Es ging auf Mitternacht zu, die Medien hatten schon über 24 Stunden lang aus der Sprachlosigkeit über Robert Enkes Tod ein dröhnendes, nicht enden wollendes Geplapper gemacht, als Johannes B. Kerner es schaffte, diese Sprachlosigkeit doch noch einmal kurz wieder herzustellen. Er ließ eine Karte zeigen und sagte zu Jörg Sievers, dem Torwarttrainer von Enke:
„Wir können hier anhand einer Grafik noch einmal darlegen, wie nah [Enkes] Todesort dem Ort ist, wo seine Tochter begraben ist. Das ganze ist ein paar Kilometer nordwestlich von Hannover, Neustadt am Rübenberge, da ist der Friedhof, und ungefähr zwei Kilometer, 2200 Meter entfernt, in Eilvese hat Robert Enke gestern sein Leben beendet. Jörg, glauben Sie, dass es irgendwas miteinander zu tun hat, dass er diesen Ort in der Nähe der Grabstätte seiner vor drei Jahren gestorbenen kleinen Tochter gewählt hat, um sein Leben zu beenden?“
Jörg Sievers, der Torwarttrainer, schnappte einen stillen Moment lang nach Luft, bevor er sich fasste und antwortete:
„Das wäre reine Spekulation, was ich jetzt sage. Wir spekulieren eh sehr, sehr viel. Deswegen möchte ich auf diese Frage nicht antworten.“
Es wäre ein Augenblick gewesen, innezuhalten und kurz zu reflektieren, in welchem Maß sich alle in einen Rausch spekuliert hatten, auf der Suche nach Erklärungen für das Unerklärliche und rationalen Gründen für die Irrationalität einer Krankheit, zu deren Komplikationen der Suizid gehört. Aber Kerner zuckte nicht mit der Wimper, sondern hatte schon ein neues Spekulations-Angebot für Jörg Sievers: Ob nicht vielleicht hinter der rätselhaften Darmerkrankung Enkes vor ein paar Monaten in Wahrheit auch nur die Depression gesteckt habe…
Ein „Fraeulein Tessa“ hatte schon am Dienstagabend, nachdem bekannt wurde, dass Robert Enke sich das Leben genommen hat, getwittert: „Könnte man nun bitte präventiv Kerner und Beckmann absetzen? Danke.“ Es half nichts. Sat.1 kündigte prompt ein „Kerner Spezial“ und wies darauf hin, dass der Fernsehmann den Toten ja von seinen Länderspielen-Moderationen her kenne. Er kam dann aber nicht so schlimm, wie es hätte kommen können.
Dank Kerner hat Sat.1 nun erstmals seit längerer Zeit die Möglichkeit, aktuelle Themen aufmerksamkeitsstark im Programm zu behandeln – und muss die heillosen Spekulationen, das übertriebene Pathos, die pseudojournalistische Aufarbeitung (und vielleicht: die Quote) nicht mehr den Konkurrenten überlassen.
Kerners Gäste Jörg Sievers und Martin Kind, der Präsident von Hannover 96, waren vom NDR herübergekommen, wo sie kurz zuvor in der Sendung „Menschen & Schlagzeilen“ schon von Susanne Stichler zum Spekulieren aufgefordert worden waren. Bei Kerner musste das Drama des Dramas natürlich noch größer werden. Nicht nur von einem trauernden, sondern gleich einem „traumatisierten Land“ sprach er zur Begrüßung, rühmte die Pressekonferenz von Enkes Witwe als „beeindruckenden Auftritt einer wirklich starken Frau“ und stellte dem Vereinspräsidenten zum Einstieg die programmatische Frage: „Herr Kind, wie haben Sie diese Stärke empfunden?“
Nach einem Tag, an dem auf allen Kanälen viel mehr zu dem Thema gesagt wurde, als es zu sagen gab, der Nachrichtensender n-tv selbst die Bilder der Pressekonferenz noch mit dramatisch-kitschiger Musik unterlegte und sich im DSF Sportreporter über Stunden als Experten für das Krankheitsbild Depression versuchten, war dieses „Kerner Spezial“ ein fast unauffälliger Abschluss.
Kerner bemühte sich rührend, das Gespräch vom unbegreiflichen Thema Depression zum viel handlicheren Thema Überforderung und Druck zu lenken, worunter ja nicht nur Profi-Fußballer leiden würden, sondern zum Beispiel auch Geschäftsleute. Und er versuchte, der Tat etwas Gutes abzugewinnen und fragte in seiner unnachahmlichen Art, „ob wir möglicherweise damit rechnen müssen, dass wir in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten vermehrt Fälle hören, wo Fußballprofis den Mut finden zu sagen: Auch ich war einmal in der Situation, wo ich, ganz ehrlich, das Gefühl hatte, ich kann nicht mehr.“ Und wenn nun eine offene Diskussion entstehe über die Notwendigkeit, auch Schwächen zeigen zu können: Ob das „möglicherweise einen Mini-Mini-Mini-Sinn des Freitodes von Robert Enke gewesen sein könnte“? Dabei legte er den Kopf ganz treuherzig schief, bevor jemand auf die Idee kommen konnte, dass auch die Medien mit ihrer Gnadenlosigkeit gerade im Sport zu dem unmenschlichen Druck beitragen könnten.
Und dann schaffte er es, dass Sievers und Kind ganz am Schluss noch die Tränen in die Augen stiegen, als sie den großen Robert Enke auf Kerners Bitte hin noch einmal rühmten, und so gesehen muss man es wohl als eine gelungene Sendung bezeichnen.
Ein Mensch ist gestorben, jung...
Ein Mensch ist gestorben, jung und Frau und Kind hinterlassend- ein tragisches Ereigniss. Jodoch eines was ständig passiert und leider nichts unnormales in unserer modernen Gesellschaft ist. Somit ist es völlig übertrieben so eine Katastrophe daraus zu machen die ganz Deutschland bewegt- tut sie nämlich nicht.
Wäre Enke kein Fussballer und Fussball kein Mediensport- keiner würde sich darum kümmern. Man möge bitte mit der Sonderbehandlung von Sportlern oder Prominenten in den Medien aufhören. Das Gegenteil wäre mal etwas neues.
Sportler sind bewunderndswert aber keine durchaus keine Helden, schon gar nicht für ein ganzes Land..
Ja, der Herr Kerner ist ganz...
Ja, der Herr Kerner ist ganz besonders auf die maximal reißerisch-emotionale Version der medialen Indoktrination spezialisiert. Ich würde allerdings weitergehen als der zitierte Twitterer und sowohl Kerner als auch Beckmann nicht nur absetzen, sondern gleich verhaften. Jauch, Maischberger & Konsorten können sich gleich in der Nachbarzelle einfinden.
Es ist noch nicht im Ansatz aufgearbeitet, was diese Einpeitscher mit ihrer „Medienarbeit“ an Verbrechen begehen. Es ist ein unsägliches Menschenexperiment, ein Verdummungs-, Verführungs- und Verhetzungsprogramm. Streng genommen gehören ja die zuständigen Redakteure gleich mit in den Bau, aber die Präsentatoren dieser Verbrechen haften hier eindeutig zuvorderst.
Man darf nicht den Fehler machen und diese Sendungen als Lappalie abtun. Etliche Strafrechtsparagraphen wie Volksverhetzung, Irreführung, Verächtlichmachung wären anwendbar. Für die moralische Dimension dieser Volksverdummung müßte es eigtl. auch noch einen Paragraphen geben, aber zu guten alten Mittelalterzeiten hätte man diese Leute auf den Marktplatz gestellt und sie müßten sich bespucken lassen.
Sorry, dass ich so heftig reagieren muß, aber angesichts Enkes Schicksal werde ich unendlich zornig, wie widerlich diese völlig private Angelegenheit in den Medien verwurstet wird. …damit Sat1 seine Werbeeinnahmen steigern kann (oder gabs keine Werbeblöcke zwischen Kerners Geseier ?) und schlußendlich natürlich auch Herrn Kerner so fürstlich entlohnen kann. Unterm Strich sind Sender und Strahlemann Nettoprofiteure von Enkes Tod. Das alles in Verbindung mit ihrer Absahne macht es so widerlich. Dass es hierfür keine Paragraphen gibt, ist äußerst schade. Ich hoffe, meine gesammelte Verachtung für diese Boulevard-„Journalisten“ kam an!
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https://11freunde.de/bundesligen/125577/worueber_man_nicht_reden_kann
Sollte auch die FAZ langsam verstehen. Es ist beschämend wie sich die Medien verhalten.
Ihr habt auch immer was zu...
Ihr habt auch immer was zu mosern. Wer sich über Kerner nicht aufregen will darf ihn nicht schauen.
Herr Kerner hat wohl wieder...
Herr Kerner hat wohl wieder mal bewiesen,wie geschmacklos er sein kann.
Ich selbst habe mir noch nur einen kleinen Teil seiner neuen Sendung ( letzte Woche)bei Sat 1 angesehen,da hat gereicht,schlimmer gehts nicht. Sensationsgeil,besserwisserisch,so kennt man ihn.Er läßt Leute nicht aussprechen,i st pietätlos.Nichts anderes habe ich erwartet als das,was nun hier zu lesen ist.Diese Mann sollte “ in die Wüste “ geschickt werden oder sich mit Frau Poth zusammen auf den Mond schießen lassen.Dort können sie sich gegenseitig zuquatschen.
ist dieser möchtegern...
ist dieser möchtegern Weltversteher Kerner, der mit seiner Art doch bei vielen Menschen immer auf Ablehnung stoßen müsste. Eine Sendung mit J.B.Kerner kann man nie als gelungen bezeichnen.
Die Tatsache, dass selbst die...
Die Tatsache, dass selbst die Tagesschau Sebastian Deissler dazu befragen wollte, zeigt beispielhaft, wie oberflächlich die mediale Betroffenheit über Enkes Tod ist. Noch maximal eine Woche und alles läuft weiter wie gehabt.
Also mal ehrlich, kein...
Also mal ehrlich, kein Bekannter von mir kannte Enke. Aber warum sich ueber Kerner aufregen? Er hat einen guten Job gemacht. Die Zuschauer waren sicher begeistert. Medien sind dazu da, Dinge zu uebertreiben. Hier mal ein Selbstmord, dort mal zehntausende angebliche Rechtsradikale und ueber Allem steht fuer Westdeutsche jener geldbringende Ort in Polen…..
Kritik an der Sendung ist...
Kritik an der Sendung ist völlig überflüssig. Die Zuschauer müssen sich fragen lassen: „Was sucht ihr bei Kerner, wenn ihr Euch so etwas anschaut?“ – Nach Harald Schmidt zählt dieser Sender und damit auch diese Sendung zum „Unterschichten-Fernsehen“. – Einzig positiv: Das Thema DEPRESSION wird auf diese Weise wahrscheinlich für kurze Zeit mal in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gespült wird, wie heute bereits im Morgenmagazin der ARD geschehen.
Wenn ich Kerner sehe, bekomme...
Wenn ich Kerner sehe, bekomme ich regelmässig Brechreiz. Diese verlogene, oberflächliche Gesülze…
wie manche meiner Vorredner schon sagten: über manche Dinge kann man nur trauern und schweigen, und manche Dinge werden wir nie verstehen. Und vor manchen Menschen kann man sich nur verneigen. Ich verneige mich vor Robert Enke!