Guildo Horn – ja, den gibt es wohl tatsächlich noch! – hat in einer sogenannten Prominentenumfrage der Nachrichtenagentur dpa erklärt: „Ich bin ein Frauenfußball.” Es fällt schwer, einen Sinn darin zu erkennen, man möchte schon den Redakteur anrufen und fragen, ob da womöglich ein Schreibfehler vorliegt – und es ist noch schwerer, einen Witz darin zu erkennen.
Es sei denn, man nähme diese Selbstdefinition des „Piep, piep, piep”-Mannes als schlagendes Argument, warum man sich die Spiele der WM lieber nicht anschaut. So wenig, wie man den pinkfarbenen Barbie-Kickertisch im Berliner KaDeWe aufsucht, so wenig, wie man von den Marketingstrategien beeindruckt ist, mit denen alle möglichen Firmen versuchen, an dem Event zu verdienen; so wenig, wie man all den beflissenen Politikern vom Bundespräsidenten bis zum Innenminister glaubt, die sich ein neues „Sommermärchen” versprechen, weil man sie gefragt hat, ob sie sich von der WM ein „neues Sommermärchen” versprechen.
Gegen die Flügelzange aus hoher kommerzieller Erwartung und zaghafter nationaler Kampagne steht noch immer die prosaische Auskunft, dass jeder zweite Deutsche (laut einer Umfrage von dpa) keine einzige Fußball-Nationalspielerin kennt. Sie belegt, dass all die Werbemühen samt publizistischem Flankenschutz so gut wie gar nichts gebracht haben und wohl auch nicht mehr allzu viel bringen werden, wenn nicht mal die „Sex sells”-Formel, der sich die meisten Verkäufer willfährig unterworfen haben, eingeschlagen hat. Es sind die händeringenden Versuche, ein Event an den Kunden zu bringen, und gelegentlich hört man dann von Leuten, in deren Firmen Karten für die Spiele gelandet sind, dass die kaum einer haben will, obwohl es sie umsonst gibt.
Es wird auch diesmal nicht gelingen, Frauenfußball mittelfristig populärer zu machen. Das verhält sich ähnlich wie bei den kurzen Blüten von Biathlon oder Skispringen, wo mit den Quoten auch das öffentliche Interesse schwand. Auch der Vorschlag der Schauspielerin Katja Flint, von dpa ebenfalls zur Ader gelassen, es auch im Fußball mit etwas Ähnlichem wie einem „gemischten Doppel” zu versuchen, hat kaum eine Zukunft. Was man schon daran sehen konnte, dass die Spiele der Frauen-Nationalelf gegen eine männliche A-Jugend-Mannschaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden – und dann auch nicht so wahnsinnig erfolgreich verliefen.
Warum soll ich mir Spiele ansehen, die nicht so athletisch, nicht so taktisch ausgefeilt, nicht so spielerisch ansprechend sind wie im Männerfußball, obwohl es sich ja immerhin um eine WM handelt? Ist ja gut und richtig, dass Mädchen und Frauen Fußball spielen, tun sie ja längst in fast allen Fußballvereinen. Aber man muss das nicht um jeden Preis ins Prime-Time-Fernsehen bringen. Ist ja richtig, aber nicht wichtig, pflegte der Wirtschaftswissenschaftler Edgar Salin gerne manche Antworten in seinen Seminaren zu kommentieren.
Ich freue mich stattdessen, dass Sport1 diverse Spiele der Copa America übertragen wird, die Anfang Juli beginnt, und dass Eurosport bei der U17-WM in Mexiko dabei ist. Und ich erwarte nicht, dass öffentlich-rechtliche Sender diese Spiele zeigen. Ein Spartenkanal ist jedoch genau dazu da, und als ich gestern der deutschen U17 beim souveränen 3:0 gegen Burkina Faso zusah, war das erheblich unterhaltsamer und spannender als Frauenfußball. Ich schaute mir die milchbärtigen Gesichter bei der Hymne an und fragte mich, ob es einer dieser Jungs vom Jahrgang 1994 bis 2014 in Brasilien packen wird und wer von ihnen dann 2016 bei der Euro in Frankreich dabei sein wird. Und hoffe natürlich, dass der einzige Spieler im Kader, der bei einem Drittligaclub spielt, dass Nico Perrey von Arminia Bielefeld, der gestern eine fehlerlose Partie als Innenverteidiger bot, dabei sein wird. Wenn’s geht, vielleicht ohne Justin-Bieber-Frisur.
Natürlich ist ein U17-Match nicht immer so flüssig, die Fehlerquote im Passspiel ist eher hoch, aber wenn man das Bild der Führungskamera hat, ohne Nahaufnahmen der Gesichter oder die Halbnahe, könnte es sich gut auch um eine gehobene Bundesliga-Partie handeln. Dieser Eindruck stellt sich beim Betrachten eines Frauenfußballspiels nie ein. Man sieht, wie gut zum Teil die Raumaufteilung der 17-Jährigen ist, wie vergleichsweise strukturiert und diszipliniert sie ein 4-2-3-1 spielen, und ist für die fußballlose Zeit getröstet. Deshalb muss ich am Sonntag den Fernseher auch erst um 22 Uhr anschalten, wenn Deutschland gegen Panama spielt.
"Genau solche Ignoranten wie...
“Genau solche Ignoranten wie Sie sind der Grund, dass Frauenfußball in diesem Lande nur eine Randsportart ist. ”
Der Grund liegt darin, daß noch nicht einmal Frauen sich Frauenfußball (im TV oder im Stadion) ansehen. Der Charme von (Männer-)Fußball, von Tennis, Boxen oder Autorennen für das Fernsehen liegt ja darin, daß diese Sportarten schon vorher, um nicht seit 1920 zu sagen, große Zuschauerzahlen hatten.
Und mit Propa…äh… Werbung kann man eben nicht alles erreichen, was man an der enttäuschenden Entwicklung der NBA erkennen kann.
@MCT, leider nicht. Abgesehen davon, daß nur die wenigsten (deutschen) Jungs der U-17-WM im Internat sind, gibt es tatsächlich körperliche Unterschiede, die jeden Vergleich unsinnig erscheinen lassen.
Frauen können gar nicht “erfolgreich in Männerdomänen” eindringen, weil die o.g. “Bubis” die Frauennationalmannschaft problemlos schlügen … auch wenn sie nur mit neun Spielern anträten. Frauenfußball muß man sich ansehen, wie man auch zur Theateraufführung des nächstgelegenen Kindergarten geht: aus Respekt vor dem Eifer und aus christlicher Nächstenliebe.
Im wesentlichen kommt der...
Im wesentlichen kommt der Qualitätsunterschied wohl von mangelnder Professionalität der Frauen. Während die Jungs bei der U-17 WM alle im Sportinternat sind, reicht das Gehalt als Bundesligaspielerin wohl kaum zum Überleben.
Einfach nur zuschauen weil Deutschland immer gewinnt habe ich noch nie verstanden.
Aus diesem Grund bin ich wohl auch kein Biathlon/Skispringen/Rodeln/Formel 1 wenn grad ein Deutscher gut ist/etc…. Fan geworden.
Frauenfußball interessiert...
Frauenfußball interessiert doch kaum jemanden, dafür reicht ein Blick auf die Zuschauerzahlen der Frauen-Bundesliga. Daran wird diese WM trotz Medienhype nichts ändern. Frauenfußball ist einfach nicht schön anzuschauen. Es wäre ja ok, wenn das Spiel nur etwas langsamer als bei den Männern wäre. Aber können diese Frauen wirklich gut mit dem Ball umgehen? Zu häufig sehe ich schlechte Ballannahmen und Fehlpässe ohne Bedrängnis. Nie sehe ich ein elegantes Dribbling oder eine schöne Körpertäuschung. Wo sind die weiblichen Messi, Zidane und Ronaldinho? Welt- und Europameistertitel sind kein Ausweis für Attraktivität. Der Frauenfußball muss dafür erstmal an das technische Niveau der Männer herankommen.
Also das sind Weltmeisterinnen...
Also das sind Weltmeisterinnen und Europameisterinnen, waehrend die Maenner immer nur den 3.Platz gefeiert haben. – Sie koennen sich ja gerne statt der WM Ringkaempfe angucken, viele Maenner im Kreis die sich pruegeln, und Wettskandale gibt es auch nicht weil jeder weiss “die Guten” gewinnen!!
Genau solche Ignoranten wie...
Genau solche Ignoranten wie Sie sind der Grund, dass Frauenfußball in diesem Lande nur eine Randsportart ist. Frauen sind also “nicht so athletisch” und spielen “nicht so taktisch ausgefeilt” und sind “nicht so spielerisch ansprechend”?
Wohl noch nie ein Frauenfußballspiel gesehen, was?
1. Zwischen Frauen und Männern gibt es einen biologischen Unterschied, das erklärt die athletischen Unterschiede. Konditionell aber sind dort keine Unterschiede, denn auch Frauenspiele dauern 90 Minuten!
2. Frauen spielen taktisch genauso ausgefeilt wie die Männer (Frauen sind genauso wie Männer in der Lage “strukturiert und diszipliniert” ein 4-2-3-1- System zu spielen, den vom Gehirn her bestehen in diesem Punkt keine Unterschiede), nur dass bei den Männern böse Fouls auch zur Taktik gehören.
3. Schon mal die Brasilianerin Marta gesehen? Da können einige BuLi- Profis noch von lernen.
Und übrigens: ich bin eine Frau und ein großer Fußballfan. Und ich bin nicht so eine, die sich schwarz- rot- gold stylt und Fußball nur wegen des Rudelguckens mag. Am liebsten erkläre ich nämlich Jungs die Abseitsregel.
Tja, und wenn einige meinen, Frauenfußball sei Murks, bitte, dann sollen sie doch beim Bubi- Gekicke von U- 17 Teams glücklich werden.
Grüße von hobbitfreund, die sich immer wieder über die männliche Ignoranz (oder Angst) ärgert, die immer dann zu Tage tritt, wenn Frauen erfolgreich in Männerdomänen eindringen.
Gibt's denn in der...
Gibt’s denn in der FAZ-Redaktion Frauen-WM-Guck-Zwang? Schlimm, schlimm, wie das Gender Mainstreaming jetzt auch schon die für uneinnehmbar gehaltenen Bastionen konservativer Männlichkeit erobert hat. Viel Spaß beim Kinder-Kick!