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Warum Michelle Hunziker bei "Wetten dass..?" einen guten Job macht

Es ist, wenn man so will, die TV-Überraschung der vergangenen Monate: Michelle Hunziker macht ihren Job als Co-Moderatorin von „Wetten dass..?“ neben Thomas Gottschalk gar nicht so übel. Nach der Sommer-Ausgabe im vergangenen Juni, in der Hunziker noch als Gast dabei war, musste Schlimmstes befürchtet werden. So sehr hatte sich die Schweizerin damals geziert und gewunden, den von Gottschalk spontan vorgeschlagenen Wetteinsatz einzulösen und kurz baden zu gehen, dass nur schwer vorstellbar war, wie sie mit so viel Abneigung gegen den spontanen Ulk in einer Sendung ihren Platz finden sollte, die zu einem großen Teil von spontanen Ulks lebt.

Aber seit Hunziker regelmäßig an Gottschalks Seite steht, ist sie wie ausgewechselt.

Sie ist sich nicht zu schade dafür, jeden Spaß mitzumachen, auch nicht solche auf ihre Kosten. Sie verkleidet sich und schert sich nicht drum, dabei auch mal so gar nicht Lady-like auszusehen, wenn sie anschließend wieder zurück ins Abendkleid darf. 

Aber das Tollste ist: Hunziker ist besser auf die Wetten vorbereitet als es Gottschalk jemals war. Sie kennt die Namen der Kandidaten, auch die der mitgebrachten Familienmitglieder, erklärt an Miniaturmodellen, was gleich passieren wird, bei laufender Wette kann sie sagen, wo die besondere Schwierigkeit liegt, weil sie alle Proben gesehen hat, und wenn Gottschalk sich mit den Kandidaten unterhält, stupst sie besonders schüchterne Exemplare an: Im Vorgespräch hast du doch noch sowas Interessantes gesagt, erzähl das noch mal!

Anschließend hetzt sie durch die Halle, um im Nebenstudio die nächste Aktion zu erklären. (Am Samstag ist sie auf der Treppe gestolpert, so eilig hatte sie es.) Oder düst im Eiltempo zur Außenwette und wieder zurück.

Es mag immer noch eine Frage der Sympathie sein, ob man ihr Gekichere ertragen kann oder nicht, aber während viele ihrer Kollegen es sich angewöhnt haben, weitgehend unvorbereitet oder lustlos vor ihr Publikum zu treten und notfalls ganze Moderationen von Karteikärtchen abzulesen, signalisiert Hunziker mit ihrem Überblick, dass sie diesen Job sehr, sehr ernst nimmt und sich nicht bloß ins Studio stellt, um neben Gottschalk gut auszusehen und ein paar Wettkandidaten zu bezirzen.

In der ersten Sendung im Herbst stand Hunziker während der Wetten öfter mal im Weg rum, aber auch daran hat das Team mit ihr gearbeitet. Wenn Gottschalk von der Couch zu seinem Kandidaten hinüber geht, um mit ihm ein bisschen zu plaudern bevor die Wette gespielt wird, kommt Hunziker nun nicht mehr jedes Mal hinterher geschlichen, sondern setzt sich zur Familie ins Publikum, um kurz die Ehefrau oder die Kinder vorzustellen, die dem Papa auf der Bühne die Daumen drücken. Und sie hält Gottschalk den Rücken frei, damit der sich um seine Promigäste kümmern kann, selbst wenn das schon mal dazu führt, dass er aus dem Plappern auf der Couch gar nicht mehr rauskommt.

Man muss das einfach mal so sagen: Michelle Hunziker ackert. Und hat dafür ein großes Lob verdient.

Screenshot: ZDF

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