Das Fernsehblog

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Von wegen sterbendes Medium: 225 Minuten sieht jeder von uns im Schnitt täglich fern. In diesem Blog stehen die Gründe dafür. Und die dagegen.

Ihr Promilein kommet (am besten gleich doppelt)

| 6 Lesermeinungen

Pflichtbewusst erfüllt der NDR am Donnerstag seine öffentlich-rechtliche Kernkompetenz und schult Prominente im "Großen Quiz der Weihnachtsmänner" als Ersatzgeschenkelieferanten. Jörg Pilawa, Tim Mälzer und Jan Hofer müssen beweisen, "wie sicher sie Weihnachtslieder singen oder Gedichte vervollständigen können, wie gut sie die Weihnachtsgeschichte kennen und wie es um ihre weihnachtlichen Koch- und Backkünste bestellt ist".

Pflichtbewusst erfüllt der NDR am Donnerstag seine öffentlich-rechtliche Kernkompetenz und schult Prominente im „Großen Quiz der Weihnachtsmänner“ als Ersatzgeschenkelieferanten. Jörg Pilawa, Tim Mälzer und Jan Hofer müssen beweisen, „wie sicher sie Weihnachtslieder singen oder Gedichte vervollständigen können, wie gut sie die Weihnachtsgeschichte kennen und wie es um ihre weihnachtlichen Koch- und Backkünste bestellt ist“. Kurz gesagt: „Wie geeignet sind eigentlich unsere drei prominenten Kandidaten als Weihnachtsmann?“

Holla, das wollten wir ja schon immer mal wissen.

Und genauso gern, wie es um die „Weihnachtsmanntauglichkeit“ unserer Promis bestellt ist, „in Theorie und Praxis“, also „bei der Herstellung unendlich vieler Backwaren bis zur Auswahl oder Zustellung unendlich vieler Geschenke, vom Baumschmücken bis zur Bescherung“.

Nein, Moment mal, das ist ja praktisch dasselbe – nur in einer anderen Show, die am 22. Dezember, also vier Tage danach, vom WDR als „Der große Weihnachtsmanntest“ gezeigt wird, und mit ganz anderen Gästen (Christine Westermann, Jörg Thadeusz, Steffen Simon u.a.). Moderiert wird die Sendung von Bernd Stelter, der NDR hingegen hat sich Bettina Tietjen ausgeguckt. Und jetzt raten Sie mal, warum das trotzdem keine Gebührenverschwendung ist, weil sich die Sender für diese Idee unmöglich hätten zusammentun können, um eine gemeinsame Show zu produzieren. Na, was eingefallen? WDR-Sprecherin Barbara Feiereis schon:

„WDR und NDR planen gerne und oft miteinander. (…) In diesem Fall hat der WDR seinen ‚Weihnachtsmann-Test‘ langfristig geplant und stark auf regionale Bedürfnisse ausgerichtet mit vielen WDR-Protagonisten. (…) Da wäre eine gemeinsame Sendung nicht opportun gewesen.“

NDR-Sprecher Martin Gartzke drückt’s etwas poetischer aus:

„Der NDR produziert sein norddeutsches Weihnachtsquiz gebührensparend im selben Studio und in der Deko von ‚Pilawas Großes Märchenquiz‘, der großen Show für den 25.12. im Ersten. Beim ‚großen Quiz der Weihnachtsmänner‘ geht es uns darum, eine originär norddeutsche Produktion für unser Publikum anzubieten, u. a. auch mit einer Moderatorin, die ein prägendes Gesicht des NDR Fernsehens ist. Unsere prominenten Kandidaten (…) stammen aus Norddeutschland bzw. leben seit langem hier. Bei den Quizfragen wird es besonders um Weihnachtstraditionen und -bräuche in den fünf norddeutschen Bundesländern gehen. Die Sendung wird, entsprechend der Ausrichtung des NDR Fernsehens, Nord-Aroma verströmen und auf Weihnachten in Norddeutschland einstimmen. Dieses Ziel verfolgt der WDR mit seiner Sendung nicht.“

Keine weiteren Fragen. Bitte.


6 Lesermeinungen

  1. ... aber die größte...
    … aber die größte Verschwendung unserer Gebühren ist und bleibt die ‚Vielfalt‘ von 9 bis 16 sich ständig selbst zitierenden und wiederholenden regionalen Abspielstationen und entsprechend redundanten Intendanten, Stäben, Immobilien, etc. hoch 3 (TV und Radio und Internet).
    Nur noch vergleichbar mit der immensen Verschwendung von Steuergeldern durch 9 bis 16 Fürstentümer, Fürsten, Parlamente, Apparate, Bildungssysteme, Gesetzgebungen, etc. die sich Bundesländer und Föderalismus und notwendig nennen …

  2. prominente sind ansich schon...
    prominente sind ansich schon eine zumutung, wenn sie dann auch noch plätzchen backen und komische fragen beantworten sollen und länderübergreifend produziert werden, ja dann, sind alle öffentlich-rechtlichen verantwortlichen in der spur. die hotels sind gebucht, die programmdirektoren können sich getrost zwei wochen winterurlaub gönnen und sich bei jagatee und pistengaudi von der last ihrer entscheidungen erholen..

  3. Mitleser sagt:

    Wenn die Medienpoltik...
    Wenn die Medienpoltik zulässt, dass die Sender völlig frei agieren, muss man sich nicht wundern, dass die Sender davon Gebrauch machen. Natürlich ist es Quatsch was da betrieben wird und die Ausrede ist durchschaubar und billig.
    Das betrifft aber auch die austauschbaren Nachmittagskaffeekränzchen, die Freitagabendtalks, sowie einige Magazine. Es ist z.B. schlicht unmöglich, dauerhaft regionale Gesundheitsmagazine zu machen, weil sich die Themen schlecht regionalisieren lassen. Trotzdem gibt es min. sechs Verschiedene.
    Die Begründungen sollten überall die Selben sein. „Das Publikum hat besondere Anforderungen und es hat sich an regionale Gesichter gewöhnt.“ Vergessen wird, dass dies kein Initialzustand war, sondern von den Sendern selbst verursacht wurde.
    Seien wir also froh, dass man hier zumindest das gleiche Studio nutzt.

  4. agvchemie sagt:

    "Nord-Aroma verströmen" ......
    „Nord-Aroma verströmen“ … bin ich der einzige, der beim Lesen sofort einen unangenehm fischigen Gestank in der Nase hat? Und dabei duftet es hier normalerweise nach Mandarinen und Kerzen …

  5. reiherkopf sagt:

    Fernsehkritiker gibt es auch...
    Fernsehkritiker gibt es auch zuhauf. Manche Sendungen werden gar von mehreren beurteilt. Reicht da nicht jeweils einer?
    Hinzu kommt, dass jeder Fernsehzuschauer selber gucken und denken kann. Er müsste sich also von niemandem sagen lassen, wie er eine Sendung zu beurteilen hätte.

  6. @reiherkopf:
    Über Geschmack...

    @reiherkopf:
    Über Geschmack ließe sich ja streiten – über Gebührenverschleuderung eher nicht.
    Die sollte jeder wo er kann anprangern oder zumindest eine Diskussion dazu anzetteln. Nicht um die Abschaffung der Gebühr zu erreichen! Im Gegenteil: Ich bin ein großer Verfechter von gebührenfinanziertem ÖR. Doch die Argumentationsbasis und die Selbstverständlickeit für genau dieses System schwinden bei solchen Sendungen.

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