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Peter Scholl-Latour erklärt im ZDF den "ruhenden Pol" Iran

Wenn in den Nachrichten von den ganz großen Krisen die Rede ist, fragen die Journalisten am liebsten Peter Scholl-Latour nach seiner Einschätzung. Der Mann ist rumgekommen, kennt sich aus, ist „Nahost-Experte“. In „Bild“ hat er nach dem nordkoreanischen Atombombentest erklärt: „Es ist durchaus möglich, dass Kim Jong Il einfach ein Irrer, ein Psychopath ist.“

Gut, dass das offensichtlich nicht für Mahmud Ahmadineschad gilt: Am Montag war Scholl-Latour im ZDF-„Morgenmagazin“ zu Gast (Video), um dort über die Unruhen in Iran zu reden, zu denen es nach der umstrittenen Wiederwahl Ahmadineschads gekommen war. Und fand: Alles halb so wild.


Screenshot: ZDF

Die Wahl sei doch aber wahrscheinlich manipuliert worden, sagte Moderatorin Patricia Schäfer. Und Scholl-Latour entgegnete, dass sie vielleicht „etwas manipuliert“ worden sei. „30 Prozent, 10 Millionen lassen sich nicht einfach fälschen. Abgesehen davon: Diese Frage wird ja in Ägypten, in Saudi-Arabien, wo es gar keine freien Wahlen gibt, gar nicht gestellt.“ Es sei in Iran „wahrscheinlich geschummelt“ worden sei, aber am Ende hätte Ahmadineschad wohl auch so die Mehrheit bekommen.

Aber es gebe doch Iraner, die fragten: „Where ist my vote?“ – weil die Kandidaten in den Umfragen mal Kopf an Kopf gelegen hätten, und das Ergebnis zu Gunsten Ahmadineschads nachher überraschend eindeutig gewesen sei. Und Scholl-Latour erklärte: „Das sind nicht gerade die Repräsentanten des Volkes.“

Wieso werde dann die Presse massiv behindert – die Korrespondenten von ARD und ZDF seien wie viele andere in ihrer Berichterstattung stark eingeschränkt worden. „Ja, mein Gott. CNN hat diese Behinderungen nicht. Die Korrespondenten von CNN sind auf der Straße“, hielt Scholl-Latour dagegen. Und: „Klar ist das eine Behinderung der Presse, die inakzeptabel ist. Aber das gibt’s doch in anderen Ländern auch!“ Die Wahlen in Afghanistan seien eine Farce gewesen! „Und da regt man sich über den Iran auf!“ Natürlich komme diese Aufregung auch dadurch, dass da zehntausende Iraner auf die Straße gingen, sagte Schäfer, sichtlich irritiert davon, dass Scholl-Latour keinen ihrer Einwände gelten lassen wollte. Und der korrigierte: „Das sind nicht Zehntausende. Das sind hunderte. Mit der Kamera kann man sehr gut spielen“, so Scholl-Latour weiter. „Man kann aus einer kleinen Gruppe eine Riesenmenge machen und umgekehrt auch. Selbst wenn es tausend wären.“

Afghanistan, Pakistan, Irak – darüber könne man sich aufregen. Aber Iran? Das sei „im Grunde ein ruhender Pol“. „Will man den auch noch hochputschen?“

Inzwischen gibt es Berichte, nach denen es in diesem „ruhenden Pol“ während der Unruhen der vergangenen Tage, deren Bilder die Regierung zu unterdrücken versuchte, schätzungsweise sieben Menschen ums Leben gekommen sind. Und aus den gestrigen Protesten einiger weniger Iraner haben die Kameras wieder ganz geschickt hunderttausend gemacht.

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