Wer ein Haus baut, wird unflexibel – so heißt es. Viele junge Erwachsene ziehen erst dann ins Eigenheim, wenn sie einigermaßen sicher sind, wo sie ihr Leben verbringen werden, zumindest ungefähr. Schließlich ist es ziemlich teuer, die Immobilie zu wechseln: Grundbucheinträge, Maklerkosten, Steuern – so summieren sich die Wechselkosten schnell auf einen fünfstelligen Betrag.
Also liegt der Verdacht nahe, dass Leute mit Eigenheim seltener umziehen. Und dass sie, einmal arbeitslos geworden, schwerer eine neue Stelle finden. Klar: Wer dem neuen Job leichter hinterherziehen kann, findet eher einen. Doch die Wirklichkeit ist nicht unbedingt so: Die tatsächlichen Daten, die dazu in unterschiedlichen Ländern gesammelt worden sind, waren bisher recht widersprüchlich.
Aus Belgien kommt eine Untersuchung, die das Ganze auf einen einleuchtenden Nenner bringt und nach Ansicht der Autoren auch die widersprüchlichen Ergebnisse aus unterschiedlichen Ländern erklären kann. Drei Ökonomen der Universität in Ghent (Stijn Baert, Freddy Heylen und Daan Isebaert) haben Umfragedaten der Europäischen Union genutzt, um das Phänomen zu erklären. Sie haben zwar erst mal gar keinen Effekt gefunden: Insgesamt sind Eigenheimbesitzer nicht länger arbeitslos als Mieter. Doch das ändert sich, sobald man einen zweiten Umstand in den Blick nimmt: die Hypothek.
Die Immobilienbesitzer, die ihre Hypothek schon abgezahlt haben, treten aus der Arbeitslosigkeit heraus tatsächlich seltener eine neue Stelle an. (Alterseffekte haben die Forscher schon herausgerechnet; dass Leute mit abgezahlter Hypothek typischerweise schon ein paar Lebensjahre hinter sich haben, hat also keinen Einfluss auf die Aussage.)
Ganz anders dagegen diejenigen, die ihr Haus noch abzahlen müssen. Offenbar wirkt der finanzielle Druck als großer Anreiz, schneller nach einer Stelle zu suchen und größere Kompromisse in Kauf zu nehmen. Jedenfalls treten Immobilienbesitzer mit Hypothek deutlich schneller eine neue Stelle an – sogar etwas schneller als Mieter.