Das Fernsehblog

N24 kriegt Angst vor der eigenen Transparenz

Seit genau zwei Monaten ist „Deutschlands führender Nachrichtensender“ zugleich auch „Europas modernster“ und sendet aus seiner neuen Zentrale am Potsdamer Platz in Berlin. Ach so, ja, das muss man natürlich dazu sagen: Es geht um N24.

Bevor bei Pro Sieben Sat.1 in diesem Jahr die komplette Sparwut ausgebrochen ist, hat irgendein listiger Chef noch schnell den Mietvertrag für die neuen N24-Räume unterschrieben, die früher mal ein Showroom für teure Autos waren, seit Anfang des Jahres umgebaut wurden (Video: „Im Zeitraffer“) und nun echt schick aussehen, weil einem schon von weitem das N24-Logo entgegen strahlt. (Und im Sat.1-Gebäude hätte es für den Sender bekanntlich eh keine Zukunft gegeben.)

Der eigentliche Kniff ist aber noch toller. Im Januar 2008 meldete N24:

„Im komplett verglasten Erdgeschoß (…) wird auf zwei Ebenen der neue Newsroom für die gemeinsame TV- und Onlineredaktion gebaut. Ein gläsernes Nachrichtenstudio mitten im Raum wird die offene Atmosphäre dominieren. Das Publikum am Potsdamer Platz hat dadurch die Gelegenheit, wie in einem Schaufenster, die Nachrichtenproduktion live mitzuverfolgen.“

Diese Einladung nimmt man doch gerne an. Bei einem Blitzbesuch am Potsdamer Platz entstanden die folgenden Bilder, auf denen „Nachrichtenproduktion live“ zu sehen ist. Und das bedeutet bei N24 vor allem: ein großzügiger Blick auf zwei Drucker, die direkt am Fenster positioniert wurden, Büropflanzen und viele leere Schreibtische.

Das „gläserne Nachrichtenstudio mitten im Raum“, von wo aus der Live-Betrieb gefahren wird, ist nicht zu sehen: Lediglich durch eine durchsichtige Plastik-Ecke lassen sich verschwommen die Köpfe der Moderatoren erahnen.

Die zweite Seite des verglasten N24-Domizils, von der aus man als Passant tatsächlich einen direkten Blick ins Studio hätte, hat der Sender jetzt doch lieber mit Spiegelfolie zukleben lassen.


Alle Fotos: faz.net/fernsehblog

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