Das Fernsehblog

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Von wegen sterbendes Medium: 225 Minuten sieht jeder von uns im Schnitt täglich fern. In diesem Blog stehen die Gründe dafür. Und die dagegen.

Live aus Köln-Mülheim: SSDSGPSNM*

| 9 Lesermeinungen

Dass Phoenix sich noch mal was bei N24 abschauen würde, hätte man auch nicht geglaubt. Aber besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. Also übertrug der "Ereigniskanal" am Donnerstagmittag die Pressekonferenz, bei der ARD und Pro Sieben ihre Pläne für den Eurovision Song Contest vorstellten. Es kann ja nicht immer nur Afghanistan laufen.

Wir unterbrechen dieses Blog für eine kurze Schaltung zum Ereignissender Phoenix. Phoenix, bitte kommen!

„Das Thema Afghanistan wird uns hier bei Phoenix heute noch weiter beschäftigen, in Berlin findet zurzeit eine Pressekonferenz mit Gunther Mulack, dem Direktor des Deutschen Orient-Instituts statt, über die Situation in Afghanistan nach den Wahlen. Diese zeigen wir Ihnen dann in Ausschnitten in gut einer Stunde. Zuvor machen wir einen Schnitt, und zwar einen recht harten – denn jetzt wird es hier bei Phoenix musikalisch.“

Bild zu: Live aus Köln-Mülheim: SSDSGPSNM*
Screenshot: Phoenix

So kündigte „Vor Ort“-Moderatorin Julia Schöning ihren Zuschauern heute Mittag um kurz vor 12 den nächsten Programmpunkt an und schaltete anschließend zu einer Pressekonferenz nach Köln-Mülheim, bei der es nicht um Afghanistan ging, sondern um Oslo, und zwar vor der Wahl – der des offiziellen deutschen Vertreters für den Eurovision Song Contest in Norwegen, die von der ARD diesmal mit der Unterstützung von Stefan Raab und Pro Sieben veranstaltet wird.

Auf dem Podium saßen NDR-Intendant Lutz Marmor, ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber, Pro Sieben Sat.1 Deutschland-Chef Andreas Bartl, Pro Sieben-Unterhaltungschefin Christiane Teich, Eins-Live-Wellenchef Jochen Rausch und natürlich Stefan Raab, der mit einer Mischung aus gespielter Ernsthaftigkeit und ungespielter Ernsthaftigkeit erläuterte, was er so vorhat.

„Ich glaube, dass diese Kombination sehr erfolgversprechend sein wird. Die historische Tragweite erkennen Sie auch daran, dass diese Veranstaltung, diese Pressekonferenz hier, sowohl auf N24 als auch auf Phoenix live übertragen wird. Das schafft sonst eigentlich nur die Beerdigung von Michael Jackson.“

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Screenshot: Phoenix

Ja, toll. Dass Phoenix sich noch mal was bei N24 abschauen würde, hätte man wirklich nicht geglaubt. N24 war natürlich deutlich im Vorteil, da wird sonst ja das ganze Programm freigeräumt, wenn es in der eigenen Sendergruppe was zu verkünden gibt (abgesehen von Entlassungen). Deshalb hatte der Sender auch einen eigenen Reporter für die Vorberichterstattung in Köln-Mülheim, der wichtige Informationen lieferte, unter anderem, dass die Stimmung „locker“ und „entspannt“ wirkt. „Kann man das so interpretieren, dass die Privaten den Öffentlich-Rechtlichen zeigen, wie’s richtig geht?“, wollte die Moderatorendarstellerin im N24-Studio von ihrem Korrespondenten außerdem wissen, woraufhin der meinte: „Das kann man so interpretieren“ – sich danach aber schnell korrigierte, um die Harmonie nicht zu gefährden.

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Screenshot: N24

Und die war wirklich beeindruckend: Wie alte Bekannte saßen die ARD-Herren mit ihren Pro-Sieben-Kollegen zusammen, Marmor sprach sich zwischendurch mit Bartl ab, wer zuerst auf welche Journalistenfragen antworten sollte, und vor dem Fernseher konnte man ein bisschen Angst bekommen, dass der Intendant bei soviel Eintracht gleich noch sondiert, ob man „Galileo“ nicht im ARD-Vorabendprogramm zeigen könnte bevor es zur endgültigen Fusion kommt. Auf die Widerstände innerhalb der ARD angesprochen, die die Kooperation beinahe zum Platzen gebracht hätten, witzelte Raab friedvoll:

„Für die Tatsache, dass die ARD beteiligt war, ging’s für mich noch recht schnell. Herr Boudgoust hat bei mir den Spitznamen Speedy Gonzales.“

Nur eine kleine Frotzelei ließ er sich durchgehen, als er gefragt wurde, von welchem der beiden Sender denn nun sein Honorar komme. Darüber habe man sich noch gar nicht unterhalten, meinte Raab:

„Aber die ARD kann sich ja nicht mal Jörg Pilawa leisten.“

Besonders viel Neues gab es (zumindest für alle, die das Raab-Interview bei FAZ.NET Ende Juli gelesen haben) anschließend nicht: Statt eines einzigen Vorentscheids wird es acht Shows geben, die Vorentscheide samt Halbfinale zeigt Pro Sieben, den Rest die ARD. Jeder, der glaubt, musikalisches Talent zu haben, kann sich bewerben. 20 Teilnehmer starten in der ersten Show, die im Februar laufen soll, im Finale treten die beiden Publikumsfavoriten gegeneinander an. Wer mit Raab in der Jury sitzt, ist noch nicht entschieden. Und heißen wird die Show: „Unser Star für Oslo 2010“.

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Screenshot: N24

Nach 55 Minuten klinkte sich N24 als erstes aus, um endlich Werbung zeigen zu können, Phoenix blieb drei Minuten länger bis zum Ende drauf, dann ging’s dort weiter mit Opel und Afghanistan. Und mit ein bisschen Glück werden die beiden Sender für die Übertragung der Pressekonferenz noch beim Deutschen Fernsehpreis nachnominiert. Ist ja gerade in Mode.

*“Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star noch mal“


9 Lesermeinungen

  1. Paule sagt:

    Tja... Phoenix hat ein...
    Tja… Phoenix hat ein Spektrum, vom dem sich andere noch eine Scheibe abschneiden können 😉 (Ist ja eigentlich auch gar nicht so verkehrt, solange man Opel und Afghanistan nicht vernachlässigt.)
    Immerhin muss man dankbar anerkennen, dass es eine klare Aufgabenteilung gab und nicht das Erste und/oder der NDR auch noch übertragen haben.

  2. Andi sagt:

    "Unser Star für Oslo"? Hmmja....
    „Unser Star für Oslo“? Hmmja. Bei dem Titel bin ich geneigt, zu wetten, dass das Finale von Florian Silbereisen moderiert werden wird…

  3. Richard sagt:

    Ich unterbreche kurz für...
    Ich unterbreche kurz für einen Hinweis: Der Kölner Stadtteil schreibt sich ohne „h“ zwischen „ü“ und „l“.

  4. pschader sagt:

    @Richard: Danke für diese...
    @Richard: Danke für diese Unterbrechung!

  5. VolkerB sagt:

    Mülheim an der Ruhr und der...
    Mülheim an der Ruhr und der Kölner Stadtteil mag vieles unterscheiden, die Schreibweise ist es jedoch nicht…

  6. onlime sagt:

    Ohgottogottogott... Ist das da...
    Ohgottogottogott… Ist das da wirklich allen Ernstes das offizielle Logo der Veranstaltung? Das lässt ja arg vermuten, Deutschland würde wieder „Wind“ zum Grand Prix schicken.

  7. Afghanistan ist doch...
    Afghanistan ist doch langweilig… Wer will eine solche Pressekonferenz im TV sehen? Und sowas schimpft sich Nachrichtensender!

  8. Paule sagt:

    @Hofnarr Florian: "Und sowas...
    @Hofnarr Florian: „Und sowas schimpft sich Nachrichtensender!“
    Phoenix ist kein Nachrichtensender. Dass er einer wird, haben die Privaten schon 1997 zu verhindern gewusst. Damals wie heute soll durch einen ÖR nicht in den funktionierenden Privatnachrichtensendermarkt eingegriffen werden. Im Ergebnis machen n-tv und N24 immer weniger Nachrichten, weil es der Markt verlangt.
    Das wäre vielleicht mal ein Thema für Peer oder Stefan: Wie haben sich unsere Nachrichtensender seit 1994(bzw 2000) entwickelt? Bietet SkyNews in GB nur deswegen Nachrichten, weil ihm die BBC im Nacken sitzt? Ist das in Italien nicht ganz genauso? Warum soll das nicht auch bei uns funktionieren?

  9. Kand.in.Sky sagt:

    Welch ekelhaftes Bild:...
    Welch ekelhaftes Bild: ARD-Dummschwätzer, Raab und im Hintergrund die Logos der Öff.-Recht. zusammen mit dem von Pro7.
    Gottseidank habe ich diesem Quatsch samt der GEZ-Drücker schon vor Jahren abgesagt.
    Mal ehrlich liebe GEZ-Sponsoren, kommt ihr euch nicht wenigstens so ein kleines bisschen wie BILD-Leser vor (nach Strich/Faden durch die Scheisse gezogen)?
    #k.

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