Ökonomen und normale Menschen reden oft aneinander vorbei. Das ist ausführlich erforscht und seit einiger Zeit weiß man auch, woran das liegt: Ökonomen denken nicht so wie andere Menschen. Schon vor dem Studium ticken Volkswirtschaftsstudenten etwas mehr wie der rationale, egoistische Homo Oeconomicus, und im Studium werden sie in ihrer Haltung noch mal bestärkt.
Ein neues Experiment legt nahe: Es sind vor allem die Frauen, die sich so benehmen.
Am Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomik haben Justus Haucap und Andrea Müller mit ihren Studenten das so genannte “Vertrauensspiel” gespielt. Das geht ganz einfach: Immer zwei Studenten spielen miteinander. Der erste entscheidet sich, ob er dem anderen vertrauen möchte oder nicht. Vertraut er nicht, bekommt jeder 3,50 Euro. Wenn er aber vertraut, wächst der Topf und der zweite Student hat die Wahl: Er kann das Vertrauen rechtfertigen, dann bekommt jeder 5 Euro. Oder er kann das Vertrauen missbrauchen. Dann bekommt der zweite Student selbst sogar 7 Euro, aber für den ersten gibt’s nur 2 Euro.
Dieses Spiel spielten Müller und Haucap mit Jura-Studenten und mit VWL-Studenten, und zwar jeweils mit Erstsemestern und fortgeschrittenen Studenten.
Das Ergebnis ist deutlich: Während am Anfang des Studiums ungefähr die Hälfte der Studenten als vertrauenswürdig durchgeht, wächst der Anteil unter den Juristen im Lauf der Zeit etwas (obwohl die Juristen an der Uni gerne erzählen, aus ihren Bibliotheken würde am meisten gestohlen). Die Ökonomen dagegen werden weniger vertrauenswürdig. Die Ökonominnen allerdings nehmen besonders viel Geld für sich in Anspruch. Sie beginnen ihr Studium schon egoistisch und verstärken diese Neigung im Lauf des Studiums immer weiter. Entsprechend vertrauen sie auch anderen weniger.
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