Die CSU-Abgeordnete Angelika Niebler hat viel zu tun. Mit Journalisten kann sie gerade nicht telefonieren, lässt sie von ihrem Pressebüro ausrichten. Dabei wüsste man doch gerne mehr über den Brief, den sie am Sonntag an den ZDF-Intendanten Markus Schächter geschrieben hat, um die Kotwette in „Wetten dass…?“ (Video), bei der am Samstag zwei Tierpfleger unterschiedliche Tierarten an ihren Ausscheidungen erkannten, als „ekelerregende Entgleisung“ zu kritisieren.
So schrieb das der „Münchner Merkur“ unter Bezug auf Niebler, die dem Fernsehrat des Senders angehört. Und außerdem:
„Trotz Quotenkampf dürfe sich das öffentlich-rechtliche, von Gebühren finanzierte Fernsehen ’nicht auf einen solchen Niveauverlust einlassen‘. Niebler bittet Schächter, ‚dies zum Thema in den Leitungsgremien des ZDF zu machen‘. Dem Verfall der guten Sitten müsse Einhalt geboten werden.“
Wenn man bei Niebler anfragt, wie denn genau künftig dem „Verfall der guten Sitten“ Einhalt geboten werden solle, und wo denn der „Niveauverlust“ für sie beginne (ob also das Zeigen von Kot in Dokumentationen ok wäre, nur in Unterhaltungsshows nicht), dann antwortet sie darauf zwar nicht direkt, erklärt aber über ihr Pressebüro per Mail die Beschwerde:
„Spontan dachte ich: Jetzt reicht’s, jetzt ist die Grenze des guten Geschmacks überschritten. Ich finde, Thomas Gottschalk macht mit dieser Samstagabendshow einen glänzenden Job. Es ist eine Leistung, diese Quoten, die er jedes Mal aufs Neue bekommt, zu erzielen. Und gerade deshalb ist meine Überzeugung: Diese Wette gehörte nicht in die Sendung. Sie gehört nicht ins Öffentlich-Rechtliche Fernsehen, das sich mit dem Ekel-TV, das an anderer Stelle gezeigt wird, nicht gemein machen sollte. Das hat das ZDF nicht nötig – und das hat Thomas Gottschalk nicht nötig.“
Sie wolle „dies – wie in meinem Brief angekündigt – in der nächsten Sitzung des ZDF-Fernsehrats, dem ich ja angehöre, zur Sprache bringen“. Wie in dem Brief, den sie lieber nicht an Journalisten herausgibt, aus „Höflichkeitsgründen“. Oder wie es ihr Pressebüro formuliert:
„Davon möchte Frau Niebler absehen.“
Anders als bei den Zitaten, die Niebler freundlicherweise an den „Münchner Merkur“ gegeben hat, damit der die Meldung verbreiten kann.
Ich weiß ja nicht, wie Ihnen das geht. Und Angelika Niebler mag ja wirklich empört darüber sein, dass im Fernsehen Kot zu sehen ist, selbst wenn bei „Wetten dass..?“ nun wirklich kein unnötiger Schabernack damit getrieben wurde. (Mein Gott, es ging um Ausscheidungen von Tieren, an denen sich offensichtlich die unterschiedlichen Arten erkennen lassen, und das von zwei Pflegern, die täglich damit konfrontiert sind.) Aber ich bin inzwischen ziemlich allergisch gegen Politiker, die sich öffentlich übers Fernsehen beschweren, um damit tolle Meldungen für die Medien („CSU protestiert gegen Kot-Wette“) und Aufmerksamkeit für sich selbst zu produzieren, auf Nachfrage aber nichts Genaues zur Sache sagen können. Das riecht – nein. pardon: stinkt nach PR in eigener Sache.
Was will Niebler denn erreichen? Ein Kotverbot im deutschen Fernsehen?
Zu ihrer Beschwerde fällt ihr – natürlich – Marcel Reich-Ranicki, Kronzeuge im täglichen Fernsehverdammungsgeschäft, und dessen überdeutliche Kritik am Medium ein. Niebler sagt:
„Ich bin der Überzeugung, dass diese Diskussion noch nicht zu Ende ist.“
Also: nicht bevor wir verboten haben, dass im deutschen Fernsehen einer einfach mal Scheiße zeigt anstatt nur welche zu produzieren?
Nabend Herr Schader!
Richtig...
Nabend Herr Schader!
Richtig da zeigt das Deutsche Fernsehen mal mehr Scheiße, als es sonst produziert. Na und der Intendant saß doch wohl in der 1.Reihe und hat nichts dabei gefunden.
Frau Niebeler sollte ihren Fernsehr aus dem Fenster schmeißen! Aber vorsicht-da unten könnte gerade der/die letzten Leser von Bücher vorbei kommen!!!!
Gute Nacht und Gruß aus Potsdam