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"Produktionshilfen" bei ARD und ZDF: Ein Schiff wird kommen

Die Politik diskutiert gerade darüber, ob die „Produktionshilfen“ für ARD und ZDF abgeschafft werden sollen. Bisher wird geduldet, dass die öffentlich-rechtlichen Sender sich zum Beispiel die Autos, die die Kommissare im „Tatort“ fahren, teilweise von den Herstellern kostenlos zur Verfügung stellen lassen (und dann selbst ohne redaktionelle Einflussnahme ganz ansprechend in Szene setzen). Im Gespräch mit dem Fachdienst „epd medien“ erklärte ZDF-Intendant Markus Schächter neulich, warum es so wichtig ist, dass es diese so genannten „Produktionshilfen“ (bzw. „Beistellungen“) weiter gibt:

„Es geht nicht um gewaltige Summen, aber doch um die Pragmatik bestimmter Produktionsformen, die mit Hilfe von Beistellungen günstiger werden. Es gibt, wenn Sie so wollen, mehr Programm fürs Geld. Davon haben die Zuschauer etwas und auch die Produzenten.“

„Mehr Programm fürs Geld“ heißt in diesem Fall, dass ARD und ZDF Produkte kostenlos bekommen, die sie andernfalls bezahlen müssten. Schächter sagt:

„Hätte irgendjemand Verständnis dafür, wenn wir Unsummen bezahlen würden, um das Traumschiff vom Reeder zu mieten?“

Also geht es doch um „gewaltige Summen“? In jedem Fall ist das „Traumschiff“ ein lustiges Beispiel. Denn im Entwurf zum 13. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, mit dem Product Placement im deutschen Privatfernsehen erlaubt werden soll, nicht aber bei ARD und ZDF, heißt es in der Definition des Begriffs „Produktplatzierung“:

„Die kostenlose Bereitstellung von Waren oder Dienstleistungen ist Produktplatzierung, sofern die betreffende Ware oder Dienstleistung von bedeutendem Wert ist.“
[Fettung von mir.]

Der „bedeutende Wert“ ist zwar nicht näher definiert, aber so eine Schiffsmiete wird sicher nicht besonders günstig sein, und genau aus diesem Grund wäre die „Traumschiff“-„Produktionshilfe“ nach dem derzeitigen Entwurf gar keine „Produktionshilfe“, sondern Product Placement – und das soll ARD und ZDF laut Staatsvertrag ja verboten werden. Im „epd medien“-Interview hat Schächter aber noch ein anderes Argument parat, warum die „Produktionshilfen“ für ARD und ZDF seiner Meinung nach ok sind:

„Wir haben dafür strenge Richtlinien. Eine Sendung wie ‚Das Traumschiff‘ wird mit Hinweisen versehen, die den Zuschauer auf die geleistete Unterstützung aufmerksam machen.“

Klingt gut. Schauen wir uns das doch mal gemeinsam an. Zufällig haben wir den Abspann der „Traumschiff“-Folge vom 26. Dezember 2008 parat, in dem die Zuschauer über die „Produktionshilfe“ informiert werden. Nämlich so:

Haben Sie’s gesehen? Ganz am Ende? Diese kurze Einblendung „Mit Unterstützung von Reederei Peter Dellmann“, die gerade mal eine Sekunde dauert, während im Fenster darüber bereits der Trailer zur darauffolgenden Sendung läuft? Das sind die „strengen Richtlinien“, die Schächter meint: eine Formulierung, von der kaum ein Zuschauer wissen wird, was genau sie zu bedeuten hat, was aber egal ist, weil sie sowieso kaum jemand sehen wird. Das ZDF weiß eben ganz genau, wie es sein Publikum darauf „aufmerksam macht“, dass es von einem Unternehmen unterstützt wird, das davon lebt, Kreuzfahrten mit der MS Deutschland zu veranstalten, die jeder als „Traumschiff“ aus dem Fernsehen kennt.

Screenshot: ZDF

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