Die Renditen langfristiger Staatsanleihen ist seit mehr als 30 Jahren im Trend gefallen. Über die Gründe gibt es kontroverse Debatten. Hier ist eine weitere Untersuchung.
Der langfristige Rückgang betrifft sowohl die nominalen als auch die realen (also um die Inflationsrate bereinigten) Renditen der Anleihen. In den vergangenen Jahren sind viele Studien erschienen, in denen der Rückgang der Anleiherenditen in den Industrienationen zu einem nennenswerten Teil durch fundamentale wirtschaftliche Veränderungen wie Demographie, Produktivität, die digitale Revolution oder einen säkularen Anstieg der Nachfrage nach Anleihen aus Schwellenländern erklärt wird. Gleichwohl wird die Aussagekraft solcher Studien auch in Frage gezogen – hierzu gab es in den vergangenen Wochen zwei interessante Debatten zwischen John Williams, dem Präsidenten der San Francisco Fed, und Volker Wieland, Professor in Frankfurt und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage.
Ökonomen aus der San Francisco Fed haben nun auf einer anderen Grundlage – sie verwenden Daten aus dem Markt für inflationsgeschützte amerikanische Staatsanleihen – eine neue Schätzung vorgenommen. Sie gelangen zu dem Ergebnis, das rund die Hälfte des Rückgangs der realen Renditen amerikanischer Staatsanleihen durch fundamentale wirtschaftliche Faktoren erklärt werden kann.
Das wird nicht die letzte Schätzung und nicht das Ende der Debatte sein. Aber die Tatsache, dass die Fed im Dezember 2014 ihr Anleihekaufprogramm beendet und seit Dezember 2015 viermal ihren kurzfristigen Leitzins erhöht hat, ohne dass die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen darauf mit einem Anstieg reagiert hätte, deutet schon an, dass jenseits der Geldpolitik mächtige Kräfte auf die langfristigen Renditen wirken.