Das Fernsehblog

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Von wegen sterbendes Medium: 225 Minuten sieht jeder von uns im Schnitt täglich fern. In diesem Blog stehen die Gründe dafür. Und die dagegen.

Hallo, hier spricht Youtube: Zuschauerfragen-Premiere bei Maybrit Illner

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Seit dieser Woche können ZDF-Zuschauer bei Youtube Videos mit Fragen an die Politiker hochladen, die bei "Maybrit Illner" zu Gast sind - und kommen dann in der Sendung zu Wort. Das ist zwar keine TV-Revolution, funktionierte zur Premiere am Donnerstag aber schon mal ganz gut.

Ich geb ja zu: Ich bin nicht der größte Fan von Maybrit Illner. Ich komme nicht so recht mit ihrer Art zu fragen zurecht, bin genervt davon, wenn sie Gästen ins Wort fällt, und kann es nicht ausstehen, wenn sie die Leute im Publikum (oder wie das bei der ARD ja heißt: Betroffene), die eingeladen wurden, um die Diskussion mit ihrer Meinung zu bereichern, wie kleine Kinder behandelt (obwohl sie wahrscheinlich bloß freundlich sein will). Aber jetzt hat Illners Redaktion eine schöne Idee gehabt und ihre Zuschauer aufgefordert, Videos mit Fragen an die Politiker in ihrer Talkrunde bei Youtube hochzuladen.

Das ist nichts Neues: Die ARD hat Ähnliches schon einmal mit „Ihre Frage nach Berlin“ im „Morgenmagazin“ ausprobiert, und N24 ist im vergangenen Jahr mit seinem Experiment „Debatte 2.0“ gescheitert, weil es kaum Leute gab, die Videofragen an Günther Beckstein richten wollten.

Als ich vor einigen Tagen das erste Mal auf Youtube sah, wie Illners Redaktionsleiter Wolfgang Klein seinen Mitmach-Appell für die aktuelle Sendung an die „lieben Freunde der gehobenen Politunterhaltung“ richtete („Lassen Sie’s krachen!“), bekam ich es sogar ein bisschen mit der Angst zu tun, weil das kein gutes Omen sein kann, wenn eine Redaktion ihre Modernität zur Schau zu stellen versucht, indem sie Youtube-Videos dreht, für die die Kamera ständig hin und her zappeln muss – weil das aussieht wie bei Viva in den 90ern.

Aber wie Illner die Youtube-Fragen an Franz Müntefering heute in ihren Talk integriert hat, war gar nicht schlecht (Video).

Bild zu: Hallo, hier spricht Youtube: Zuschauerfragen-Premiere bei Maybrit Illner
Screenshot: ZDF

Benjamin aus Mainz fragte, wie die SPD trotz Krise die Staatsverschuldung in den Griff bekommen will, Steffen aus Berlin erkundigte sich nach Investitionen in den Klimaschutz, Stefan aus Rosdorf wollte wissen, wie sich die SPD in einer möglichen Koalition mit der FDP beim Mindestlohn durchsetzen wollte. Es gab sogar eine Frage aus Finnland. Und zum Schluss war auch noch für Christoph aus Münster Zeit, der sich mit einem Schmunzeln erkundigte, ob Müntefering denn Guido Westerwelle für einen bequemen Chef im Kanzleramt halten würde.

Bei Sonja aus Brandis, die ihre Frage im Auto aufgenommen hat, versicherte Illner vorher noch: „Sie sitzt im Auto, ist aber rechts rangefahren“ – obwohl im Video ziemlich deutlich zu sehen war, dass die Aufnahme während der Fahrt gemacht wurde.

Nun sind fünf Zuschauerfragen wahrlich keine Revolution – aber vielleicht ist genau das die Lösung, Videos aus dem Netz in einen Fernseh-Talk einzubinden: nicht, indem man eine ganze Sendung draus macht, weil man dann im schlimmsten Fall dasteht und nicht genug geeignetes Material hat, sondern einfach, indem man sie in die laufende Diskussion einbindet und schön über 60 Minuten verteilt. Das wirkte relativ ungezwungen und trotzdem ein kleines bisschen modern.

„Wir fanden das klasse! Das wünschen wir uns weiter so“, bedankte sich Illner zum Abschied bei den Youtube-Mitmachern.

Da kann man eigentlich nur hinzufügen: stimmt.

Und wie fanden Sie’s?


21 Lesermeinungen

  1. Karl Kessler sagt:

    Hallo! Ich vermute, daß auch...
    Hallo! Ich vermute, daß auch bei (von mir sehr verehrten) Frau Illner, früher oder später, die „Managereinkommen“ dran kommen. Guter Manager, schlechter Manager.
    Dazu habe ich folgende Fragen: War Herr Esser ein guter oder schlechter M? oder der Nokia Boss ? oder Reuther von Daimler-Benz ? Oder auch der Chef von EnBW? Oder Nordhoff von VW? Oder Späth als er 10.000 Mitarbeiter von Zeiss entließ?
    Mehr Unsinn als in Politerköpfen kann ich mir kaum vorstellen.
    Viel Erfolg! springeisen.
    Und was passiert, wenn ein „guter“ Manager mit langem Erfolg

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