Wenn es den Deutschen Fernsehpreis im nächsten Jahr noch geben sollte, wird es höchste Zeit, die Kategorien ein bisschen an die Bedürfnisse der beteiligten Sendergruppen anzupassen – und nicht mehr nur den besten Fernsehfilm oder die beste Unterhaltungsshow auszuzeichnen, sondern auch sowas wie das cleverste Streckbankfernsehen.
Sie wissen nicht, was das ist? Doch, doch. Immerhin besteht inzwischen ein wesentlicher Teil des Programms daraus. RTL beherrscht das Genre mit seinen Castingshows perfekt, indem Schlüsselszenen aus „DSDS“ oder dem „Supertalent“ die ganze Woche über in den Magazinen wiederholt und zu Skandälchen aufgepustet werden. Am Montag macht „Extra“ regelmäßig mit einem Thema auf, das nahtlos an die davor gelaufene Dokusoap anschließt. Auch Pro Sieben hat in den vergangenen Jahren dazu gelernt, vor allem dank „Germany’s Next Topmodel“. In der ersten Staffel dauerte die Castingshow noch eine Stunde, nach dem Erfolg wurde die Sendezeit auf zweieinviertel Stunden ausgeweitet, um allein die wöchentliche Entscheidung, wer rausfliegt, quälend in die Länge ziehen zu können. Im Anschluss wird der aufregendste Konflikt aus der vorher gezeigten Folge noch mal im Entertainmentmagazin „red!“ durchgenudelt.
Ab Januar treibt Pro Sieben die Zickenverlängerung noch ein Stückchen weiter und zeigt donnerstags ab 20.15 Uhr „Die Model-WG“. Diese Woche stellte Pro Sieben das Spin-off der „Topmodel“-Suche in Hamburg vor.
Anni, Aline Annabelle, Sarina, Denise, Larissa und Tessa ziehen in die „Model-WG“, Agent Peyman Amin (Mitte) hilft bei der Jobsuche / Foto: Pro Sieben
Fünf ehemalige „Topmodel“-Kandidatinnen ziehen mit einem weiteren Model in eine Wohngemeinschaft in Köln, wo sie sieben Wochen miteinander auskommen müssen und von „Topmodel“-Agent Peyman Amin dabei unterstützt werden, neue Jobs zu finden. Produziert wird die Reihe von der Pro-Sieben-Sat.1-Firma Red Seven Entertainment, die (mal wieder) nicht besonders viel Geld ausgeben durfte, was man der Dokusoap auch ansieht. Insofern hatte Pro-Sieben-Unterhaltungschefin Christiane Teich Recht, als sie beim Screening klarstellte: „Die ‚Model-WG‘ ist nicht wie ‚Germany’s Next Topmodel‘.“
Nein, sie ist bloß der Versuch, den Erfolg von „GNTM“ mit geringeren Mitteln noch etwas breiter zu walzen.
Inhaltlich sind die Abweichungen gering, außer dass Modelmama Heidi zuhause bleiben darf. Auch in der „Model-WG“ begleitet die Kamera die jungen Frauen aber bei Fotoshootings, Bewerbungsgesprächen, auf Modenschauen, beim Streiten und Weinen. Dazwischen werden mehr oder weniger giftige Kommentare der Modelanwärterinnen gegeneinander geschnitten – mit dem Unterschied, dass Pro Sieben sich diesmal gleich diejenigen raussuchen konnte, die die knackigsten Kommentare liefern. Insofern ist die Auswahl der WG-Bewohner nicht verwunderlich: Tessa ist dabei, die in der vergangenen Staffel weniger durch ihren Ehrgeiz als durch permanentes Gedisse ihrer Kontrahentinnen auffiel, außerdem „Austria’s Next Topmodel“-Gewinnerin Larissa, die mit Tessa um die Position als unbeliebteste Giftnudel wetteiferte, und – sozusagen als Ausgleich – die etwas naiv wirkende, aber liebenswerte Sarina, die stets betont, wie jung sie ist, und offensichtlich nicht älter werden darf, so wie Lisa in den „Simpsons“.
Alle Mädchen spielen ihre Rollen (wieder) perfekt. Und dass es Rollen sind, wird kaum jemand mehr bestreiten wollen, so zackig, wie etwa Tessa immer neuen Spott parat hat, wenn sie über eine Mitbewohnerin lästert.
Vor einem Jahr fiel Rapper Sido, damals Jurymitglied bei „Popstars“, in einem Interview mit der Bemerkung auf, dass viele der Kandidatinnen beim „Topmodel“-Pendant „Popstars“ genau wüssten, wie sie sich fernsehgerecht zu verhalten hätten:
„Du musst denen nicht mal sagen: Mach das so. Die wissen: Heute muss ich weinen, die brauchen ’n paar Tränen hier in der Sendung, ich wein mal. (…) Und natürlich achten die Produzenten darauf, dass es vorzugsweise so ’ne Mädchen sind, mit denen man sowas auch machen kann.“
Dieser Aspekt kommt in der seit einigen Jahren geführten Debatte zum Umgang der Castingshows mit ihren Kandidaten zu kurz. Meist geht es um die Frage, was das Fernsehen mit denen anstellt, die sich dem Medium ausliefern, um einen vermeintlichen Traum zu verwirklichen und zum Star zu werden. Dabei wäre es genauso interessant, mal zu fragen, wie sehr (vor allem junge) Teilnehmer inzwischen verinnerlicht haben, was das Fernsehen von ihnen erwartet – und wie sie diese Rollenmuster explizit bedienen.
Tessa scheint so ein Fall zu sein, eine junge Frau, die sehr genau weiß, wie man Medienkarriere machen kann, indem man freimütig über andere lästert und sich selbst maßlos überhöht, selbst wenn der Preis dafür ist, als egoistische Zicke gebrandmarkt zu werden. Das funktioniert. Sonst hätte Pro Sieben sie nicht gefragt, ob sie in die „Model-WG“ zieht. Neben denen, die nicht peilen, wie sie vom Fernsehen benutzt werden, gibt es längst auch jene, die ziemlich gut abschätzen, wie sich das Fernsehen benutzen lässt, um eine gewisse Prominenz zu erlangen. Pro Sieben kann das wurscht sein, der Sender kriegt ja, was er will: die Aufmerksamkeit der Zuschauer, die all dem auf den Leim gehen.
Nicht allein die Art, wie das Fernsehen oft mit seinen Kandidaten umgeht, ist das Gruselige – sondern dass sich eine ganze Generation inzwischen besser mit diesen Inszenierungsmustern auskennt als mit dem Stoff in der Schule.
Bei solchen Sendungen,...
Bei solchen Sendungen, Formaten bzw. Sendern hilft einfach nur noch abzuschalten.
"dass sich eine ganze...
„dass sich eine ganze Generation inzwischen besser mit diesen Inszenierungsmustern auskennt als mit dem Stoff in der Schule.“
Vielleicht sollte man diese Sendungen einfach flächendeckend zum Klausurthema machen, dann gibt sich das mit dem Interesse bestimmt in kürzester Zeit von ganz alleine…
"sondern dass sich eine ganze...
„sondern dass sich eine ganze Generation inzwischen besser mit diesen Inszenierungsmustern auskennt als mit dem Stoff in der Schule.“
oO Laberrhabarber.
Das ist fein beobachtet. (cit....
Das ist fein beobachtet. (cit. Loriot)
Die Quoten werden es zeigen. ...
Die Quoten werden es zeigen. Zicken hin oder her. Die Medienkarriere ist doch
das Ziel. Wie die mit dem BLUB,
alles nur gestellter scheiß....
alles nur gestellter scheiß. als ob das stimmt,
ales nur mies geschauspielert.
...die Aufmerksamkeit der...
…die Aufmerksamkeit der Zuschauer, die all dem auf den Leim gehen.
Schlimm sowas, ich kenn das. Wenn man einmal reingeschaltet hat, will man natürlich wissen wie es weitergeht. Und jedesmal ärgere ich mich dadüber, dass ich son nen scheiß gucke. Aber trotzdem schalte ich immer wieder rein.
Naja jetzt ist es ja schon...
Naja jetzt ist es ja schon fast 3 Monate her und nicht mehr so spannend, meiner Meinung nach es wäre besser wenn pro7 nicht so lange gewartet hätte aber viele werden jedoch trotzdem einschalten unter anderem auch ich.
Also ich bin schon total...
Also ich bin schon total gespannt.
In Österreich war der Kampf um die Jobs schon so extrem
Mal schauen wie es wohl werden wird!
Also bei dem momentanen...
Also bei dem momentanen Fernsehprogramm, kann ich nur sagen „Gute Nacht Deutschland.“ Wie sie diese gescheiterten Möchtegernmodels in eine Wohnung zwängen und diese sich dann anzicken oder rumheulen, echt pervers. Ich kann nicht nachvollziehen wie die Leute sich so verdummen lassen wollen/können? Leider ist es ja nicht die einzige Sendung, die über das Niveau eines Hauptschülers ohne Abschluss nicht hinaus geht. Ich finde es echt schade das Vermittlung von Wissen, Werten und Moral eine so geringe Rolle im deutschen Fernsehn spielt. Am besten man lässt die Glotze aus!?