Ist es eigentlich schon zu spät, sich von „SAM“ zu verabschieden? Dem Mittagsmagazin, das im Laufe der Jahre immer mehr Sendezeit mit immer geringerem Budget füllen musste, bis es Pro Sieben im vergangenen November Hals über Kopf einstellte, weil die Quoten nicht mehr stimmten?
Frau Laubenbacher, die zehnjährige ‚SAM‘-Erfolgsgeschichte geht weiter, wenn sich der Rhythmus der Sendung auch etwas geändert hat…
Silvia Laubenbacher: Die Beiträge sind jetzt wesentlich länger, vielleicht muss sich der eine oder andere Zuschauer erst daran gewöhnen, weil er von früher eine andere Taktung kennt. (…) Die Zuschauer sehnen sich nach längeren Beiträgen, in denen sie die Protagonisten besser kennenlernen, und nach mehr Unterhaltung. Und ich habe schon nach wenigen Sendungen das Gefühl, dass dieses neue Konzept sehr gut einschlägt. Die Quoten scheinen das zu belegen.
Grund für ihre Euphorie hatte Laubenbacher schon zum damaligen Zeitpunkt keinen mehr, schließlich moderierte sie da schon seit Monaten ein Magazin, bei dem über die gesamte Sendestrecke am Bildschirmrand eingeblendet wurde, es sei „live“, obwohl zu 95 Prozent Beiträge aus der Konserve liefen.
Und „moderieren“ bedeutete für Laubenbacher zuletzt: Begrüßung, Überleitung zur Werbepause, Verabschiedung. Dafür überhaupt noch ins Studio zu fahren, kann sich nicht gelohnt haben.
Nun ist sie mitsamt den Konserven zwar durch US-Serien ersetzt worden, als Geist spukt „SAM“ seitdem aber immer noch durchs Programm der Sendergruppe. Diese Woche läuft am Nachmittag um 16 Uhr die Dokusoap „Der Salonretter“, in der Promifriseur Andreas Wendt runtergekommene Friseursalons aufmöbelt, so wie er das schon für „SAM“ gemacht hat. Ob das ein ernsthafter Versuch von Pro Sieben ist, ein Alternativprogramm für den Nachmittag zu testen, oder ob bloß noch ein paar Folgen übrig waren, lässt sich schwer sagen. Jedenfalls scheinen die jetzigen Fälle in einem Rutsch mit denen für „SAM“ abgedreht worden zu sein – oder Wendt hat einfach nicht besonders viele T-Shirts im Schrank.
Screenshot: Pro Sieben („SAM“ vom 1.9.2009)
Screenshot: Pro Sieben („Der Salonretter“ vom 18.1.2010)
Auch Sternekoch Frank Rosin ist den „SAM“-Zuschauern bestens bekannt: Nachdem er am Pro-Sieben-Mittag seinem Kollegen Christian Rach als Restauranttester nacheiferte, darf er das seit kurzem dienstagabends in „Rosins Restaurants“ auf Kabel 1 fortsetzen.
„SAM“ war für Pro Sieben also nicht nur Recyclinghof, sondern auch eine Art Teststrecke, um neue Formate auszuprobieren, oder wenigstens solche, deren Prinzip man sich anderswo abgeschaut hatte. Getestet wird bei Pro Sieben nun auf dem 16-Uhr-Sendeplatz, jede Woche mit einem neuen Dokusoap-Verschnitt (1, 2, 3). Und das ist natürlich insofern praktisch, als dass man sich dort auch die Moderatorin sparen kann.
Nachtrag, 17.34 Uhr: DWDL meldet, dass Pro Sieben auch den „SAM“-Ersatz „Desperate Housewives“ wegen Erfolglosigkeit Anfang Februar wieder aus dem Programm nimmt. Dann soll es eine zusätzliche Folge „We are Family“ richten.