Das Fernsehblog

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Von wegen sterbendes Medium: 225 Minuten sieht jeder von uns im Schnitt täglich fern. In diesem Blog stehen die Gründe dafür. Und die dagegen.

Hallo, hier spricht Youtube: Zuschauerfragen-Premiere bei Maybrit Illner

| 21 Lesermeinungen

Seit dieser Woche können ZDF-Zuschauer bei Youtube Videos mit Fragen an die Politiker hochladen, die bei "Maybrit Illner" zu Gast sind - und kommen dann in der Sendung zu Wort. Das ist zwar keine TV-Revolution, funktionierte zur Premiere am Donnerstag aber schon mal ganz gut.

Ich geb ja zu: Ich bin nicht der größte Fan von Maybrit Illner. Ich komme nicht so recht mit ihrer Art zu fragen zurecht, bin genervt davon, wenn sie Gästen ins Wort fällt, und kann es nicht ausstehen, wenn sie die Leute im Publikum (oder wie das bei der ARD ja heißt: Betroffene), die eingeladen wurden, um die Diskussion mit ihrer Meinung zu bereichern, wie kleine Kinder behandelt (obwohl sie wahrscheinlich bloß freundlich sein will). Aber jetzt hat Illners Redaktion eine schöne Idee gehabt und ihre Zuschauer aufgefordert, Videos mit Fragen an die Politiker in ihrer Talkrunde bei Youtube hochzuladen.

Das ist nichts Neues: Die ARD hat Ähnliches schon einmal mit „Ihre Frage nach Berlin“ im „Morgenmagazin“ ausprobiert, und N24 ist im vergangenen Jahr mit seinem Experiment „Debatte 2.0“ gescheitert, weil es kaum Leute gab, die Videofragen an Günther Beckstein richten wollten.

Als ich vor einigen Tagen das erste Mal auf Youtube sah, wie Illners Redaktionsleiter Wolfgang Klein seinen Mitmach-Appell für die aktuelle Sendung an die „lieben Freunde der gehobenen Politunterhaltung“ richtete („Lassen Sie’s krachen!“), bekam ich es sogar ein bisschen mit der Angst zu tun, weil das kein gutes Omen sein kann, wenn eine Redaktion ihre Modernität zur Schau zu stellen versucht, indem sie Youtube-Videos dreht, für die die Kamera ständig hin und her zappeln muss – weil das aussieht wie bei Viva in den 90ern.

Aber wie Illner die Youtube-Fragen an Franz Müntefering heute in ihren Talk integriert hat, war gar nicht schlecht (Video).

Bild zu: Hallo, hier spricht Youtube: Zuschauerfragen-Premiere bei Maybrit Illner
Screenshot: ZDF

Benjamin aus Mainz fragte, wie die SPD trotz Krise die Staatsverschuldung in den Griff bekommen will, Steffen aus Berlin erkundigte sich nach Investitionen in den Klimaschutz, Stefan aus Rosdorf wollte wissen, wie sich die SPD in einer möglichen Koalition mit der FDP beim Mindestlohn durchsetzen wollte. Es gab sogar eine Frage aus Finnland. Und zum Schluss war auch noch für Christoph aus Münster Zeit, der sich mit einem Schmunzeln erkundigte, ob Müntefering denn Guido Westerwelle für einen bequemen Chef im Kanzleramt halten würde.

Bei Sonja aus Brandis, die ihre Frage im Auto aufgenommen hat, versicherte Illner vorher noch: „Sie sitzt im Auto, ist aber rechts rangefahren“ – obwohl im Video ziemlich deutlich zu sehen war, dass die Aufnahme während der Fahrt gemacht wurde.

Nun sind fünf Zuschauerfragen wahrlich keine Revolution – aber vielleicht ist genau das die Lösung, Videos aus dem Netz in einen Fernseh-Talk einzubinden: nicht, indem man eine ganze Sendung draus macht, weil man dann im schlimmsten Fall dasteht und nicht genug geeignetes Material hat, sondern einfach, indem man sie in die laufende Diskussion einbindet und schön über 60 Minuten verteilt. Das wirkte relativ ungezwungen und trotzdem ein kleines bisschen modern.

„Wir fanden das klasse! Das wünschen wir uns weiter so“, bedankte sich Illner zum Abschied bei den Youtube-Mitmachern.

Da kann man eigentlich nur hinzufügen: stimmt.

Und wie fanden Sie’s?


21 Lesermeinungen

  1. Obamas Wahlkampf- und...
    Obamas Wahlkampf- und Amtsneueinführungen scheinen um sich zu greifen, Internet goes Politik. Was mich generell an den Mitmachformaten der TV-Sender oder Medienschaffenden stört: Die Beschneidung der Meinungsfreiheit, die Selektion der Kritik. Natürlich muss sich ein Sender, ein Magazin oder ein Verlag gegen „wilde Pöbeleien“ absichern. Und natürlich liegt es in der Natur der Sache, dass man negative Kritik nicht so gern annimmt wie Lobeshymnen.
    Wenn ich dagegen aber die von den Medien propagierte Meinungsfreiheit nehme und diese Meinungsfreiheit gegenüber den Medien selbst anwenden möchte: Schlechte Karten. In Foren zu TV-Sendern wird kritisches gar nicht erst veröffentlicht oder nur „wohl dosiert“, damit das Offensichtliche nicht zu offensichtlich wirkt. Wenn ein Gast in einer Talkrunde zu kritisch fragt, wird es zur Not (bei einer Aufzeichnung) rausgeschnitten. Wenn ich mich über diverse TV-Formate in den entsprechenden Foren sachlich auslasse: „Dein Eintrag konnte leider nicht veröffentlicht werden!“
    Aber einige Atemzüge weiter machen diese Medien wieder die Seele irgendeines Menschen nackig um Schlagzeilen zu produzieren. Und aus eben diesem Grund empfinde ich Mitmachformate zwar auflockernd (gerade bei einer sonst für das breite Publikum langweiligen Gesprächsrunde), nehme es aber nicht wirklich ernst da die Vorselektion immer im Sinne der eingeladenen Gäste oder des ausstrahlenden Senders abläuft. Kritik über das TV zum Beispiel scheint nur geduldet, wenn es ein Herr Raab, ein Herr Kalkofe oder Switch zum Besten geben – weil das wiederum Quote bringt. Wenn sich an dieser Feigheit der Offenheit einmal was ändern würde: Das würde mehr Format zeigen als manche Formate Format haben.
    Darian, formatiert seit 1975.

  2. Aseloparz sagt:

    Welchen nutzen haben 1000...
    Welchen nutzen haben 1000 Fragen, ohne eine einzige klare Antwort.

  3. Franz sagt:

    Ich finds prima. Man hat son...
    Ich finds prima. Man hat son bisschen das Gefühl von den Politikern wahrgenommen zu werden. Und die total skurilen Ideen, die Videos auf Fersehern zu zeigen die dann abgefilmt werden ist auch total trendy.
    Aber vielleicht ist das ganze auch nur Augenwischerei…

  4. bescheuert sagt:

    bescheuert. ich find immer...
    bescheuert. ich find immer alles bescheuert

  5. norro sagt:

    Ich find´s prima. Den...
    Ich find´s prima. Den Wackel-Appell des Redaktionsleiters abgezogen, ist das bislang mit die beste Integration von Web2.0-Inhalten ins Fernsehen, die ich gesehen habe.
    Dieser ungezwunge, aber ernsthafte Ansatz dürfte eher zum Ziel führen, die Medien Internet und Fernsehen zusammenzubringen, als die zahlreichen Clip-Mixes und Clip-Charts der Privaten, in denen doch nur zum achtzehnten Mal zu sehen ist, wie eine Katze vom Tisch plumpst.

  6. Erl sagt:

    War auf jeden Fall eine gute...
    War auf jeden Fall eine gute Sache! Man darf eben nicht erwarten, dass die Sendung dadurch bombastisch aufgewertet wird – aber: ein guter Ansatz.
    Bei Sonja, die natürlich rechts rangefahren ist, musste ich sehr laut lachen 😀

  7. Kai sagt:

    Ja, schöne Idee aber: im...
    Ja, schöne Idee aber: im Prinzip ist es „für die Füsse“, da die Redaktion die Fragen im Vorfeld auswählen kann. Da kann sie diese auch gleich selber fragen. Viel besser wäre es die Leute live fragen zu lassen.

  8. Lars sagt:

    MAYBRIT ILLNER FOR...
    MAYBRIT ILLNER FOR BUNDESKANZLERIN!

  9. Marc sagt:

    Wenn die Sendung vom ZDF...
    Wenn die Sendung vom ZDF überhaupt bei YouTube laufen würde und nicht in der eigenen (mich abschreckenden weil benutzerunfreundlichen) Mediathek, dann wäre das was.
    Ich frage mich, wieso man das nicht hinbekommt, dass Videos wie bei YouTube im Hintergrund geladen werden, während im Flash-Player die Pause-Taste gedrückt ist.

  10. Jogi sagt:

    Ich finde diese Laberrunden...
    Ich finde diese Laberrunden saublöt und deren Informationswert gleich 0!

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