Die Zentralbanken fluten die Wirtschaft mit Geld. Deshalb drohen neue Blasen.
Von Patrick Bernau
Die Eurokrise ist nicht das Ende der Probleme. Selbst wenn sie irgendwann gelöst ist, drohen neue Blasen oder Krisen, weil zu viel Geld in der Wirtschaft unterwegs ist: Diese Sorge hat mich Anfang Dezember zu meinem Blogbeitrag “Die große Geldschwemme” veranlasst. Es gab viele Reaktionen, für die ich sehr dankbar bin – die jüngste bei Kantoos von Henry Kaspar. Kaspar will mir in einem sehr kenntnisreichen, kritisch gemeinten Beitrag erklären, dass alles nicht so schlimm sei. Doch er nimmt mir meine Sorgen nicht, er macht sie nur noch größer.
Kaspar hat zwei Argumentationslinien. Die erste ist kurz: Der Geldüberhang, der sich seit 2005 gebildet habe, sei inzwischen abgebaut. Mit diesem Argument müssen wir uns hier nicht länger aufhalten, denn Kaspar nimmt meinen Einwand schon vorweg: Ich bin gar nicht der Ansicht, dass sich der Überhang erst ab 2005 gebildet hat. Ich finde schon das Wachstum der Vorjahre zu hoch, das Kaspar als Vergleichsmaßstab verwendet.
Im zweiten Teil seiner Argumentation unternimmt Kaspar einen langen Ausflug in die Saldenmechanik, die er ausführlich und gut erklärt. Unglücklicherweise verwechselt er dabei meine Sorge vor einer Blase, einer Asset Price Inflation, mit der vor einer Güterpreis-Inflation. Am Ende kommt er zu drei möglichen Entwicklungen:
1a) Die Geldmenge schrumpft: Die Bankkunden wandeln ihre Einlagen in Bankkapital um.
1b) Die Geldmenge schrumpft nicht: Die Menschen wollen ihre Einlagen nicht in Bankkapital umwandeln, sondern stecken es in Staatsanleihen. Kaspar nennt hier nicht explizit, dass das Geld auch in andere Assets gehen kann – aber natürlich ist das möglich.
2) Die Geldmenge schrumpft: Während die Kredite zurückgezahlt werden, bildet sich eine „Balance Sheet Recession”.
Damit ist er genau bei meiner Sorge angekommen: Entweder die Geldmenge schrumpft (zumindest im Verhältnis zum BIP) – oder das Geld fließt in immer neue Geldanlagen und treibt deren Preis hoch: Wir bekommen neue Blasen. Dummerweise tun die Zentralbanken – allen voran die amerikanische – gerade alles dagegen, dass die Geldmenge schrumpft.
P.S.: Es ist schon bemerkenswert, wie sich die Maßstäbe verschoben haben. Als die New-Economy-Blase geplatzt war, war die Angst vor neuen Blasen groß – weil jeder noch genau wusste, wie schädlich Blasen sind. Heute heißt es oft „Einig sind wir uns, dass Assetblasen per se nicht das Problem sind.” – wie bei Kantoos-Kommentator Alex F. Ich bin allerdings nach wie vor dafür, nicht nur Finanzkrisen zu bekämpfen, sondern auch Blasen. Das heißt nicht, dass man Blasen ex ante erkennen kann. Aber man kann eine Geldmenge schaffen, die Asset Price Inflation unwahrscheinlicher macht.
____________________________________________________________________
Das Blog finden Sie unter https://www.faz.net/fazit und auf: