Das Fernsehblog

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Von wegen sterbendes Medium: 225 Minuten sieht jeder von uns im Schnitt täglich fern. In diesem Blog stehen die Gründe dafür. Und die dagegen.

Sat.1 hält sich McFit für den Sommer

| 15 Lesermeinungen

Ende Juli zeigt der Sportsender Sat.1 das Fußballspiel FC Bayern gegen die "McFit Allstars" und sucht bis dahin mit Unterstützung von Oliver Pocher eine passende Mannschaft. Für eine große Fitnessstudiokette ist das eine pirma Gelgenheit, sich in Szene setzen zu lassen. Sat.1 sagt: Beeinflussung hat es keine gegeben. War wohl auch gar nicht notwendig.

(Darf ich Sie um was bitten? Steigen Sie nicht gleich aus, wenn Sie den übernächsten Satz gelesen haben. Es wird nicht so kompliziert wie Sie befürchten.)

Wenn die Ministerpräsidenten der Länder in den kommenden Monaten den 13. Rundfunkänderungsstaatsvertrag beschließen, wird darin auch eine Regelung stehen, die es den Privatsendern erlaubt, von Unternehmen bezahlte Produktplatzierungen in ihren Sendungen vorkommen zu lassen. (Die EU hat’s so gewollt, mehr zum Thema steht demnächst auch im Fernsehblog.) So lange kann Sat.1 aber nun wirklich nicht mehr warten. Das Spiel des FC Bayern gegen die Laienmannschaft „McFit Allstars“ soll schließlich schon am 25. Juli in der Arena auf Schalke stattfinden, und Sat.1 überträgt das Sport-Highlight ab 18 Uhr live, eine Woche nach dem großen T-Home-Cup (der ebenfalls von Sat.1 gezeigt wird).

Die Fitnessstudiokette McFit hatte die Begegnung gegen die Bayern im vergangenen Jahr bei der Benefiz-Gala „Ein Herz für Kinder“ ersteigert, und scheint nun bemüht, diese PR-Glanzleistung perfekt auszuwerten. Freundlicherweise helfen Sat.1 und Oliver Pocher dabei.

Deshalb gibt es seit anderthalb Wochen „Sportfreunde Pocher“, eine Art Fußball-Casting, bei dem Pocher Laien und Quasi-Prominente gegeneinander antreten lässt, um die besten Leute für seine Mannschaft zu finden. Das sieht superbillig produziert aus und ist unfassbar öde – aber darauf kommt es auch gar nicht an. Viel wichtiger ist, wie McFit sich dabei in Szene setzen kann. Zum Beispiel als „Partner“ des Gewinnspiels, bei dem es eine Jahresmitgliedschaft im Fitnessstudio zu gewinnen gibt („Sat.1 und McFit wünschen viel Glück“).

Bild zu: Sat.1 hält sich McFit für den Sommer

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Screenshots: Sat.1

In der wöchentlichen Rubrik „Olli vs. Elton“ tritt Pocher gegen den Ex-„TV total“-Praktikanten Elton an, denn: „Ein Bewerber kann nicht am Training teilnehmen. Er muss in einem speziellen Duell um den Platz in der Mannschaft kämpfen“, erklärte der Off-Sprecher in der Auftaktfolge, in der die beiden im Fitnessstudio aufeinander trafen. Hintendran stand ein freundlich lächelnder Herr mit McFit-Mitarbeiterausweis:

Bild zu: Sat.1 hält sich McFit für den Sommer
Screenshot: Sat.1

Und vorne stand Vitali Klitschko, der gemeinsam mit seinem Bruder in einer „langfristigen Partnerschaft“ Testimonial für McFit ist und Werbefilmchen dreht:

Bild zu: Sat.1 hält sich McFit für den Sommer
Screenshot: Sat.1

Dass das Logo von „Sportfreunde Pocher“ und die Trikots, mit denen die Mannschaft gegen die Bayern antritt, dieselben Farben haben wie das McFit-Logo, ist da wahrscheinlich gar nicht weiter erwähnenswert. (Ebenso wenig wie die Tatsache, dass McFit das sympathische Unternehmen ist, das sich 2008 schon so aufopferungsvoll bei Pro Sieben um die Kandidatinnen von „Germany’s Next Topmodel“ kümmerte, indem es einen gutaussehenden Trainer in die Sendung schickte, wofür Pro Sieben sich artig mit diversen Einblendungen zu bedanken wusste.)

In den „Gemeinsamen Richtlinien der Landesmedienanstalten für die Werbung, zur Durchführung der Trennung von Werbung und Programm und für das Sponsoring im Fernsehen“ steht unter Punkt 5, „Verbot der Programmbeeinflussung“ (§ 7 Abs. 2 RStV):

„Werbung oder Werbetreibende dürfen das übrige Programm inhaltlich und redaktionell nicht beeinflussen. (…) Zur Sicherung der Unabhängigkeit der Programmgestaltung darf der Rundfunkveranstalter Werbetreibenden keinen Einfluss auf die Programmgestaltung einräumen. Dies bedeutet insbesondere, dass Einzelheiten des Programms nicht den Vorgaben der Werbetreibenden angepasst werden dürfen.“ (pdf)

Bei Sat.1 heißt es dazu:

„Wir achten in ‚Sportfreunde Pocher – Alle gegen die Bayern‘ sehr darauf, alle medienrechtlichen Richtlinien zu beachten und einzuhalten. Die Zusammenarbeit mit McFit als Gewinnspiel-Preisstifter, die Nutzung von deren Fitnesstudios etc. hält sich in diesem Rahmen, und McFit nimmt hierdurch keinerlei Einfluss auf unsere Sendung.“

Das ist tatsächlich eine spannende Auskunft – weil sich damit sehr hübsch belegen lässt, wie nutzlos es ist, einem Werbepartner die (aktive) Einflussnahme auf das Programm eines Senders zu verbieten, wenn der sich schon längst darauf eingestellt hat, eine Sendung freiwillig so zu gestalten, dass sie dem Werbepartner gefällt. Oh, und falls Sie jetzt gerne noch Karten für „das wichtigste Fußballspiel des Jahres“ gewinnen würden: „McFit verlost Tickets und exklusive Meet and Greets mit Olli Pocher.“


15 Lesermeinungen

  1. Muriel sagt:

    Wir hatten das Thema ja vor...
    Wir hatten das Thema ja vor einiger Zeit schon mal, aber ich begreife immer noch nicht, warum sowas verboten sein sollte. Spätestens, wenn Schleichwerbung so offensichtlich daherkommt, ist sie doch nun wirklich harmlos.
    Dummdreist und lästig finde ich sie natürlich auch, aber das sind viele Fernsehsendungen, und ich fände es trotzdem merkwürdig, wenn die deshalb verboten würden.

  2. PabloD sagt:

    "Das Spiel des FC Bayern gegen...
    „Das Spiel des FC Bayern gegen die Laienmannschaft „McFit Allstars“ soll schließlich schon am 25. Juli in der Arena auf Schalke stattfinden[…]“
    Sicher, dass switch reloaded nicht einfach den Sender gewechselt hat?

  3. Pit sagt:

    Ich bin dankbar für Blogs wie...
    Ich bin dankbar für Blogs wie diesen hier oder auch die anderen, die ich täglich lese. Ich geh mal davon aus, das die Blogger vor dem texten den Schwachfug sehen oder lesen müssen. Sie haben mein Mitgefühl.
    Pit

  4. pschader sagt:

    @Muriel; Offensichtlichkeit...
    @Muriel; Offensichtlichkeit ist subjektiv. Deshalb ist und gehört es verboten. (Finde ich.)

  5. Simon sagt:

    Sehe das eigentlich genauso...
    Sehe das eigentlich genauso wie Muriel. Das ist doch bekannt, dass McFit das Spiel ersteigert hat. Also kommt innerhalb der Sendung in Sat.1 auch die Marke „McFit“ vor und in den McFit-Fitnessstudios wird die Sendung ja auch massiv beworben.

  6. Chica sagt:

    Ach naja... Unsere echten...
    Ach naja… Unsere echten Fußballer spielen doch schon seit langer Zeit in O2-Arenen und EasyCredit-Stadien und tragen dazu gesponserte Trikots. Und? Ist mir doch egal! Ich kauf mein Handy nicht bei O2, weil ich deren Arena so toll finde, sondern weil ich eine Homezone will. Und zu EasyCredit würde ich im Leben nicht gehen.
    Dass McFit jetzt eine ganze Sendung sponsort (oder gestaltet?) ist zwar nicht toll, aber ich würde doch mal bezweifeln wollen, dass sich das ökonomisch für die Firma auszahlt. Es meldet sich doch niemand bei denen an, nur um „Olli Pocher mal ganz nahe zu sein“…

  7. onlime sagt:

    "McFit nimmt hierdurch...
    „McFit nimmt hierdurch keinerlei Einfluss auf unsere Sendung.“
    Wie lustig… Ist nicht McFit der Grund dafür, dass diese Sendung überhaupt erst exisitert? 😉

  8. Torsten sagt:

    Viel lustiger finde ich, dass...
    Viel lustiger finde ich, dass sich Pocher noch vor ein paar Monaten zusammen mit Herrn Schmidt über die Schleichwerbung bei der Wok-WM lustig gemacht hat – und jetzt, kaum dass der zu den Privaten gewechselt ist, selbst bei dem Thema mittendrin statt nur dabei ist…

  9. onlime sagt:

    Pocher hat sich ja auch über...
    Pocher hat sich ja auch über Sandy Meyer-Wölden lustig gemacht…
    Bei dem wundert mich inzwischen gar nix mehr.

  10. MrsMurphy sagt:

    Meiner Meinung nach geben Sie,...
    Meiner Meinung nach geben Sie, Peer, der Sendung durch Ihren Eintrag nur noch mehr Aufmerksamkeit, als sie überhaupt verdient. Als Marketing-Chef von McFit würde ich mich jedenfalls bei Ihnen ganz ehrlich bedanken. Sie eröffnen dem Laden Zielgruppen, die er anderweitig nur mit viel Geld erreicht hätte.
    Ansonsten: Ich stimme Muriel ebenfalls zu. Der Herr über die Fernbedienung ist immer noch der Zuschauer.

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