Es gibt verschiedene Arten, einen Sport in Mißkredit zu bringen. Die älteste sind Wetten und anschließende Korruption der Akteure. Lange Zeit gab es überhaupt nur Sportveranstaltungen, damit auf ihren Ausgang gewettet werden konnte. Der Vorgang war der Ausgang, und der war, nach ein paar kleinen Einflußnahmen, absehbar. Die zweite Art des Ruinierens von Sport ist das Doping. Sie ist etwas komplizierter als die Wetten, weil die Wissenschaft ins Spiel kommt, folgt aber dem selben Prinzip: der Ausgang, der offen sein soll, wird Einflüssen ausgesetzt, die von der physischen Leistung ablenken. In beiden Fällen frißt das Mißtrauen am Sport, so wie bei den Profi-Boxkämpfen, die sich allmählich dem Catchen anähneln.
Schließlich gibt es noch eine dritte Art, Sport zu diskreditieren: Joseph “Sepp” Blatter und die Seinen praktizieren sie. Hier werden weder Spiele verschoben – nur vielleicht Veranstaltungen – noch Athleten gedopt. Hier werden vielmehr die Leistungen, die der Sport für andere Bereiche (Wirtschaft, Politik, Massenmedien) erbringt, hemmungslos bewirtschaftet. Nun ist gegen Geld im Sport gerade aus sportlichen Gesichtspunkten heraus gar nichts zu sagen. Die Kommerzialisierung führt hier, anders als bei der Religion, in der Wissenschaft oder in der Kunst, zu besseren Leistungen. Aber Blatter und seine Gesinnungsgenossen teilen dem Publikum unverhohlen mit: Das alles ist nur dazu da, um euch Geld aus der Nase zu ziehen und in unsere Taschen zu lenken.
Zugleich sprechen sie eine verlogenen Sprache des Gemeinwohls. Jede Bewerbung darum, ein Weltereignis wie Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele ausrichten zu dürfen, führt hohe Werte ins Feld. Die Jugend der Welt, der Sport als Spiegel der Gesellschaft, Fairness und Teamgeist etc., das ganze Gequatsche. Die Korruption liegt also nicht darin, dass der Sport durch unsportliche Einflüsse Schaden nähme. Sie liegt darin, dass Steuerzahler, die für Stadien aufkommen sollen und für Polizeieinsätze, für Fernsehgebühren und für die Sporthilfe, an der Nase herumgeführt werden. Nicht darin, dass der Sport kommerziell ist, liegt die Verlogenheit, sondern darin, dass er sich politische Unterstützung erschleicht, obwohl er, politisch betrachtet, ganz offenkundig ein System netzwerkhafter Machenschaften ist. Insofern wäre gegen einen Zerfall der FIFA gar nichts zu sagen.
@Welehamm
Dem ist nichts...
@Welehamm
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Der Skandal beginnt doch schon...
Der Skandal beginnt doch schon bei uns. Der DFB hat doch auch für Don Corrupto gestimmt!
@Caoky60:
Man muss Erfindungen...
@Caoky60:
Man muss Erfindungen und Wissenschaft wohl unterscheiden: Die Dampfmaschine verdanken wir, wenn ich kurz nachdenke, einem Mechaniker, den Ottomotor einem Kaufmann. Einer durchkommerzialisierte Wissenschaft wiederum würde das Publikationswesen fehlen, die Erkenntnisse bleiben lange Privatbesitz, was die Dynamik des Erkenntnisgewinns ziemlich bremsen würde. Aber Sie haben Recht, die Industrieforschung steigert Leistungen in bestimmten Bereichen, nur eben nicht um der Erkenntnis willen.
Und zum zweiten Punkt: Da haben Sie mich mißverstanden. Ich möchte nicht die Sportvereine für die Polizeieinsätze heranziehen. Aber wenn sie den Staat stark in Anspruch nehmen, dann kann umgekehrt der Staat bzw.können die Bürger von den Spitzenverbänden verlangen, dass sie sich nicht wie private Bereicherungsnetzwerke verhalten.
@merseysider:
Es wäre interessant, Ökonomen zu fragen, wie man den Stimmenkauf bei so starken Unterschieden zwischen den natioanlen Verbänden in der FIFA eindämmen kann. Machttausch gibt es ja überall, wo “one country, one vote” gilt, auch in der EU, aber die flagrante Korruption scheint doch im Sport besonders prominent, oder ist das eine optische Täuschung?
2 Anmerkungen: Natuerlich...
2 Anmerkungen: Natuerlich fuehrt auch in der Wissenschaft die Kommerzialisierung zu besseren Leistungen! Denken Sie doch einmal ganz kurz nach, was alles von Leuten erfunden wurde, die dabei kommerziell motiviert waren: Dampfmaschine, Auto, Schnelldrucker, Computer, die ganzen R+D Labors der Pharmaindustrie mit neuen Experimenten – denn die staatlich bezahlte Forschung ist nur ein Bestandteil der wissenschaftlichen Leistungserbringung! – Wenn Fussballvereine fuer die Polizei bei Spielen zahlen sollten, dann muss dass auch fuer Parteien und Gruppen gelten, die Demonstrationen veranstalten, und auf die Autobahnmaut gehoert eine Extragebuehr fuer die Autobahnpolizei! Und wenn gewaehlte Stadtraete die Fussballvereine ihrer Staedte finanziell unterstuetzen, verspielen sie dieses Geld wenigstens nicht mit dem Kauf undurchsichtiger Finanzinstrumente :-). Wer dass nicht will kann ja mit Leuten die diese Meinung teilen Stadtraete waehlen, die keine Fussballvereine sondern Malwettbewerbe sponsoren.
Einen Zerfall der FIFA würde...
Einen Zerfall der FIFA würde meiner Meinung nach nur eine einzige Maßnahme herbeiführen: die Verbände der 24 stärksten Mannschaften, also z.B. die ersten 24 der FIFA-Rangliste, müßten aus dieser Organisation austreten und einen neuen Dachverband gründen. Aber ob es jemals dazu kommt?