Das Fernsehblog

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Von wegen sterbendes Medium: 225 Minuten sieht jeder von uns im Schnitt täglich fern. In diesem Blog stehen die Gründe dafür. Und die dagegen.

Frank Plasberg verliert Kanzlerduell-Kandidatenduell

| 13 Lesermeinungen

Wenn sich, wie geplant, kurz vor der Bundestagswahl zwei Vertreter der Bundesregierung live im Fernsehen den Wählern präsentieren, soll ausgerechnet Frank Plasberg dem Spektakel für die ARD die Illusion journalistischer Relevanz verleihen. Man kann ihm zu dieser Wahl nicht gratulieren.

Anne Will hat also das erste Kanzlerduell dieses Jahres gegen Frank Plasberg gewonnen. Er muss als Verlierer einem im Fernsehen übertragenen Schaukampf zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Stellvertreter Frank-Walter Steinmeier durch seine Anwesenheit die Illusion journalistischer Relevanz verleihen. Sie darf dafür (nach bislang unbestätigten Informationen dieses Blogs) die ungleich brisantere Live-Sendung kommentieren, bei der rote und schwarze Wandfarbe um die Wette trocknen.

Man kann ja viel gegen Sabine Christiansen sagen. Aber als journalistische Dekoration im Kanzler-Duell war sie perfekt. Sie ist ungeschlagen in der Disziplin des interessiert wirkenden öffentlichen Dasitzens. Plasberg dagegen ist langjähriger Meister im Den-kritischen-Journalisten-Raushängenlassen. Er will unterbrechen, das Wort entziehen, Filme abfahren, herumlaufen, nochmal das Wort entziehen, auf dem Entziehen des Wortes bestehen – und für den tollsten, nein: den einen tollen politischen Moderator gehalten werden.

Es spricht nichts dafür, dass die Regeln, auf die die Kanzlerkandidatin und der andere Mann bestehen werden, wenn es zu einem solchen „Duell“ zwischen Union und SPD kommt (was längst einer schwer zu erklärenden Bevorzugung einer 20-Prozent-Partei gegenüber den anderen Kleinparteien entspräche), ihm irgendeinen Spielraum dafür lassen. Das wird mit Sicherheit eher wieder eine Übung im Stichwortgeben und Zeitnehmen. Die eine journalistische Großtat, die Plasberg in diesem Zusammenhang hätte leisten können, wäre gewesen, das Angebot zur „Moderation“ empört abzulehnen und die ARD aufzufordern, auf die Übertragung eines solchen regierungsinternen Quatschspektakels zu verzichten.


13 Lesermeinungen

  1. Muriel sagt:

    Quatschspektakel hast du...
    Quatschspektakel hast du schön gesagt. Ich höre den SPDlern immer gern zu, wenn sie erklären, dass der Casino-Kapitalismus und die entfesselten Märkte endlich an die Kandare genommen gehören und dass wir diese grundlegenden Veränderungen natürlich nur mit einer Partei erreichen, die, äh, seit elf Jahren regiert.

  2. ich wäre ja dafür, dass die...
    ich wäre ja dafür, dass die Jounalistendarsteller Beckmann und Kerner die Sendung machen.

  3. Frank Bauer sagt:

    Sprechblasenlotto in dieser...
    Sprechblasenlotto in dieser Form könnte man auch die Mainzelmännchen moderieren lassen.

  4. Georg sagt:

    Stimmt, noch 2002 hatte die...
    Stimmt, noch 2002 hatte die FDP Westerwelle als Kanzlerkandidaten aufgestellt und wollte sich ins Kanzlerduell reinklagen – was damals gescheitert ist. Heute aber mit den 21% für SPD und 15% für FDP in der aktuellen Forsa-Umfrage könnte das aber durchaus Chancen haben.

  5. Marion sagt:

    Und wenn die ARD das...
    Und wenn die ARD das Kanzlerduell den Privaten überlassen würde? Gäbe es auch wieder großes Geschrei, dass von all den vielen Millionen Gebührengeldern doch wohl auch politische Information zu erwarten sei. Arme ARD – wie sie es machen, ist es verkehrt. Zeigen sie Jackos Beerdigung, regen sich die Puristen auf. Gehen sie aus der Übertragung raus, regen sich die auf, die sich immer aufregen, wenn sie etwas über die ARD schreiben (dabei hat quasi JEDER andere Sender die Trauerfeier gezeigt – da konnte man wirklich auch ein Alternativ-programm zeigen; es gibt ja auch Leute, die dem vermutlichen Päderasten Jackson NICHT nachweinen). Und wenn sie also ein Kandidaten-Duell ins Programm nehmen, ist es auch wieder verkehrt, weil man ja schon vorher weiß, dass dort nur Blabla kommt. Machen Kloeppel oder die gesichts- und namenlosen Pseudo-Anchors der Privatsender das denn besser? Das dauernde Bashen der öffentlich-rechtlichen Sender ist wirklich langweilig. Kümmert euch doch mal um wichtige Sachen!

  6. find ich einfach klasse mit...
    find ich einfach klasse mit Beckman und Kerner. Würde aber noch Lanz dazu stellen und wenns zur Disharmonie mal neigen sollte – Horst und Johann einblenden. Ist dann auch super verwendbar für Frühstücksfernsehen und Fernsehgarten.

  7. Wenn ich zahle(n muss), will...
    Wenn ich zahle(n muss), will ich auch bashen.
    Vermute mal, das Geschrei, „dass von all den Millionen Gebührengeldern doch wohl auch politische Information zu erwarten sei“, kaeme am lautesten von den getroffenen Hunden.

  8. Rebekah sagt:

    @Ralf Bartelmai: Sehr gute...
    @Ralf Bartelmai: Sehr gute Idee, aber noch ausbaufähig. Warum nicht einfach alle Parteien zum großen Kochduell antreten lassen? Man könnte das über mehrere Wochen ausdehnen, um auch den kleinen Parteien eine Chance zu geben. Die beiden Finalisten dürften sich dann von einem Journalisten-Darsteller ihrer Wahl Phrasen-Stichwörter zuwerfen lassen.

  9. Was für ein Unsinn, das...
    Was für ein Unsinn, das Kanzlerduell derart schlecht zu machen! Sicher ist auch einiges an Show dabei – nur: wo ist das denn in der medialisierten Politik heute nicht der Fall? Etwa auf Wahlkampfveranstaltungen? In den Nachrichten??
    Das (öffentlich-rechtliche) TV hat durch den Bildungsauftrag auch die Pflicht, neutral zur politischen Information und Meinungsbildung beizutragen. Die Hauptkandidaten für die Position als Regierungsoberhaupt ihre Ansichten und Ziele darlegen zu lassen, ist daher wichtig für eine demokratische Gesellschaft. Mich wundert es viel mehr, dass solche Duelle in Deutschland nicht schon früher eingeführt wurden.
    Die, die das Duell in Grund und Boden reden, sind doch auch die, die sich beklagen, dass das politische Desinteresse zunimmt. Ein grandioser Widerspruch!

  10. Felix K sagt:

    Hofnarr Christopher: Nein, das...
    Hofnarr Christopher: Nein, das ist kein grandioser Widerspruch. Wenn ich merke, dass auf der politischen Bühne sowieso nur Theater gespielt wird, wende ich mich davon ab, weil es einfach ein wahnsinnig albernes, unehrliches Geschäft ist, in seiner ganzen Darstellung. Ein Kanzlerduell ist Theater hoch drei. Ich werde mir den Blödsinn angucken, so er denn stattfindet, aber doch nicht, weil das irgendwas mit einer politischen Diskussion oder so zu tun hat, sondern weil ich Spaß an Absurdem habe. Ich schaue zum Beispiel auch gerne Helge Schneider. Mit dem zu konkurrieren sollte aber eigentlich nicht Ziel von Fernsehsendungen, die sich mit Politik beschäftigen, sein.

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