und Stadionexperten, dafür waren die Bilder vom Aufwärmen der Mannschaften und die Panoramen aus dem Stadion in ihrer Ausführlichkeit großartig. Eine allmähliche Aufladung der Stimmung, die auch all die Spanier, Italiener und Deutschen, die da gemeinsam vorm Bildschirm saßen, erfasste. Die grünlich leuchtende Insel des Bernabeu-Stadions mitten im nächtlichen Madrid, die riesigen Transparente auf den Rängen in den letzten Sekunden, bevor das Bild in den Spielertunnel wechselte, die Vogelperspektive auf den Mittelkreis in den Sekunden vorm Anstoss – all das erzeugte eine Spannung und Vorfreude, welche sich auch in der harten, hitzigen und wenig ansehnlichern ersten Hälfte nicht verbrauchten. Mal wieder war die Dramaturgie der Inszenierung besser als die Dramaturgie des Spiels selbst.

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Meine Befürchtung, dass Mourinho in seiner Strategie der Zerstörung weitere Fortschritte machen, dass er im dritten Spiel den Matchplan finden würde, um Barcelona auf Distanz zu halten, trat zum Glück nicht ein. Der Barca-Flow stockte zwar immer wieder, auch weil Iniesta fehlte und Keita kein wirklicher Ersatz war, aber vom überfallartigen Umschalten aus der Balleroberung in die Vorwärtsbewegung, das Real im Pokalfinale ziemlich gut praktiziert hatte, war nichts mehr zu sehen. Cristiano Ronaldo war phasenweise unsichtbar, Özil ganz schwach, di Maria scheiterte immer wieder am defensiv sehr disziplinierten (und deshalb vorne fehlenden) Dani Alves, und Adebayor fiel in der zweiten Halbzeit allein durch übertriebene Härte auf. Womöglich wäre es doch klüger gewesen, Kaka einzuwechseln.

Dass Akteure wie Pepe in solchen Spielen immer an den Rand des Platzverweises und darüber hinaus geraten, ist nach seinem spektakulären Ausraster im April 2009, der ihm zehn Spiele Sperre einbrachte, keine Überraschung. Ein bad guy, wie ihn jede Inszenierung braucht. Barcas bad guy hieß Pinto, er war, von seinem Äußeren her mindestens so gut gecastet wie Pepe, und es war kein Zufall, dass das Getümmel nach dem Pausenpfiff mehr Dramatik hatte als die ersten 45 Minuten. Auch in der zweiten Halbzeit wird man sich, neben Messis genialem 2:0, eher an die Szenen am Rande erinnern; an den Dialog in der Coachingzone zwischen Mourinho und Puyol nach dem Platzverweis für Pepe, an die verbissenen Anstrengungen des auf die Tribüne verbannten Mourinho, keine Miene zu verziehen – ein Mann, der Stoiker spielen wollte und an dem Brodeln in seinem Inneren scheiterte, obwohl es ihm irgendwie gelang, seine Gesichtszüge zu kontrollieren.

Überraschungen sollte man nach diesem III. Akt nicht mehr erwarten. Kaum vorstellbar, dass Real im Camp Nou am kommenden Dienstag noch einmal eine Wende schafft. Eigentlich schade, ich werde mir natürlich auch das Rückspiel ansehen, aber ich hätte mir dafür eine Situation gewünscht, in der die Dramatik des Spiels mit der seiner medialen Inszenierung mithalten kann.

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3 Lesermeinungen

  1. pardel sagt:

    Nein, Caoky60, keine Sorge,...
    Nein, Caoky60, keine Sorge, das heisst auf Spanisch schlicht und ergreifend el Báyer de Múnich. Die Rache sind die Fernsehkommentatoren, wenn sie versuchen, Borrussia Montschengladbatsch auszusprechen.

  2. Caoky60 sagt:

    @pardel: Na, als Rache koennen...
    @pardel: Na, als Rache koennen Sie ja “Bayern Munchen” schreiben :-)

  3. pardel sagt:

    Barça bitte mit "ç". Findet...
    Barça bitte mit “ç”. Findet sich auf der “9”, wenn man die Tastatur auf Französisch umschaltet. Dafür läßt sich im System ein Tastaturkürzel einrichten, geht ganz einfach.

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