Ein kurzer Lesetipp: Harvard-Ökonom Dani Rodrik ist bekannt dafür, dass er gelegentlich zwischen den politischen Fronten steht – von Paul Krugman wird er ebenso kritisiert wie von liberalen Ökonomen. Heute hat er im “Boston Review” einen Beitrag über das Verhältnis von Ökonomie und Neoliberalismus veröffentlicht, dem nicht nicht jeder vollständig zustimmen wird, aber das man lesen sollte.
Aus dem Inhalt:
- “Neoliberalismus ist ein schlüpfriges, sich veränderndes Konzept ohne explizite Verteidiger – aber das heißt nicht, dass es irrelevant oder nicht vorhanden wäre”, schreibt er und listet Fehler dessen auf, was als Neoliberalismus bezeichnet wird. Er schreibt aber auch: “Dass der Begriff Neoliberalismus so locker verwendet wird, heißt auch, dass Kritik daran oft daneben trifft. Nichts ist falsch an Märkten, privatem Unternehmertum und an Anreizen, wenn sie richtig eingesetzt werden.”
- Hat die Ökonomie einige Sätze, auf die sie sich einigen kann? – Das fragen Laien gelegentlich. Rodrik hat drei Absätze voller Facetten, und er sagt, dass diese Absätze liberaler klängen, als sie sind.
- Die gleichen Prinzipien führen zu unterschiedlichen Ergebnissen: Die Börse ist in Amerika viel wichtiger als in Deutschland. Der Staat macht in Korea nur ein Drittel der Wirtschaftsleistung aus, in Norwegen 60 Prozent.
- Warum werden alte Modelle so selten abgeschafft? Weil sie für manche Fragen immer noch gut sind, schreibt Rodrik.
Insgesamt führt sein Text nicht zu irgendeiner Position in der politischen Debatte, er taugt als Erklärung der Volkswirtschaft. Nicht jeder Laie wird ihn auf Englisch lesen wollen. Aber mancher Ökonom wird darin das eine oder andere Argument finden, mit dem er sein Fach verteidigen möchte, wenn es mal wieder heißt: Ökonomen seien alle viel zu neoliberal.
“Rescuing Economics from Neoliberalism”: Der Beitrag