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Bild-Inszenierung bei "DSDS": Die spinnt ja, die Kamera

Bei „DSDS“ soll die Kamera ein bisschen mehr können als in anderen Fernsehshows. Nämlich durchs Studio fliegen, ganz nah an die Kandidaten heran kommen und sich dann in Sekundenschnelle wieder entfernen, um den Bildern Dynamik zu geben – fast so als sei sie an einem fernsteuerbaren Miniaturhelikopter befestigt.

Nun sind fernsteuerbare Miniaturhelikopter für so eine Produktion aber nicht die optimale Lösung, wenn gleichzeitig Wert darauf gelegt wird, Zusammenstöße mit Personen und Studiokulissen zu vermeiden. Deshalb wird bei den Liveshows von „DSDS“ eine so genannte Spidercam eingesetzt. Die hat einen großen Vorteil zum klassischen Kamerakran: Sie ist noch beweglicher. Als Zuschauer im „DSDS“-Studio sieht man das besonders gut. In einer ungeheuren Geschwindigkeit lässt sich die Kamera von einem Punkt zum nächsten bewegen, durch ihre Flexibilität ist im Grunde genommen fast jede Stelle im Studio erreichbar. (Leider lässt sich das nur schwer bebildern, „Galileo“ hat aber am Beispiel Fußball mal erklärt, wie das funktioniert, und bei Wikipedia steht eine ausführlichere Allgemeinerläuterung.)

Der große Nachteil ist: So ein Spidercam-Einsatz ist wegen des Aufwands verdammt teuer. In jedem Fall tragen die Aufnahmen dazu bei, dass eine Show besonders aussieht – so lange die Macher auf ein paar Details achten. „DSDS“-Regisseur Volker Weicker erklärt’s:

„Die Spidercam funktioniert nur, wenn ich den Bildern auch Raum gebe, das heißt, eine Einstellung auch mal länger als sonst laufen lasse. Es geht ja auch nicht darum, permanent zu schneiden. Wichtig ist, das Bild im richtigen Moment zu wechseln. Das kann man nicht berechnen. Manchmal sagt man hinterher: Die andere Einstellung wäre besser gewesen – aber es ist dann halt einfach so.“

Es gibt noch ein paar andere Tricks, mit denen die Sendung „größer“ aussehen soll. Zum Beispiel mit dem Blick durch die Deckenkamera:


Screenshot: RTL

Jeder, der schon mal in einem Fernsehstudio war, kennt das: Im Fernsehen wirkt immer alles größer. Die „DSDS“-Bühne wirkt aber gleichzeitig auch runder, und zwar wegen des Fischaugen-Objektivs, mit dem das Bild leicht verzerrt wiedergegeben wird. „Der Eindruck, der zuhause am Bildschirm entsteht, ist: Wir sind hier im Olympiastadion“, sagt Weicker.

Das Schwierigste ist vielleicht, die vielen Perspektiven so zu kombinieren, dass für die Zuschauer der Live-Sendung ein stimmiger Gesamteindruck entsteht. Auf die Kamerafahrt zum Kandidaten folgt zum Beispiel eine Großaufnahme, passend zum Rhythmuswechsel in der Musik der Schnitt auf die Band im Hintergrund und dann die Totale, in der der Lichtwechsel auf der Bühne besser zu sehen ist. Um die Wechsel in Musik und Licht synchron hinzukriegen, sind die technischen Effekte gekoppelt worden. Ein Knopfdruck in der Regie reicht, um – sekundengenau auf die Musik abgestimmt – gleichzeitig die Bilder auf der Videoleinwand und das Licht zu ändern.

Der Auftritt von Annemarie am vergangenen Samstag ist ein ganz gutes Beispiel dafür, wie diese Koppelung funktioniert. Bei Clipfish.de lässt sich das Video anschauen, inklusive einer langen Spidercam-Fahrt in der Mitte (1’06 bis 1’25; auch wenn die Bildqualität nicht gerade ideal ist).


Screenshots: RTL

Und falls Sie danach wissen wollen, wie man eine Bühne baut, auf der so viele Lichter gleichzeitig angehen können, schauen Sie doch am Samstag noch mal rein. Dann verrät Bühnendesigner Florian Wieder im Fernsehblog, wie die Kulissen von „DSDS“ entstanden sind.

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