Den ganzen Tag über hatte Pro Sieben gestern für seine neue Comedyserie „Der kleine Mann“ geworben. Über viele Stunden war oben links der Sendehinweis eingeblendet:
Screenshots: Pro Sieben („Galileo“, „Wipeout“)
Wer allerdings zu der angegebenen Zeit um 22.40 Uhr einschaltete, hatte die ersten drei Minuten der ersten Folge bereits verpasst. In den 14-tägigen Programmzeitschriften war sogar noch 22.45 Uhr als Startzeit angegeben. Tatsächlich begann „Der kleine Mann“ schon um 22.37 Uhr.
Die Parodieshow „Switch Reloaded“, die unmittelbar vorher lief, begann sogar sieben Minuten vor der Zeit, die Pro Sieben noch den Tageszeitungen für ihr aktualisiertes Programm genannt hatte. Wer sich danach oder den Angaben auf prosieben.de richtete, verpasste mehr als ein Viertel der Sendung.
Pro-Sieben-Sprecher Christian Körfer räumt ein, dass es ein „Fehler“ gewesen sei, für „Der kleine Mann“ mit der falschen Anfangszeit zu werben. Ein Grund dafür sei gewesen, dass die Programmtrailer für die neue Serie auch 22.40 Uhr als Beginn nannten und nicht so schnell zu ändern gewesen seien. Dennoch habe man das Problem erkannt und werde in nächsten Woche auch eine Lösung dafür haben.
Woran es liegt, dass Pro Sieben neuerdings so viel schneller mit dem Programm durch ist, wollte er nicht sagen, aber die Antwort ist offensichtlich: Es gibt nicht mehr genügend Spots, um die Werbeblöcke zu füllen. Und die wenige Werbung, die sie noch schalten, konzentrieren die Kunden in anderen Sendungen als dem erbärmlichen „Witzig ist Witzig“ von der Brainpool-Resterampe. Statt der zulässigen zwölf Minuten liefen in dieser Show gestern nur vier Minuten Werbung.
Offenbar haben die Verantwortlichen bei dem Sender, der einst berüchtigt war für seine endlosen Werbeblöcke, massive Schwierigkeiten, die neuen Realitäten zu akzeptieren – sonst würden sie nicht so lange an längst unrealistischen Anfangszeiten festhalten oder sich wenigstens endlich um Füllmaterial kümmern. Pro Sieben leidet so doppelt unter der Werbekrise: Dem Sender fehlen nicht nur die Einnahmen, er verärgert auch seine Zuschauer.