Das Fernsehblog

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Von wegen sterbendes Medium: 225 Minuten sieht jeder von uns im Schnitt täglich fern. In diesem Blog stehen die Gründe dafür. Und die dagegen.

Dschungeltagebuch (4): Gottschalk versteht die Jugend nicht

| 9 Lesermeinungen

In "Bild" hatte Thomas Gottschalk vorher noch gelästert, RTL sei es bestimmt nicht Recht, Ingrid van Bergen mit ihren 77 Jahren zur Dschungelkönigin zu machen, weil sie ja nicht mehr zur werberelevanten Zielgruppe gehöre. Aber dann sahen doch ein paar junge Menschen zu, wie genau das passierte. Mehr als bei "Wetten dass..?"

Mit „I Still Remember“ von Bloc Party und einem hübschen Zusammenschnitt der schönsten Szenen aus dem Camp ging am Samstagabend die vierte Staffel von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ zu Ende. Und mit einer Dschungelkönigin namens Ingrid van Bergen, über die Thomas Gottschalk, der zeitgleich mit „Wetten dass..?“ im ZDF sendete, zuvor in der „Bild“-Zeitung geschrieben hatte:

„Die ist aber auch sowas von jenseits der umworbenen jugendlichen Zielgruppe, dass es den Werbestrategen von RTL geradezu schlecht werden muss. Die würden lieber Känguruschwanz schlucken, als die 77-Jährige als Dschungelkönigin feiern zu müssen.“

Wie sich die Werbestrategen von RTL derzeit fühlen, ist nicht überliefert. Aber wir tippen mal: ganz gut. Obwohl Gottschalk mit seiner (nachher in „Wetten dass..?“ wiederholten) Theorie sogar ein bisschen Recht haben könnte: Es ist eher unwahrscheinlich, dass van Bergen so wie ihr Vorgänger Ross Antony künftig die Hälfte des RTL-Programms moderiert. Aber das wird RTL nicht ins Unglück stürzen, vor allem, weil die Sendungen des nun nicht mehr amtierenden Dschungeloberhaupts Ross nicht gerade Quotenknaller waren.

Entgegen Gottschalks Auffassung, junge Menschen würden sich im Fernsehen nur für junge Menschen interessieren, sahen am Samstag eine ganze Menge junger Leute zu, wie eine 77-Jährige Dschungelkönigin wurde, nämlich 4,63 Millionen (auch dann noch, als van Bergen nach der Entscheidungsverkündung minutenlang alleine im Bild war und schweigend so etwas wie Dankesgebete gen Himmel sandte). Die auf jugendlich-peppig getrimmte „Wetten dass..?“-Sendung, die kurz davor zu Ende gegangen war, interessierte immerhin noch 3,03 Millionen Zuschauer. Aber Gottschalk hätte es deutlich besser gestanden, weniger über die Konkurrenz zu lästern und einfach seine Show zu machen.

Der einzige, der mit seinem Unverständnis darüber, welche seltsamen Sendungen ihm inzwischen Konkurrenz machen, an diesem Abend alt gewirkt hat, war nämlich er selbst.


9 Lesermeinungen

  1. Mitleser sagt:

    "Aber Gottschalk hätte es...
    „Aber Gottschalk hätte es deutlich besser gestanden, weniger über die Konkurrenz zu lästern und einfach seine Show zu machen.“
    Vielleicht.
    Es ist aber auch erschreckend, wie eine importierte britische Idee auch hier zum absoluten Maß aller Dinge wird, an dem keine Kritik geduldet wird und dessen angebliche Genialität jeden zweiten Tag in den Himmer gelobt wird. (‚Angeblich‘ deshalb, weil ich es nicht schaue. Wetten dass übrigens auch nicht. Mir fehlt aber trotzdem nichts.).
    Jede Konkurrenz findet nur dann statt, wenn man sie runterbloggen kann. FAZ-Autoren als Hype-Verstärker im Dienste eines (!) Senders.

  2. werbitte sagt:

    Guten Abend , Guten Morgen...
    Guten Abend , Guten Morgen meine Herren!
    Ja mit dem Beginn von One Air -setzt bei manchen Alpha-Showmenschen, das Gehirn aus.Und so werden wertvolle Sendeminuten ,mit hohlen Phrasen zugedroschen.Gottschalk, findet sich ja dabei auch noch irre witzig! Ja ,ja mit der Zeit, werden sie alle über die Gebühr Hardcore-Selbstreferntiell! Manch einer braucht das! Ich nicht!
    Gute Nacht und Gruß aus Potsdam!

  3. pschader sagt:

    <p>@Mitleser: Kleiner Tipp in...
    @Mitleser: Kleiner Tipp in eigener Sache, was Sie mit der vielen Zeit anfangen können, die Sie nicht brauchen, um die Sendungen anzusehen, über die Sie nicht möchten, dass wir Freundliches bloggen: Wenn Sie rechts unter „Themen“ einfach „RTL“ anklicken, finden Sie auch die kritischeren RTL-Texte.

  4. Weiß man eigentlich, wie sehr...
    Weiß man eigentlich, wie sehr die Quoten einbrachen, nachdem der Auftritt von Coldplay (die auch noch so nett waren, auf ihrer Website ihre ungefähre Auftrittszeit anzugeben – die sich dann allerdings um eine halbe Stunde verschob) vorbei war? Spätestens beim weltschlechtesten Playback der TV-Geschichte (dargeboten von Peter Maffay) müssen doch alle Menschen unter 60 weggezappt haben.

  5. Mitleser sagt:

    @Peer Schader
    Es kommt nicht...

    @Peer Schader
    Es kommt nicht so gut, eine Kritik an einer möglicherweise vorhandenen _Tendenz_ (einseitig) mit einem _Extrem_ (Verbot) zu beantworten 😉
    Wetten dass? war und ist nichts, was durch seine ausgefuchste Intelligenz hervorsticht. Man weiß einfach was man bekommt (weshalb ich Abschied nahm). Dennoch gibts jedes einzelne Mal am Tag danach ein Unwetter, wie schlimm doch alles geworden sei.
    Der Ruf der Fernsehkritik leidet bei mir darunter, dass sie verhersehbar geworden ist und sich mit Vorliebe auf existierende Hassobjekte stürzt. Schönstes Beispiel ist Spiegel Online und die Polittalks. Da kann man die Uhr danach stellen und weiß genau die spät es ist.
    Durch Zufall sah ich vor kurzem mal Stückchen von Am laufenden Band bei EinsFestival. R.C. machte immer wieder Kommentare über die Presse, die vor 30 Jahren anscheinend genau die Dinge über ihn schrieb, die jetzt über Gottschalk geschrieben werden.
    Ich bin mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen, dass es nicht schlechter wird, sondern dass sich das Gute anders verteilt und dass man nicht mehr Sendungen nur aufgrund eines kleinen Angebotes schaut. Hat man sich vor Jahren noch unfreilwillig am Hirn kitzeln lassen, schaltet man jetzt sofort um. Die Folge: Man sieht tendenziell nur noch die intellektuellen Billigheimer und bekommt den falschen Eindruck, dass es nichts Besseres mehr gäbe.
    Eine – jetzt schließt sich der Kreis – Tendenz zum routinierten Dreschen verbunden mit einem Hang zu reinen Unterhaltungsformaten machen den Blick nicht differenzierter.

  6. pschader sagt:

    <p>@Mitleser: na, Sie sind...
    @Mitleser: na, Sie sind lustig. Sie schreiben, Ihnen sei die Fernsehkritik zu vorhersehbar geworden – und da gebe ich Ihnen in vielerlei Hinsicht gerne Recht (auch mit Ihrem Beispiel). Aber dass sowohl der Kollege Niggemeier als auch ich zu dem Schluss kommen, dass „Ich bin ein Star…“ nicht so schlecht ist wie sein bisheriger Ruf, der auch dadurch entsteht, dass viele die Sendung gar nicht sehen, über die sie sich beschweren, ist doch nun wirklich keine Massenmeinung.
    Natürlich können Sie anderer Meinung sein. Aber uns deswegen eine Tendenz zu unterstellen, halte ich für übertrieben, daher auch der obige Hinweis.
    Und unser Blog-Motto lautet: „225 Minuten sieht jeder von uns im Schnitt täglich fern. In diesem Blog stehen die Gründe dafür. Und die dagegen.“ Die Gründe dafür sollen hier also auch Platz haben – auch wenn das natürlich erst einmal nur unsere Meinung spiegelt. Aber dafür ist es ja ein Blog, oder?
    Und ob Sie’s glauben oder nicht: Die letzte „Wetten dass..?“-Sendung im vergangenen Jahr fand ich richtig unterhaltsam. Wenn Sie das unmöglich finden, fallen Sie vermutlich auf dieselben Stereotype rein wie die Kritiker, über deren Vorhersehbarkeit Sie sich beschweren.

  7. Mitleser sagt:

    @Peer Schader
    "Wenn Sie das...

    @Peer Schader
    „Wenn Sie das unmöglich finden,“
    Keineswegs. Ich glaube auch vielen, dass sie den Dschungel als unterhaltsam betrachten.
    Wetten, dass? ist aber genau wie der Dschungel ein emotional vorbesetztes Massenspektakel. Was mit fehlt ist eine tendenziell positive, „angepasste“ Nutzung des Mediums. Keiner schaut sich Sendungen an, die für ihn negativ sind, die er nicht mag. Man nutzt das Medium i.d.R. nur positiv. Daher wäre eine eher positive Berichterstattung näher am Nutzer als Prügel. Und das Positive sollte sich nicht auf wenige Standardsender beschränken, sondern Gutes von überall erwähnen.
    Ich gehöre zu den 14-29-jährigen und das Angebot ist teils schlicht eine Beleidigung. Aber ich finde dennoch mehr als ich nutzen kann. Ich muss mir kein Wetten, dass? anschauen um mich in meinen schlimmen Annahmen bestätigt zu fühlen. Leider bekommen Alternativen keine wünschenswerte Aufmerksamkeit.
    Kalkofe ist auch so einer. Ihm steht die Welt offen, er findet aber nur das Schlechte. Dabei hat er die Macht, wirklich Sehenswertes zu fördern und damit auch das Schlechte zu verringern.

  8. pschader sagt:

    @Mitleser: Sehe ich ähnlich....
    @Mitleser: Sehe ich ähnlich. Auch, dass es nach wie vor tolle Sendungen gibt, man sie nur finden muss. Wenn wir mit dem Blog manchmal was dazu beitragen können, wäre das toll. Aber auch wir müssen natürlich suchen. Und, na klar, nicht nur über – wie Sie’s nennen – „Massenspektakel“ schreiben. Aber noch gibt’s das Fernsehblog ja erst 2 Monate.

  9. StephanieRe sagt:

    Ich habe zwei wunderbare...
    Ich habe zwei wunderbare Wetten inder Sendunug gesehen.
    Da kan ich nur mit den „Ohren wackeln“ über dieses BLOG-Dackeln!
    Dem BLOG-vor-Schreiber will ich erst gar nicht in die Augen kucken.

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