Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Schattenbanken: Aus dem Dunkel ins Licht

Nachdem in den vergangenen Jahren die Regulierung der Banken im Mittelpunkt stand, rücken nun die Schattenbanken ins Scheinwerferlicht. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Nachdem in den vergangenen Jahren die Regulierung der Banken im Mittelpunkt stand, rücken nun die Schattenbanken ins Scheinwerferlicht. Veröffentlichungen des Finanzstabilitätsrats beleben die Debatte. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Von Gerald Braunberger

 

“The shadow banking system consists of a web of specialized financial institutions that conduct credit, maturity, and liquidity transformation without direct, explicit access to public backstops. The lack of such access to sources of government liquidity and credit backstops makes shadow banks inherently fragile. Much of shadow banking activities is intertwined with the operations of core regulated institutions such as bank holding companies and insurance companies, thus creating a source of systemic risk for the financial system at large.”
Tobias Adrian & Adam B Ashcraft

 

 

1. Was sind Schattenbanken?

Der Begriff ist nicht eindeutig definiert. Die obige Definition von Adrian & Ashcraft beschreibt die wichtigsten Eigenschaften: Schattenbanken sind Finanzinstitutionen, die ähnlich wie Banken Kredite vergeben oder kreditähnliche Geschäfte betreiben und/oder in der Fristen- und Liquiditätstransformation tätig sind – ohne jedoch wie die Banken Zugang zu einer Zentralbank zu besitzen oder Mitglieder von Einlagensicherungsfonds zu sein. Dies ist ein Grund, warum die Überwachung und gegebenenfalls Regulierung von Schattenbanken wichtig erscheint. Zu den Schattenbanken zählt man üblicherweise Geldmarkt-, Investment- und Hedgefonds, Makler- und Handelshäuser und spezialisierte Finanzierungsgesellschaften, nicht aber Versicherungen und Pensionsfonds.

 

2. Wie bedeutend sind Schattenbanken?

Mittlerweile global sehr bedeutend. Ihr globales Geschäftsvolumen ist von 26 Billionen Dollar im Jahre 2002 über 62 Billionen Dollar (2007) auf 67 Billionen Dollar (2011) gestiegen und erreicht damit in etwa die Hälfte des Geschäftsvolumens der Banken. Das Geschäftsvolumen der Schattenbanken entspricht rund 110 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Länder, aus denen Schattenbanken Geschäfte betreiben. Vom Geschäftsvolumen von 67 Billionen Dollar entfallen 23 Billionen Dollar auf die Vereinigten Staaten, 22 Billionen Dollar auf den Euroraum und 9 Billionen Dollar auf Großbritannien

3. Welche Rolle spielen Schattenbanken in Deutschland?

Bislang keine sehr große, wie die Grafik zeigt, weil in Deutschland nach wie vor die Banken die mit Abstand wichtigsten Finanzhäuser sind. Das Gewicht der Schattenbanken hängt ab von der Ausprägung des Finanzsystems, das sehr unterschiedlich sein kann. In den Vereinigten Staaten sind Schattenbanken sehr viel wichtiger als in Deutschland, unter anderem wegen der größeren Bedeutung von Geldmarkt- und Hedgefonds. Außerm gibt es in Amerika viele sogenannte “Broker-Dealer”, die man als Wertpapierhandelshäuser bezeichnen kann, die ebenfalls unter die Schattenbanken eingereiht werden.

Bild zu: Schattenbanken: Aus dem Dunkel ins Licht

 

4. In welchen Ländern sind Schattenbanken besonders wichtig?

Wählt man das Verhältnis des Geschäftsvolumens der Schattenbanken zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der jeweiligen Gastländer zum Maßstab, liegen Hongkong (520 Prozent), die Niederlande (490 Prozent), Großbritannien (370 Prozent), Singapur (260 Prozent) und die Schweiz (210 Prozent) vorne. Nicht zufällig findet man dort internationale Finanzzentren. Die hohe Zahl für die Niederlande erklärt sich auch mit der Existenz sogenannter spezieller Finanzinstitutionen, für deren Existenz auch steuerliche Gründe wichtig sind.

 

5. Was ist der Finanzstabilitätsrat?

Der Finanzstabilitätsrat (“Financial Stability Board”, FSB) ist eine der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich angeschlossene Institution, in der unter Zentralbanker, Finanzaufseher und Regierungsvertreter aus Industrienationen und Schwellenländern sitzen. Er unterbreitet Vorschläge, die zur Stabilität des internationalen Finanzsystems beitragen sollen. Der Finanzstabilitätsrat sieht die Schattenbanken als eine erhebliche Gefahrenquelle, auch wenn er die Existenz dieser Finanzinstitute nicht generell ablehnt, sondern sie – richtig beuafsichtigt und reguliert – aus gesamtwirtschaftlicher Sicht für nutzbringend hält. Allerdings haben die Schattenbanken in den Jahren vor der Krise mit einer sehr starken Geschäftsausweitung zum Aufbau jener Kreditpyramiden beigetragen, deren drohender Zusammenbruch in der anschließenden Krise die Stabilität des Finanzsystems bedrohte.

 

6. Wo befinden sich die größten Risiken im Zusammenhang mit Schattenbanken?

 

– Die Geschäftsbeziehungen zwischen Schattenbanken und normalen Banken sind sehr eng. Probleme bei den Schattenbanken können normale Banken in Schwierigkeit bringen (wie man im Jahre 2007 zum Beispiel anhand der IKB und der Landesbank Sachsen gesehen hat).

– Die jüngste Krise hat in den Vereinigten Staaten die Anfälligkeit besonders von Geldmarktfonds für massive kurzfristige Mittelabflüsse gezeigt. Hier schlägt der Finanzstabilitätsrat unter anderem eine marktbezogene Bewertung der Aktiva vor.

– Der Finanzstabilitätsrat empfiehlt aber auch, andere Schattenbanken auf systemische Risiken zu untersuchen.

– Schattenbanken sind in der Verbriefung und Handelbarmachung von Forderungen tätig, deren Risiken ebenfalls genau beobachtet werden müssen.

– Der prozyklische Charakter mancher Geschäftsarten (z.B. von Repos) muss genau analysiert werden.

Eine Bewertung der Vorschläge des Finanzstabilitätsrats hat für die Deutsche Bundesbank das Vorstandsmitglied Andreas Dombret in der F.A.Z. vorgenommen.

ERGÄNZUNG:

Die Deutsche Bundesbank behandelt in ihrem im November 2012 erschienen Finanzstabilitätsbericht 2012 auch das Schattenbankwesen in Deutschland. Für Interessenten an dem Thema Schattenbanken sehr empfehlenswert!

Ein Bericht der EZB zum Thema Finanzstabilität, der ebenfalls sehr lesenswert ist, erschien Mitte Dezember 2012.

 

 

 

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