Mehr als 14 Milliarden Euro im Jahr: So hoch schätzen Forscher in einer neuen Studie die Kosten, die durch Spam entstehen. Besonders ärgerlich: Der Spam bringt nicht mal den Versendern viel.
Von Patrick Bernau
In der Computerwelt gibt es wenig größere Plagen als Spam, die nervenden Werbe-Mails, die ihren Namen dank eines Monty-Python-Sketches von amerikanischem Schinken (Foto: AFP) bekommen haben. Wie groß der Ärger ist, weiß jeder. Jetzt haben Forscher ausgerechnet, wie groß der Schaden tatsächlich ist – und sie haben festgestellt: Es ist noch viel schlimmer als viele andere Ärgernisse.
Die Studie ist in der renommierten Wirtschaftsforschungs-Zeitschrift “Journal of Economic Perspectives” erschienen und stammt von zwei Forschern, die gemeinsam bei Yahoo gearbeitet haben: Justin Rao und David Reiley. Sie haben sorgfältig zusammengetragen, an welchen Stellen Spam nervt und Geld kostet.
Das naheliegendste Problem ist, dass so viel davon in den Mailboxen ankommt. Rao und Reiley haben überschlagen, dass die Computernutzer der Welt jährlich mehr als 500 Millionen Stunden damit verbringen, Spam-Mails zu erkennen und zu löschen. Und dabei haben sie noch gar nicht berücksichtigt, dass der Spam-Filter neue Probleme macht – und wie viel Zeit es kostet, die sinnvollen Mails wieder herauszufischen.
Die Kosten für den Spam-Filter an sich kommen auch noch dazu. Hochqualifizierte Informatiker und IT-Administratoren können keine tollen neuen Programme entwickeln, sondern müssen Filter bauen, um den Spam aus dem E-Mail-Strom zu filtern. Allein 6,5 Milliarden Dollar zahlen Unternehmen jährlich an IT-Firmen für den Schutz vor Spam. Da sind die Kosten für die eigenen IT-Administratoren noch nicht berücksichtigt – und auch nicht die Leitungs- und Rechenkapazität, die Spam-Mails blockieren. Am Ende taxieren Rau und Reiley den wirtschaftlichen Schaden durch Spam auf 14 bis 18 Milliarden Dollar im Jahr.
Das ist schon mehr Schaden, als Autodiebstähle verursachen. Die kosten nämlich nach einer FBI-Schätzung nur 8 bis 12 Milliarden Dollar im Jahr. Doch aus Sicht von Ökonomen kommt jetzt noch eine Pest dazu: Es ist der so genannte “Wohlfahrtsverlust”. Das ist das Fachwort für folgenden Gedanken: Beim Autodiebstahl hat wenigstens einer noch etwas von dem Verbrechen, nämlich der Dieb. Der hat ein Auto. Auch wenn die Kosten eines Autodiebstahls viel höher sind als der Wert des Autos, bleibt am Ende bis zu einem Sechstel des Gesamtschadens als Nutzen für den Dieb.
Das kann man von Spam nicht behaupten. Weil die meisten Leute das angepriesene Zeug gar nicht haben wollen, machen die Spammer nach Schätzung von Rao und Reiley jährlich nur einen Umsatz von 160 bis 360 Millionen Euro im Jahr – ein Fünfzigstel des Schadens, den sie anrichten.
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