Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Wie wäre es mit einer Spekulation gegen Deutschland?

Hedgefonds erwarten steigende Renditen für Bundesanleihen. Tätig sind sie aber eher an den Märkten für Kreditausfallderivate (CDS) auf Bundesanleihen. Derweil sinken die Renditen für Anleihen aus Spanien und Italien deutlich, weil die Marktteilnehmer auf Anleihekäufe durch den ESM hoffen. Von Gerald Braunberger.

Hedgefonds erwarten steigende Renditen für Bundesanleihen. Tätig sind sie aber eher an den Märkten für Kreditausfallderivate (CDS) auf Bundesanleihen. Derweil sinken die Renditen für Anleihen aus Spanien und Italien deutlich, weil die Marktteilnehmer auf Anleihekäufe durch den ESM hoffen. Und die Fed tanzt noch länger Twist.

Von Gerald Braunberger

Der Bund hat am Mittwoch zweijährige Bundesschatzanweisungen zu einer Rendite von 0,10 Prozent ausgegeben. Die Nachfrage war sehr stark und nur Puristen würden bemängeln, dass die Rendite höher war als bei der vorangegegangenen Emission. Da betrug sie 0,07 Prozent. In beiden Fällen bekommt der Bund das Geld von den Anlegern mehr oder weniger geschenkt.

Dennoch hat eine derzeit vor allem von Hedgefonds angezettelte und – keinen Kenner wundert es – von der “Financial Times” weiter getragene Diskussion an den Märkten begonnen, ob die Renditen für Bundespapiere nicht viel zu niedrig seien. Bei den zehnjährigen Bundesanleihen ist die Rendite seit Anfang Juni vom historischen Tief von 1,17 Prozent auf nunmehr 1,61 Prozent gestiegen. Das ist, historisch betrachtet, immer noch eine sehr niedrige Rendite, die in Europa nur von Zehnjährigen aus der Schweiz, Dänemark und Schweden unterboten wird. Die Hedgefonds – von denen viele in den vergangenen zwei Jahren erbärmlich abgeschnitten haben, weil auch sie mit der hohen Volatilität an den Märkten nicht zurecht gekommen sind – nennen mehrere Gründe: 1. Die deutschen Renditen haben von Fluchtkapital aus Südeuropa profitiert. Dieser Zustrom wird einmal verebben. 2. Deutschland ist in der Gefahr, sich mit der Rettung Europas finanziell zu übernehmen.

Rein objektiv lässt sich der Renditeanstieg in den vergangenen Wochen kaum als wirkliches Alarmsignal verstehen, sondern eher als eine Reaktion auf einen extrem tiefen Fall. Deutsche Zweijährige rentieren derzeit mit 0,10 Prozent, deutsche Fünfjährige mit 0,63 Prozent und deutsche Zehnjährige mit 1,61 Prozent. In solchen Sätzen lassen sich beim besten Willen keine bedeutenden Risikoprämien erkennen und die meisten anderen Länder würden sich über solch niedrige Renditen freuen.

Die Kritiker verweisen allerdings auf den Anstieg der Preise für Kreditausfallderivate (CDS) auf Bundesanleihen. Diese Preise sind über die vergangenen Monaten in der Tat gestiegen, zuletzt aber auch wieder gefallen. Die Bewertungen an Anleihe- und CDS-Märkten sind in der Tat kaum miteinander vereinbar und mit fehlender Arbitrage erklärbar, weil an beiden Märkten zum Teil sehr unterschiedliche Teilnehmer agieren. Die klassischen Teilnehmer an Anleihemärkten – Versicherungen, Pensionskassen, Fondsgesellschaften, Stiftungen – sieht man an den CDS-Märkten weniger. Dort tummeln sich überwiegend Banken und Hedgefonds. In den vergangenen Jahren haben viele bedeutende Marktteilnehmer zu Spekulationen gegen Staatsanleihen aufgerufen – und sich oft damit die Finger verbrannt.

Grund zur Freude hatten Spanien und Italien. Äußerungen französischer und italienischer Politiker über denkbare Käufe von Staatsanleihen durch den ESM sorgten für einen deutlichen Fall der Anleiherenditen und der Preise für CDS. Mit Benoit Coeuré sprach sich ein Führungsmitglied der EZB für Anleihekäufe durch den noch aktuellen Rettungsfonds aus. Die Zehnjährigen aus Spanien rentierten am Mittwochnachmittag mit 6,68 Prozent nach 7,24 Prozent in der Spitze am Montag. Italienische Zehnjährige rentierten mit 5,74 Prozent.

 

Update: Die amerikanische Fed hat beschlossen, ihre “Operation Twist” bis zum Jahresende zu verlängern: Bei dieser Operation verkauft die Fed kurzlaufende Papiere mit Restlaufzeiten bis 3 Jahre und kauft dafür Papiere mit Restlaufzeiten von 6 bis 30 Jahren. Hierdurch will die Fed Einfluss auf die Renditestrukturkurve nehmen, wovon sie sich einen günstigen Einfluss auf die Konjunktur verspricht. Das Volumen der Operation wird mit 267 Milliarden Dollar angegeben. In einer ersten Reaktion sind die Finanzmärkte nicht allzu begeistert -wie üblich hatten sie sich mehr erhofft.