In den kommenden Tagen findet in Chicago die Jahrestagung der Vereinigung amerikanischer Ökonomen statt, an der auch viele Fachleute aus dem Ausland teilnehmen. Wir werfen einen kurzen Blick auf Arbeiten, die dort präsentiert werden.
1 Viele Banken sind ineffizient
Eine traditionelle Sicht in der Finanztheorie behauptet ebenso wie viele Banker, dass Banken spezielle Institutionen in der Finanzbranche sind. Begründet wird diese Spezialität unter anderem mit der Behauptung, Banken könnten effizienter mit Fristentransformation und illiquiden Aktiva (Krediten) umgehen. Nun, wenn das so wäre, müssten Banken für diese Kompetenz auch besser entlohnt werden; mit anderen Worten: Sie müssten rentabler sein (oder mindestens so rentabel) wie eine alternative Anlagestrategie an Kapitalmärkten. Juliane Begenau und Erik Stafford haben diese These empirisch für die Vereinigten Staaten getestet und kommen zu dem Schluss: Nein, Banken sind offenbar nicht (mehr) ganz anders als andere Kapitalmarktteilnehmer und viele Banken arbeiten sehr ineffizient. Die Arbeit und die aus ihr sich ableitenden Schlussfolgerungen verdienen eine genauere Betrachtung.
2 Lohnen sich Staatsbankrotte?
In der Geschichte haben schon viele Staaten ihre Schulden nicht vollständig zurückgezahlt. Ist ein Staatsbankrott für ein Land wirtschaftlich vorteilhaft oder nachteilig? Für beide Sichtweisen kann man Argumente finden. Ein Land, das seine Staatsschulden deutlich reduziert, könnte davon wirtschaftlich profitieren. Wenn andererseits nach einem Staatsbankrott Kapitalgeber einem Land keine Finanzierungen mehr gestatten, könnte die Folge auch nachteilig sein. Vier Autoren aus dem Internationalen Währungsfonds haben Restrukturierungen von Staatsschulden zwischen 1970 und 2010 analysiert. Die Ergebnisse sind, wie zu erwarten, gemischt. Häufig leidet das Wirtschaftswachstum in den ersten Jahren nach einem Staatsbankrott; aber wie es langfristig ausgeht, hängt von den Vereinbarungen mit den Gläubigern ab.
3 Wie reagieren Anleger auf die Anleihekäufe der EZB?
Für die früheren Anleihenkaufprogramme der Fed, der Bank of England und der Bank of Japan existieren bereits zahlreiche Untersuchungen, während die empirische Evidenz für das im Frühjahr 2015 begonnene Kaufprogramm der EZB notwendigerweise noch geringer ist. In einer interessanten Arbeit schauen sich vier Autoren nicht nur an, wie das Programm bis Ende 2015 auf die Renditen gewirkt hat. Es untersucht – fast noch lehrreicher – auch die Auswirkungen des Programms auf das Verhalten unterschiedlicher Gruppen von Großanlegern und es bestätigt unter anderem, was damals von Marktteilnehmern zu hören war: Ausländische Großanleger gehörten zu den wichtigsten Verkäufern von Anleihen.
4 Konkurrieren Produzenten sicherer Kapitalanlagen?
Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung sicherer Kapitalanlagen (“safe assets”) hat in den vergangenen Jahren eine Reihe spannender Arbeiten von Ökonomen inspiriert – eine haben wir dieser Tage in FAZIT vorgestellt. Üblicherweise handelt es sich um Staatsanleihen von Staaten, die als wirtschaftlich gesund gelten wie z.B. die Vereinigten Staaten, Deutschland oder die Schweiz. Drei Forscher befassen sich mit einem bislang wenig beachteten, aber wichtigen Aspekt: Hat die unterschiedliche Größe von Ländern einen Einfluss auf die Neigung, Staatsanleihen auszugeben? Die damit verbundenen Überlegungen wenden sie auch auf das Thema Eurobonds an.