In einem exklusiven Beitrag, der nicht im Fernsehen lief, sondern nur im Internet zu sehen ist, berichtet „Report Mainz“ über den Sonderparteitag der NPD. „Können die Kameraden etwa nicht rechnen?“, fragt das SWR-Magazin angesichts der Skandale um die Finanzen der rechtsextremen Partei und zeigt, wie zur Antwort, die Frage einer Journalistin an den sächsischen NPD-Fraktionschef Holger Apfel:
Reporterin: Was ist denn sieben mal neun?
(Apfel wollte ihr das aber nicht sagen und brach das Gespräch an dieser Stelle ab.)
Die Rechenschwäche scheint aber, wenn ich den „Report Mainz“-Beitrag richtig verstanden habe, ein größeres Problem der NPD zu sein. Das Magazin enthüllt, dass Parteichef Udo Voigt in einer „Parteipostille“ davon gesprochen habe, dass es in Deutschland in diesem Jahr dreizehn Wahlen gebe. Dabei sind es vierzehn! Sicherheitshalber nimmt sich „Report Mainz“ die Zeit, sich, ihm und uns das im Detail vorzurechnen:
Screenshots: „Report Mainz“
Weil die Leute von „Report Mainz“ ihre Sendung aus irgendwelchen Gründen „Das Magazin mit dem Fuchs“ nennen, lassen sie außerdem ihr Maskottchen ein paar Mal durchs Bild laufen.
Es bleibt aber offen, ob das Tier besser im Kopfrechnen ist als die NPD-Leute.
Am Ende schaffte es „Report Mainz“, „vorbei an den martialischen Ordnern in den stickigen Saal“ zu gelangen. (Anders als man denken könnte, sind die NPD-Leute allerdings nicht im Lüften genauso schlecht wie im Rechnen, sondern durften die Fenster, offiziell aus Sicherheitsgründen, nicht öffnen.) Ein Mann von „Report Mainz“ konnte bei der Pressekonferenz sogar dem wiedergewählten Parteichef Udo Voigt (den „Report Mainz“ der Einfachheit halber „Udo“ nennt) eine Frage stellen, die der allerdings, ganz Politiprofi, nicht beantwortete. Und der Sprecher sagte aus dem Off:
„Fragenbeantworten oder Rechnenkönnen ist nun mal nicht jedermanns Ding.“
Heute vormittag habe ich mal bei „Report Mainz“ in der Redaktion angerufen und Ulrich Neumann, einen der Autoren des Beitrags, gefragt, was siebenundzwanzig plus dreizehn ist. Neumann fand das aber total albern und weigerte sich auch bei anderen Aufgaben, mir beim Lösen zu helfen. Meinen Hinweis, dass das doch genau die Art Fragen sei, die seine Redaktion interessiere, verstand er auch nicht. Die Frau am Anfang seines Beitrages sei gar keine „Report Mainz“-Kollegin, das hätte man halt mitgefilmt.
Ich habe ihn dann noch gefragt, ob er glaube, dass es eine angemessene Art der Auseinandersetzung mit einer rechtsextremen Partei ist, darauf rumzureiten, dass ihr Chef sich bei den Wahlen verzählt hat. Neumann sagte, es sei halt darum gegangen, der NPD auf süffisante Art zu zeigen, dass man sich von ihr nicht aussperren lasse. Auf meine Frage, ob er wirklich glaube, dass die NPD sich über diese Art der Berichterstattung ärgere, sagte er, das sei ihm egal. Immer wieder wollte Neumann wissen, worauf ich denn mit meinen Fragen überhaupt hinaus wolle. Als ich ihm, ähnlich verständnislos, erklärte, dass ich eben über den merkwürdigen „Report Mainz“-Beitrag schreiben wolle, sagte er, dass er mir dazu keine Auskunft geben werde.
Na, Fragenbeantworten oder Rechnenkönnen ist nun mal nicht jedermanns Ding.
Es stellte sich dann heraus, dass Redaktionsleiterin Birgitta Weber die Lizenz zum Reden mit der Presse hat. Sie autorisierte schließlich folgende Zitate von sich:
„Unser Ansatz ist es seit Jahren, kritisch über die NPD zu berichten, zum Beispiel über die Holocaust-Leugnung oder die NPD-Konten. Wegen dieser Berichterstattung hat uns die NPD schon mehrfach von ihren Parteitagen ausgeschlossen. Dieses Mal haben wir für unseren Beitrag eine ironische Form gewählt. Auch das muss bei der NPD möglich sein.
Wir legen Wert darauf, dass Berichterstattung auch in ironisch-satirischer Form passieren kann. Erst recht vor dem Hintergrund, dass sich REPORT MAINZ seit Jahren krtisch mit der NPD auseinandersetzt und über NPD-Konten berichtet oder Holocaust-Leugnung durch Herrn Voigt aufgedeckt hat. Dass wir von Parteitagen ausgeschlossen werden, dass unsere Enthüllungen im Bundestag Thema sind, zeigt, wie ernst wir die Auseinandersetzung mit dieser Partei nehmen. Das schließt eine ironische Berichterstattung jedoch nicht aus.“
Der Fuchs, der durchs Bild laufe, sagte Weber noch, symbolisiere, dass der Beitrag ironisch sei. Als „Ironie-Fuchs“ will sie ihn aber nicht bezeichnen.
Der „Report Mainz“-Beitrag bei YouTube
(via Medienlese)
Wer die Rechenschwäche...
Wer die Rechenschwäche anderer zum Thema macht, sollte dabei bitte seine Rechtschreibschwäche nicht so raushängen lassen, ich darf zitieren:
„In einem exklusiven Beitrag, der nicht im Fernsehen lief, sondern nur im Internet zu sehen ist, berichtet „Report Mainz“ über den Sonderparteitag der NPD berichtet. “
„Berichtet“ war 2 mal, eins ziehen wir ab, bleibt eins. Das macht insgesamt 1 Punkt, das sind 1 Euro oder 492.892.000 Schilling…“
Wo liegt jetzt das Problem?...
Wo liegt jetzt das Problem? Wie der Beitrag gemeint ist, geht aus ihm selbst hervor. Ärgern soll sich die NPD darüber nicht. Warum auch? Vielleicht richtet sich der Beitrag an alle anderen.
Die NPD nimmt an der...
Die NPD nimmt an der Europawahl nicht teil, daher 13 Wahlen (für die NPD). Alles klar?
8+4+1+1 ergibt trotzdem 14 und...
8+4+1+1 ergibt trotzdem 14 und so wurde dies wohl auch in der NPD Publikation aufgeführt. Erschreckend oder erstaunlich ist vielmehr dass Sendungen wie Report oder Frontal 21 ihre „ironischen“ Beiträge immer kennzeichnen (müssen) damit auch der vermeintlich letzte versteht wie der Hase ääh Fuchs hier läuft.
Albernes Erbsenzählen und...
Albernes Erbsenzählen und Kichern über angebliche Rechenschwäche ist mit Sicherheit nicht das richtige Mittel, einer so ernsthaften Thematik wie modernem Rechtsextremismus (hier: Parteitag der NPD) gegenüberzutreten. Insofern stimme ich der hier geäußerten Kritik zu. Auch wenn ich Frau Weber im Prinzip recht gebe, insofern, dass natürlich auch eine ironische Berichterstattung möglich sein muss.
Dann aber bitte clever und nicht auf Kindergartenniveau. Dazu ist das Thema zu gefährlich.
@Reiter: Nein. Dann dürfte...
@Reiter: Nein. Dann dürfte die Landtagswahl Brandenburg nämlich auch nicht gezählt werden, da die NPD dort auf Basis des „Deutschlandpakts“ mit der DVU wohl nicht antreten wird.
@Arne
jein, ich finde die...
@Arne
jein, ich finde die Neueste Nationale Nachrichten von extra3 durchaus witzig und satirischer als alles was der Report bisher vorbrachte.
Ein Beispiel absurder...
Ein Beispiel absurder Reporterfragen lieferte gestern auch das ZDF-Magazin Frontal bei einem Bericht über Analogkäse. Es ging darum, wieviel echter Käse und wieviel „Analogkäse“ (also aus Pflanzenfett hergestellter) sich in einer Packung Reibekäse für Pizza befand. Man kam sich sehr investigativ dabei vor, mit einer versteckten Kamera eine einfache Verkäuferin vor dem Kühlregal zu fragen.
„Ist dies Reibekäse für Pizza?“
„Ja, der ist extra für Pizza.“
„Also ist das echter Reibekäse für Pizza?“
„Ja, der ist extra für Pizza gedacht.“
Sehr schön aneinander vorbeigeredet, was man der Verkäuferin, die 1. nicht über die einzelnen Bestandteile der Käsepackung bescheid wissen muss und 2. kaum damit rechnen konnte, dass es um das gut versteckte „echter“ Käse ging, nicht übelnehmen konnte. Dass das aber so auf Sendung ging und suggeriert wurde, dass man hier von der Verkäuferin höchstpersönlich belogen und betrogen wurde, war ein ziemlicher Tiefpunkt (in der an Tiefpunkten ja nicht armen Sendereihe).
Wenn diese vermeintliche...
Wenn diese vermeintliche Rechenschwäche wirklich das Einzige ist, was man zum NPD-Parteitag anmerken kann, dann braucht man ja keine Angst vor diesem Verein zu haben.
Ach, dann war es auch...
Ach, dann war es auch ironisch, eine Frau von Second Life vor laufender Kamera mit Kinderpornos zu schocken? „Sexual Harrassment“ vom Feinsten?
Die hat daraufhin gekündigt und ist fertig mit der Welt.
Qualitätsjournalismus. (Fuchs läuft von rechts nach links und wieder zurück)