Selten hat das Publikum einem Kandidaten seinen Gewinn so sehr missgönnt wie diesem. Hans-Martin Schulze, ein 24-jähriger Pharmazie-Praktikant aus Oldenburg, ist seit dieser Nacht um eine halbe Million Euro reicher. Er musste dafür nicht nur den Raab, sondern auch das Publikum schlagen. Am Ende, als er mit verzerrtem Gesicht und einem Triumphschrei den Geldkoffer in die Höhe streckte, buhten sie ihn hemmungslos aus.
Das ist nicht die übliche Rollenverteilung bei „Schlag den Raab“, und es war nicht so, dass dieser Hans-Martin in irgendeiner Weise gefoult hätte. Er hat nur alles getan, um die Sympathien zu verspielen.
Es begann schon, als er und eine Kandidatin auf das Ergebnis warteten, wer von ihnen beiden die meisten Zuschauerstimmen erhalten hatten und überhaupt gegen Raab um die 500.000 Euro spielen durfte. Das ist so ein Moment, in dem man schon einmal angespannt sein darf, aber die Art, wie Hans-Martin sich verkrampfte und wirkte, als wollte er mit seinem ganzen Körper seine Teilnahme erpressen, wirkte merkwürdig abstoßend und brachte den Moderator Matthias Opdenhövel zum ersten höhnischen Witz, fürs Beten sei es nun zu spät.
Der psychologisch vermutlich entscheidende Moment war aber ein anderer: Als er beim Diskuswerfen gegen einen sich ziemlich ungeschickt anstellenden Raab weit vorne lag, bot er gönnerhaft-ironisch an, die letzten Würfe gar nicht mehr zu machen. Das ist schon grundsätzlich keine so gute Idee, aber bei einem Gegner wie Raab erst recht nicht, bei dem genau eine solche Situation die Ausschüttung irgendeines Ehrgeiz-Hormones auslöst, das ihn dann im letzten Wurf das Spiel doch noch unerwartet gewinnen lässt. Und der, noch wichtiger, damit sofort alle Sympathien des Publikums auf seiner Seite hat (das es ihm in anderen Fällen, bei anderen Gegnern, auch gerne gönnt, wenn seine Verbissenheit keine Früchte trägt). Aber spätestens von diesem Moment beim Diskuswurf im Stadion an war das Saalpublikum fast geschlossen auf Seiten Raabs und machte keinen Hehl daraus.
Man weiß ja nicht, was man selbst für eine Figur abgeben würde unter den Bedingungen einer solchen Show, aber man kann zukünftigen Kandidaten den Auftritt von Hans-Martin als reichhaltiges Anschauungsmaterial geben für all das, was sie vermeiden sollten. Er freute sich immer viel zu sehr und oft zu früh über die Fehler seines Gegners, duschte sich in Schadenfreude. Als läppisch verlachte er die Frage, ob es stimmt, dass die Insel Lummerland drei Berge hat. „Klar, das Lied: ‚Eine Insel mit drei Bergen'“, eine Kindergartenaufgabe. Blöd nur, dass das Lied geht: „Eine Insel mit zwei Bergen…“ Seine aggressiven Siegesgesten kamen so wenig an wie sein beunruhigender Hang, sich im Selbstgespräch anzufeuern: „Komm schon“ / „Du schaffst das“ / „Geht doch“.
Er hatte sie bald alle gegen sich: das Publikum, die Moderatoren, den Kommentator. Auch Raab selbst sagte einmal bösartig (und für Hans-Martin vermutlich unerklärlich), er verliere ja immer ungern, in diesem Fall aber besonders. Es tat der Spannung der Sendung keinen Abbruch, gegen den Kandidaten zu fiebern statt mit ihm, aber je deutlicher und einmütiger die Ablehung wurde, desto grausamer wurde die Situation. Opdenhövel sagte zu einer Begleiterin Hans-Martins, dass es ja besser sei, viel Geld zu gewinnen als viele Freunde, und als sie freundlich in die Falle tappte und widersprach, viele Freunde seien ja auch ganz schön, forderte er das Publikum auf, per Applaus zu demonstrieren, für wen sie sind. Sie waren für Raab.
Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter formierte sich unterdessen eine wachsende Horde von Leuten, die sich in immer gröberem Spott über den jungen Mann überboten, für den sie früh und konsequent den Spitz- und Erkennungsnamen #hassmartin erfunden hatten. (Unklar blieb dabei allerdings, welchen Grund nun ausgerechnet diese Leute haben sollten, sich mit ihrer begeistert zur Schau gestellten Asozialität dem sozial ungeschickten Kandidaten überlegen zu fühlen.)
Doch dem Urteil, dass hier jemand sensationell unsymphatisch auftrat, kann man nur schwer widersprechen. Der Abend war eine faszinierende und etwas beunruhigende Lektion, wie schnell und vollständig man sich ins Aus katapultieren kann. Dabei wird die Pose des übertrieben selbstbewussten Herausforderers eigentlich schon vom Format und dem Casting vorgegeben. Und viele der Eigenschaften, die bei Hans-Martin so abstoßend wirkten, gehören auch zum Repertoire Raabs, der aber als langjähriger Profi natürlich viel geschickter darin ist, sie in den Spitzen auf ein Maß herunterzuregeln, das im Fernsehen nicht zu peinlich aussieht.
Das war der Hauptfehler des Kandidaten an diesem Abend: Dass er nicht erkannt hat, was seine Rolle ist in diesem Spiel. Relativ früh, bevor sie beim 2000-Meter-Bahnradfahren gegeneinander antraten und nicht nur die Kondition gegen Raab sprach, sagte er, da würde er sich aber sehr schämen, wenn er das nicht gewinnen würde, und tätschelte dabei tatsächlich Raabs Bäuchlein. Es war einer dieser Fremdschäm-Augenblicke, die man schwer mit ansehen kann, und Raab hat danach fast instinktiv die Arme vor dieser vermeintlichen Schwachstelle verschränkt. Aber interessanterweise hätte die Szene umgekehrt funktioniert: Raab hätte sich über eine Schwäche des Gegners auf diese Weise lustig machen können, ohne dass es so peinlich gewesen wäre: Er hätte es professionell augenzwinkernd abfedern können, und wenn er durch so eine Form von Arroganz das Publikum gegen sich aufbringt, verschafft er dem Kandidaten nur zusätzliche Sympathien, was sehr in Ordnung geht.
Trotzdem war das Maß, in dem Raabs Erfolge von den Zuschauern im Studio gefeiert wurden, und Punkte von Hans-Martin Schulze fast schweigend quittiert wurden, fast schockierend, und bei den Buhrufen ganz am Ende musste sogar Raab selbst eingreifen. Wie geht man als Mensch eigentlich mit der Erfahrung um, dass die eigene Art auf andere anscheinend derart abstoßend wirkt?
Insofern erinnerte der Abend ein wenig an die erste Staffel von „Big Brother“: Als die Bewohnerin Kerstin Manuela irgendwann schockiert feststellen musste, dass dass sie im Laufe der Wochen im Container für die Zuschauer zuhause zu einer Hassfigur geworden war, und viele ihr das auch zeigten. Hans-Martin verspielte die Sympathien in nur einem Abend. Das hätte er auch nicht geahnt: Dass der Preis für die 500.000 Euro so hoch sein könnte.
Komisch, dass seine so...
Komisch, dass seine so unsympathische Art in dem Video nicht rüber kam, sonst wäre eine Frau die nächste gewesen. Sein Gezappel und das schmerzverzerrte Gesicht bei der Entscheidungsauswahl ließen ihn von Anfang an arrogant erscheinen – nur leider für seine Visage kann kein Mensch was, für seine Mimik und Gestik schon und die waren reichlich abstoßend! Was soll´s, jetzt kann er erstmal mit 500.000 Euro das Land verlassen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Sollte er das nicht tun, wird er in den nächsten Wochen wohl viel Spott und Hohn von seinen Nachbarn und „Freunden“ ernten!
solche Menschen Wie dieser ...
solche Menschen Wie dieser haben es nicht verdient überhaubt was zu gewinnen aroggant das ganze spiel lang unsympatisch einfach nur scheisse!!
Dieser Typ
Ich denke mal, dass...
Ich denke mal, dass Hans-Martin sich wohl nicht mit der im Text gestellten Frage, wie man denn als Kandidat mit der Erfahrung umgeht, dass die eigene Art auf andere derart abstoßend wirkt, auseinandersetzen muss, weil er definitiv nicht merkt, respektive in der Sendung gemerkt hat, was für einen sich peinlich selbstbeklatschenden und arrogant selbstgerechten fast schon schizophren wirkenden Widerling er da vor einem Millionenpublikum abgegeben hat. Er wirkte vielmehr vollkommen infantil und ein wenig wie ein verzogenes Kind, dem man im Sandkasten die Schippe weggenommen hat und das sich selbst (hat ja auch sonst – und zwar vollkommen zu Recht – niemand gemacht) gegen die böse Welt der Anderen, bar jeglicher Reflektion nimmermüde aggresiv anfeuernd in einen wirklich widerwärtigen Rausch geschaukelt hat, dass es man es als Zuschauer gar nicht so recht mitansehen wollte.
Dass er am Ende die Kohle mit nach Hause nehmen konnte, sei ihm einerseits gegönnt – schließlich hat er regulär gewonnen – andererseits schlimm genug hier mitten in der Nacht zu sitzen und diesen Kommentar zu schreiben, allein es geht es nicht anders. Irgendwie muss man seinen Ekel ja loswerden. Und schön ist das nicht.
Der Kandidat war eine...
Der Kandidat war eine unmögliche Person. Niemand muss sich so unfair verhalten.
Naja, so hoch ist der Preis...
Naja, so hoch ist der Preis für die halbe Million jetzt auch wieder nicht. Selbst unter der sich in ihrem Hass gefallenden Meute von Twitterern finden sich laut Umfrage 20% die den Mann sympathisch fanden. Ein paar Neider gibt es immer.
nicht zu vergessen die szene...
nicht zu vergessen die szene in der stefan raab auf die frage „welche frauen-nationalmannschaft wurde noch europameister…“ mit „usa“ geantwortet hatte (wodran ich zunächst auch gedacht hatte, da mir nur deutschland und usa als frauenfußball-nationen bekannt sind) und hans-martin dies mit einem „ja ist klar…usa wird europameister…ganz großes kino“ quittierte.
wie der autor schon sagte, ich weiß auch nicht wie ich in solch einer show rüberkommen würde. aber dieser kerl war wirklich das paradebeispiel eines überheblichen und extremst unsympatischen menschen.
ok zugegeben: das zitat war...
ok zugegeben: das zitat war nicht ganz korrekt
https://www.youtube.com/watch?v=h7RC5Vs7SbE
Ich habe die Sendung auch...
Ich habe die Sendung auch gesehen und der Kandidat war tatsächlich unsympathisch bzw. er WIRKTE zumindest so.
Die interessante Frage ist , was ihn so unsymathisch machte:
Sicher sein überhebliches Auftreten, sicher auch seine verbissene Art (zum Beispiel schon beim ersten Spiel) . Einschränkend muss man Hans-Martin aber auch zugute halten, dass er sicher sehr aufgeregt und übernervös war.
Jeder, der im Stress ist (sei es im Stau, an der Aldi-Kasse oder beim Vorstellungsgespräch), weiß, dass man sich häufiger SO verhält, wie man eigentlich NICHT ist.
Und das man ihm seinen zur Schau gestellten Ehrgeiz und seine Selbstanfeuerungen vorwirft, ist recht unfair.
Das macht Raab auch in jedem Spiel. Da finden das alle okay.
Wäre mal interessant zu analysieren, warum dies so ist, warum die Zuschauer keinen Kandidaten sehen wollen, der sich ähnlich pusht wie Raab selber.
Mithin: Hans-Martin wirkte tatsächlich unsympathisch – schade, dass er gewonnen hat.
PS
Das schöne ist, Twitter und Blogs hin und her: Am Montag ist HM medial genauso vergessen wie jede zweitklassige Politikeraffäre bzw. DSDS-Heulsuse, die sich von den anderen gemobbt fühlt und dies per BILD kundtut.
ich gönnte dem raab niemals...
ich gönnte dem raab niemals auch nur einen sieg. heute abend war er ganz klar der sympatischere kontrahent! so eine arroganz, solch übertriebene überheblichkeit und dazu noch diese psychotisch anmutende selbstanfeuerung… ich hab mich die ganze zeit gefragt (habe die vorstellung der kandidaten leider verpasst), wie dieser mensch in der sendung landen konnte?!? angewidert von hans-martin habe ich doch des öfteren den sender gewechselt… ich konnte das schauspiel kaum ertragen! bitte pro7: NIE WIEDER SO NEN TYPEN!!!
Das war echt verdammt...
Das war echt verdammt peinlich.
Für diesen Mann kann man sich einfach nur schämen.. soll er doch mit seinen 500 Riesen machen was er will, nachdem er gegen ende der sendung gesagt hatte dass er nur die kohle wolle und ihm des publikums und stefans sympathie egal sei, freu ich mich wahnsinnig darauf, dass er am montag in tv total nochmal zu gast sein wird so wie es seither jede(r) schlag-den-raab-kandidat(in) war…!
Bin sehr gespannt..