Könnte man sich vorstellen, dass heutzutage ein Träger des Nobel-Gedenkpreises für Wirtschaftswissenschaften seine Preis-Vorlesung in Stockholm für eine Konjunkturprognose über die kommenden zehn Jahre nutzt? Angesichts der Zweifel an den Prognosefähigkeiten von Ökonomen wäre dies heute kaum denkbar. In einer früheren Zeit war dies anders: Über eine solche Prognose sprach der Preisträger des Jahres 1980, Lawrence Klein, in seiner damaligen Preis-Vorlesung.
Der aus Omaha (Nebraska), der Heimatstadt Warren Buffetts, stammende Lawrence Klein (1920 bis 2013) ist nun im Alter von 93 Jahren gestorben. Wie Klein selbst berichtet hat, interessierte er sich schon früh für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften; schließlich verband er beide Felder und wurde ein bedeutender Ökonometriker. Eine Doktorarbeit bei Paul Samuelson am MIT, Aufenthalte an den Universitäten von Michigan, Chicago, Oxford und Pennsylvania: Klein war außerordentlich einflussreich in der Entwicklung makroökonometrischer Modelle; hierfür erhielt er auch den Nobelpreis. In den sechziger und siebziger Jahren zählte er mit Paul Samuelson, James Tobin und Franco Modigliani zu den führenden Keynesianern in den Vereinigten Staaten.
Sein Credo fasste er im Jahr 2005 zusammen:
I have always believed that people have misjudged the accuracy
of economic forecasting… It is my firm belief that the only satisfactory test of economics is the ability to predict, and in crucial predictive situations such as reconversion after World War II, the settlement of the Korean War, the settlement of the Vietnam War, the abrupt economic policy switch of the Nixon Administration in August 1972, the oil shock of 1973 (forecast of a world-wide succession by LINK), the recession of 1990. In these crucial periods, econometric models outperformed other approaches, yet there is considerable room for improvement…”
Ergänzungen:
1. Hier ist ein langes Interview mit Klein aus dem Jahre 1987, indem er über seine Laufbahn berichtet und die Entwicklung der Ökonometrie und in dem er sich auch mit der Kritik an den Großmodellen beschäftigt.
2. Und hier ist ein kurzer Nachruf auf der Internetseite eines Schülers. Dort soll es in den kommenden Tagen zusätzliche Informationen geben.