Der Bund hat am Dienstag eine zweijährige Anleihe mit einem Kupon von null Prozent zur Auktion ausgeschrieben. Der Bund muss damit auf diese Anleihe, deren Volumen 5 Milliarden Euro erreichen soll, keinerlei Zinsen zahlen – eine Rendite für den Anleger kann nur aus der Differenz zwischen Ausgabe- und Tilgungskurs entstehen. Dies ist ein neues Rekordtief, nachdem die zuletzt angebotenen Zweijährigen Kupons von 0,25 Prozent trugen. Die Marktrendite umlaufender zweijähriger Papiere belief sich am Dienstag auf 0,056 Prozent.
Von Gerald Braunberger
Haben wir es hier mit einer neuen Spekulationsblase zu tun? Viele Kapitalmarktexperten (hier ein Beispiel aus einem bekannten Family Office) halten die Kurse von Bundesanleihen für völlig überhöht (bzw. die Renditen für viel zu niedrig) und sprechen von einer Spekulationsblase. Andererseits ließ sich mit dem Kauf der vermeintlich überbewerteten Bundesanleihen seit Jahresanfang gutes Geld verdienen. Und warum sollen die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen (1,47 Prozent) nicht noch weiter fallen und die Niveaus schweizerischer (0,63 Prozent) oder japanischer (0,85 Prozent) zehnjähriger Staatsanleihen erreichen?
Update: Bei der Versteigerung wurden am Mittwoch zweijährige Papiere für knapp 4,6 Milliarden Euro zugeteilt. Bei einem Kupon von null Prozent errechnete sich eine Emissionsrendite von 0,07 Prozent. Die Nachfrage entsprach dem 1,7-fachen der Zuteilung. Aus der Sicht des Bundes ist das ein sehr gutes Ergebnis, denn wir haben in den vergangenen Jahren mehrere Emissionen gesehen, bei denen die Nachfrage spürbar geringer war als erwartet.
Prognosen sind nicht nur an Aktien- oder Devisenmärkten schwierig. Auch an Anleihemärkten haben sich schon höchst namhafte Investoren ganz übel verschätzt. Als Warnung für alle, die meinen, sie wüssten genau, was die Zukunft bringt, folgen drei hoffentlich lehrreiche Beispiele:
1. “Every human being on the planet should short Treasuries.”
Also sprach Nassim Nicholas Taleb, Erfinder der Theorie des “Black Swan” und Vermögensverwalter, im Februar 2010. Taleb bezeichnete seine Empfehlung als “no-brainer”. Wie der amerikanische Vermögensverwalter Mebane Faber ausgerechnet hat, hätte diese Strategie bis heute einen Verlust von rund 50 Prozent gebracht. Faber kommentiert sarkastisch: “Not that I need to remind our readers to blindly follow pundit advice, but always good to remember bold calls are great for selling books and speaking fees, not always so good for your wealth…”
2. “The legitimate corollary question is: Who will buy Treasuries when the Fed doesn’t?”
Also sprach Bill Gross von der großen amerikanischen Fondsgesellschaft Pimco und verkaufte im Frühjahr 2011 erhebliche Bestände amerikanischer Staatsanleihen. Wie Gross mittlerweile eingeräumt hat, war dies ein schwerer Fehler.
3. “Norway Buys Greek Debt as Sovereign Wealth Fund Sees No Default”
Der staatliche norwegische Pensionsfonds ist einer der bedeutendsten Großanleger in der Welt. Im September 2010 teilte der Fonds mit, dass er seine Bestände griechischer Staatsanleihen aufgestockt hatte: “One could say we are investing for infinity.” Vor wenigen Tagen teilte der Fonds mit, er habe seine Bestände europäischer Staatsanleihen reduziert. Kein Wunder, wenn man in Oslo die griechische Umschuldung für einen schweren Fehler hält.
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