Die Debatte über Arbeitsbedingungen und Sweatshops hat seit jeher zwei Seiten: Die einen sagen, wenn die Leute zu schlimmen Bedingungen arbeiten müssen, ist das menschenverachtend – man sollte Sweatshops und ihre Produkte boykottieren. Auch europäische Firmen sollten boykottiert werden, wenn sie ihre Lieferanten nicht richtig kontrollieren. Die anderen finden, die Arbeit sei zwar schlecht, aber es sei immerhin Arbeit. Boykotte würden das ganze nur noch schlimmer machen.
Ein Sweatshop-Experiment
Jetzt gibt es zum ersten Mal ein Experiment. Christopher Blattman von der Uni Chicago und Stefan Dercon von der Uni Oxford haben es tatsächlich geschafft: Sie haben fünf äthiopische Unternehmen für ein Experiment begeistert, in dem Neueinstellungen per Zufall entschieden wurden. Die Bewerber wurden zufällig in drei Gruppen eingeteilt: Manche bekamen die Stelle, andere bekamen eine Absage – und wieder andere bekamen 300 Dollar und eine Schulung zum Aufbau einer eigenen Existenz. Wer eine Absage bekam, war danach aber nicht immer komplett arbeitslos: Viele arbeiteten stattdessen schwarz.
Die Ergebnisse sind simpel: Tatsächlich waren die Arbeitsbedingungen in den Sweatshops schlechter als in der Selbständigkeit, die Sweatshop-Arbeiter berichteten von ernsthaften Gesundheitsproblemen. Wer aber stattdessen kein Stellenangebot bekam, der wäre mit dem Sweatshop trotzdem oft besser dran gewesen – obwohl die Stundenlöhne in der Schwarzarbeit höher waren, die Arbeiter glichen das durch zusätzliche Stunden aus. “Viele Arbeiter schienen die Risiken der Sweatshops zu verstehen”, schreiben die Autoren, “aber nahmen die Arbeit zeitweise an und suchten weiter nach einer besseren Stelle.”
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