[Spoilerwarnung: Der folgende Text enthält eine konkrete Szenenbeschreibung aus „Vulkan“ bei RTL. Wer sich lieber überraschen lassen mag, liest besser erst nach dem Anschauen weiter.]
Eine Straße im Wald, nebelig und weiß, als hätte es geschneit. Aber das Weiß ist schmutziger, so schmutzig wie die Asche, die vom Himmel fällt. Ein Mann und eine Frau, fahren im Auto durch den Nebel, sichtlich angespannt und viel zu schnell, bis plötzlich etwas auf die Frontscheibe kracht. Ein großer Blutfleck bleibt, die Frau schreit, der SUV bremst, beide Insassen steigen aus. Links vor ihnen lodern noch die Flammen in einem anderen Wagen. Man kann nur ein paar Meter weit sehen.
Was war das? „Ich schau nach“, sagt der Mann schwer atmend und verschwindet im Nebel. In der Böschung liegt ein Mensch mit einer klaffenden Platzwunde am Kopf – tot. Der Fahrer schaut sich entsetzt um, geht zurück, sagt seiner Begleiterin: „Es war ein Tier, wir hauen ab.“ Plötzlich sind in hundert Metern Entfernung die Lichter von Taschenlampen zu sehen.
„Da ist was, da sind Leute“, sagt die Frau, läuft auf die kleine Gruppe Menschen zu und erkennt einen Nachbarn: „Ludwig!“ Aber Ludwig sagt nichts, er blutet an der Schläfe, er hat sich einen Lappen als Mundschutz umgebunden, ist von Kopf bis Fuß schmutzig-weiß, so wie die, die ihm mit schleppendem Gang folgen, allesamt ohne ein Wort zu sagen. Ludwig hat ein Gewehr, stößt die Frau damit zur Seite und läuft geradewegs auf den SUV zu. Ein Begleiter versucht ihn zu überholen, wird ebenfalls weggestoßen, der Fahrer des Wagens schreit ihn an: „Hey!“ – und wird augenblicklich niedergeschossen. Dann überschlägt sich die Situation. Die Gruppe stürzt regelrecht auf den Wagen zu, ihr Anführer sitzt schon hinterm Steuer, hat den Rückwärtsgang eingelegt, wendet in der Böschung und schießt davon, während die letzten sich verzweifelt am Wagen festzuhalten versuchen und mitgerissen werden.
Dann ist wieder Stille. Die Frau und der Mann bleiben zurück, er angeschossen, sie geschockt und verzweifelt. Schnitt.
Screenshots: RTL/Teamworx
Vor dem Fernseher bleibt einem bei dieser Szene aus dem Film „Vulkan“ kurz mal die Spucke weg, weil man mit sowas nun wirklich nicht gerechnet hätte, nicht in einem Katastrophenfilm, wie sie das deutsche Fernsehen in den vergangenen Jahren zuhauf produziert hat, stets nach demselben Muster, und ganz bestimmt ohne inszenatorische Anleihen bei Zombiefilmen.
An das bekannte Muster hält sich die Filmfirma Teamworx („Die Sturmflut“) zwar auch diesmal, um zu erzählen, wie ein Örtchen in der Eifel von einem ausbrechenden Vulkan vernichtet wird: Es gibt nicht nur eine, sondern gleich mehrere Liebesgeschichten, tragische Figuren und ganz große Helden, alles, was das Fernsehen verlangt.
Aber anschließend, in Teil zwei, ist immer mal wieder Platz für Überraschungen – wie die oben beschriebene Szene, die den Zuschauer völlig unvorbereitet trifft und perfekt erzählt, wie dramatisch die Situation im Katastrophengebiet sein muss, wo die Betroffenen, die zu Fuß vor der Naturgewalt zu fliehen versuchen, auf ihrem Weg völlig entmenschlicht werden und nur noch ans eigene Überleben denken. Um jeden Preis.
Es gibt nicht viele Szenen dieser Intensität, obwohl „Vulkan“ äußerst professionell produziert ist mit seinem Katastrophenset, für das eine ganze Ortschaft nachgebaut wurde, den teuren Spezialeffekten und der fast schon übertriebenen Promi-Besetzung. Leider verkalkulieren sich die Produzenten mit zu vielen Charakteren, deren Geschichten im ersten Teil erzählt werden, obwohl manche davon locker verzichtbar gewesen wären. Dazwischen fährt die Kamera mit bedrohlicher Musikuntermalung immer wieder über den Kratersee, unter dem es bereits heftig brodelt. Bis wirklich was passiert, dauert es – gemäß den Gesetzmäßigkeiten des deutschen TV-Zweiteilers – eine kleine Ewigkeit. Ab und zu, wenn der Vulkan nachher röhrt wie ein angeschossener T-Rex, wird es auch richtig albern.
Dennoch hebt sich „Vulkan“ von vielen voran gegangenen Produktionen ab, allein dadurch, dass es kein echtes Happy-End gibt, (zumindest nicht für alle), was bisher in deutschen TV-Produktionen alles andere als selbstverständlich war, weil sich zum Schluss sonst immer alle in den Armen liegen und glücklich sind.
Na klar: „Vulkan“ ist Popcorn-Fernsehen und übertreibt maßlos, obwohl man sich bei Teamworx sehr darum bemüht, die Plausibilität eines solchen Vulkanausbruchs wissenschaftlich zu untermauern.
Aber wenn Sie unabhängig davon mal einen deutschen Film sehen wollen, in dem Veronica Ferres ausnahmsweise Urlaub hat, dann könnte es vielleicht dieser sein.
„Vulkan“, Teil 1 am Sonntag um 20.15 Uhr bei RTL, Teil 2 am Montag zur selben Zeit.
Foto: RTL
Nur, damit ich das auch ganz...
Nur, damit ich das auch ganz bestimmt richtig verstehe: Der Vulkan röhrt?
RTL greift hier ein Thema auf...
RTL greift hier ein Thema auf das im Kino schon grossen Erfolg hatte. Schaun wir mal !!!
Gruesse Mirko
<p>Danke für den freundlichen...
Danke für den freundlichen Hinweis auf diesen Film, aber trotzdem: nein, danke.
@Muriel: Jepp....
@Muriel: Jepp. Rooaaaaaaaaaaaaaaar. So ungefähr.
Naja, das Genre des...
Naja, das Genre des Katrastrophenfilms habe ich sowieso noch nie so richtig verstanden. Vielleicht die Geschichte vom Menschen wider die Natur? Die Freude an dem überlebensgroßen, ja, geradezu fantastischen Schrecken?
Der Unterschied zum gewöhnlichen Horrorfilm ist ja dass die Katastrophe meistens willkürlich ist, ohne gerichtetes Ziel – außer man will natürlich eine religiöse Komponente hineininterpretieren; die Katastrophe als Strafe des Himmels. Im Horrorgenre dagegen ist das Unheil zumeist personalisiert und sucht die Protagonisten heim. Das Böse kann besiegt werden wenn man entweder seine Ängste bezwingt oder seine Sünden bereut.
Die Natur hingegen kann nicht besiegt werden, man kann nur überleben – immer und immer wieder. Eigentlich sehr archaisch, denke ich.
Warum schauen sich Menschen Katastrophenfilme an?
@vismund
ohne...
@vismund
ohne Katastrophenfilme wären Emmerich, Bay unde Bruckheimer arbeitslos.
Irendwie kann ich ja nicht glauben, dass das Filmchen was taugt auch wenn sich das Fehlen einer Frau Ferres erstmal positiv zu werten ist, dafür gibt’s ja Hr. Koebelin, der ist ja auch Garant für deutsche B-Movie- TV-Action.
Habe beide Teile vorab sehen...
Habe beide Teile vorab sehen können und muss sagen: Ich wurde positiv überrascht. Der Film folgt den Grundgesetzen des Katastrophenfilms, aber im ersten Teil bekommt man ein recht differenziertes Figurenensemble mit nachvollziehbaren Sehnsüchten und Konflikten. Und manches ist wirklich anrührend (die Figur von Katharian Wackernagel z.B., auch wunderbar gespielt.)
Und im zweiten Teil wird es bedrückend apokalyptisch und nicht allzu nett. Da halten nicht alle unter Druck so richtig zusammen, da wird es eher – so wie oben beschrieben – unter den Menschen genauso ungemütlich wie mit der Naturgewalt. Respekt RTL, das ist besser als gefürchtet, viel besser.
@Vismund:
Es gibt bei...
@Vismund:
Es gibt bei einzelnen Katastrophenfilmen auch eine zivilisationskritische Komponente (Stichwort „Rache der Natur“), wo technische Hybris und Ignoranz/Korruption die Katastrophe auslösen oder verschlimmern. Allerdings ist das mehr die Domäne der Monsterfilme (Zombies, weißer Hai, etc.).
Andi hat recht, das war...
Andi hat recht, das war inszenatorisch durchaus routiniert, darstellerisch, wie befürchtet, eher unterdurchschnittlich.
Werde heute abend wohl aber dabei bleiben.
so ein langatmiger,...
so ein langatmiger, langweiliger, schlecht gemachter film! völlig ohne Spannung und angefüllt mit immer den gleichen Lava-Staub-Bildern und schon albern wirkender permanenter drohmusik… peinlich!