Das Fernsehblog

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Von wegen sterbendes Medium: 225 Minuten sieht jeder von uns im Schnitt täglich fern. In diesem Blog stehen die Gründe dafür. Und die dagegen.

Warum RTL Kandidaten bei "DSDS" herausradiert

| 43 Lesermeinungen

Am Samstagabend in der letzten Recall-Sendung von "Deutschland sucht den Superstar" suchten viele Zuschauer ihren Favoriten vergebens. Manche Kandidaten hat RTL vollständig ausgeblendet und peinlich darauf geachtet, dass sie möglichst selten im Bild zu sehen sind. Am Ende waren sie einfach weg.

Das ist natürlich eine verhältnismäßig neue Information: RTL nimmt den Titel seiner Sendungen wörtlich. Und die Betonung bei „Deutschland sucht den Superstar“ liegt anders als bisher angenommen gar nicht auf „Superstar“. Sondern auf „sucht“.

Zumindest haben das am Samstagabend viele Zuschauer der letzten Recall-Sendung getan: nach ihren ganz persönlichen Favoriten gesucht, von denen RTL einige aber kurzerhand aus der Show radiert hat. Den Australier Joel Havea zum Beispiel, von dem die Jury im Casting noch ganz hin und weg war, und Meike Büttner, der Bohlen im Casting attestierte, sie sei ähnlich „geisteskrank“ wie er, was vermutlich als Kompliment gemeint war. Havea und Büttner durften im Recall beide mit in die Karibik fahren, waren aber in der Samstagssendung dort nicht mit ihren Auftritten zu sehen, obwohl sie von der Jury als zwei von 25 Kandidaten auch noch zum letzten Vorsingen nach Schwetzingen mitgenommen wurden, wie auf den kurz eingeblendeten Gruppenbildern zu sehen ist:

Bild zu: Warum RTL Kandidaten bei "DSDS" herausradiert

Bild zu: Warum RTL Kandidaten bei "DSDS" herausradiert
Screenshots: RTL

Auch ihre Auftritte dort wurden nicht gezeigt, ebenso wenig wie die Entscheidung der Jury, sie nicht mit in die Top-15-Show zu nehmen. Am Ende waren sie einfach weg.

In Online-Foren wird deshalb seit einigen Tagen darüber spekuliert, was passiert ist. Havea habe einen Plattenvertrag bekommen und trete nun bei Stefan Raabs „Unser Star für Oslo“ auf, heißt es. Aber das hat der Musiker im Gespräch mit Musiktipps24.de richtig gestellt. Die Gerüchte seien falsch. Über die Entscheidung der Jury und die Tatsache, dass er in der Sendung am Ende quasi gar nicht mehr vorkam, sagt er:

„Die Jury hat mir tatsächlich gesagt, dass mein Stil nicht zu den Live-Shows passen würde. Sie haben gemeint, dass sie sich nicht vorstellen können, dass ich die verschiedenen Musikstile in den Motto-Shows bewältigen könnte. (…) Ich dachte schon, dass es ein guter Auftritt war und ich war ehrlich gesagt auch ein bisschen sauer, dass mein Auftritt nicht gezeigt wurde.“

In Ihrem Myspace-Blog äußert sich auch Meike Büttner, die glaubt, ihre kritischen Kommentare über Bohlen und die Sendung seien schuld:

„Sie schnitten mich raus, so wie Muttis Fernsehverbote an ihre kleinen erteilen. Das war eine Strafe. DSDS war die Mama und ich das unartige Kind.“

In den vergangenen Tagen hatte Büttner in der Berliner Boulevardzeitung „B.Z.“ bereits ein „DSDS-Tagebuch“ mit kritischen Bemerkungen zur Show veröffentlicht, von dessen zweiten Teil sie sich aber – ebenfalls in ihrem Blog – distanziert.

Das alles ist ein bisschen verwirrend, zumal nicht nur Havea und Büttner von jetzt auf gleich bei „Deutschland sucht den Superstar“ verschwanden, sondern auch andere Teilnehmer. RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer sagt dazu:

„Wir konnten nicht alle Auftritte und Entscheidungen der 25 letzten Kandidaten zeigen. Es war eine redaktionelle Entscheidung, sich auf die Bewerber zu konzentrieren, die uns am spannendsten schienen. Für manche Zuschauer, deren Lieblinge dadurch nicht mehr gezeigt wurden, mag das sicher schade gewesen sein.“

Nun ist es in dieser Staffel offensichtlicher denn je, dass nicht zwangsläufig gute Sänger, sondern vor allem solche Bewerber weitergelassen werden, mit denen sich nachher Woche für Woche Geschichten erzählen lassen. Mag sein, dass Havea und Büttner deswegen ausgesiebt wurden. Weil sie noch nie im Knast waren, nicht als Kind einen Defibrilator eingepflanzt bekamen und keine besonders großen Brüste haben.

Es ist erstaunlich, mit welcher Akribie im Schnitt darauf geachtet wurde, dass sie und die anderen Kandidaten möglichst selten im Bild zu sehen sind (was sich nur in der Gruppe schwer vermeiden ließ). Das eigentlich Ärgerliche ist aber, dass RTL damit alle vor den Kopf stößt, die genau wegen dieser Kandidaten eingeschaltet haben, nachdem der Sender sie im Casting vorgestellt und aufgebaut hat. Am Ende  gab es nicht mal einen Schnelldurchlauf, in dem man hätte zeigen können, welche Bewerber gehen mussten. Kann aber sein, dass dafür in den läppischen zweieinhalb Stunden, die die Samstagssendung dauerte, einfach kein Platz mehr war.


43 Lesermeinungen

  1. Dankegut sagt:

    Danke für die Klarstellung -...
    Danke für die Klarstellung – und die Wertung!

  2. Wer gute und interessante...
    Wer gute und interessante Künstler sehen will, der kann auch American Idol schauen oder „Unser Star für Oslo“. Ich glaube, die Enttäuschung über die ausradierten Kandidaten lässt sich dadurch ganz gut verkraften.
    Wären Grundy/RTL clever, dann hätten sie die beiden hier genannten zu X Factor rübergeschleust. Wer weiß, vielleicht isses ja so, ansonsten sicher eine vertane Chance oder eben der Unwillen der Kandidaten selbst.
    Es gibt so viele andere gute Casting-Show (Oslo-Star, X Factor UK, X factor US ab 2011, American Idol), so dass ich bei solchen Sätze…
    „Nun ist es in dieser Staffel offensichtlicher denn je, dass nicht zwangsläufig gute Sänger, sondern vor allem solche Bewerber weitergelassen werden, mit denen sich nachher Woche für Woche Geschichten erzählen lassen.“
    … kein Bedauern empfinden kann. RTL macht sich damit langfristig selbst überflüßig oder hat eben nur noch ein sehr sehr anspruchsloses Publikum als Restzuschauer.

  3. pschader sagt:

    @Thomas Television: 7 Mio....
    @Thomas Television: 7 Mio. Menschen als „Restzuschauer“ zu bezeichnen, geht vielleicht doch ein bisschen an der Wirklichkeit vorbei, oder?

  4. John Rest sagt:

    Wer schaut dieses Format um...
    Wer schaut dieses Format um der Künstler Willen und wer um der Skandale und Skandälchen Willen? Und wer um des Herausfindens von Unstimmigkeiten Willen mit denen sich Skandälchen propagieren lassen damit die schauen können, die um dieser Skandälchen Willen einschalten?
    Ums Singen ging es nie, wo sind sie auch alle abgeblieben, die Superstars? Eigentlich kann „Deutschland“ doch nur einmal DEN Superstar suchen – hier geht`s nicht ums Finden sondern nur um die Quote beim Suchen – häppchenweise wird geschickt gestreut, was man an Peinlichkeiten, dicken Brüsten und Vorstrafen in den Akten und Blusen der Akteure findet – je mehr, desto Quote!

  5. "@Thomas Television: 7 Mio....
    „@Thomas Television: 7 Mio. Menschen als „Restzuschauer“ zu bezeichnen, geht vielleicht doch ein bisschen an der Wirklichkeit vorbei, oder?“
    Ich sprach ja auch von der langfristigen Perspektive, es ist quasi eine dystopische Vision von der Zukunft RTLs.
    Gleichwohl: 7 Millionen von 82 Millionen Deutschen sind gerade mal 8,5 Prozent aller Deutschen. In England sind es 25 Prozent bei X Factor, über 30 Prozent beim Talent.
    Insofern liege ich abgesehen von der diskrimminierenden Formulierung sicher jetzt nicht so falsch.

  6. bona sagt:

    Mir fällt nur noch...
    Mir fällt nur noch „lächerlich“ als Beschreibung ein! Da werden Sänger (gute Sänger) kommentarlos rausgeschmissen und Leute, die keine Stimme haben, sondern sich in den Fordergrund drängen, sich obertoll finden, ne tolle Geschichte zu erzählen haben, oder auch einfach nur einen mega Vorbau haben mitgenommen…. Und das soll mit rechten Dingen zugehen? Ich lach mich tot!

  7. BloodyFox sagt:

    @ThomasTelevision

    Ich bin mir...
    @ThomasTelevision
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass 7 Millionen weit ueber 8,5% des Marktanteils ausmachen (der wird sicherlich doppelt so hoch sein) und kann mir gleichzeitig kaum vorstellen, dass sich die o.g. Zahlen aus UK sich auf die Gesamtbevoelkerung beziehen sollen und nicht ebenfalls auf den Marktanteil. Ausserdem scheint deine These ueber den Langfristigen Erfolg von RTL, leider, verfehlt, denn die wievielte Staffel DSDS ist das mittlerweile? Das, was zur Zeit laeuft, wird schon sehr lange ausgestrahlt und RTL geht es von den Privaten Sendern meinem Erfahrungsstand nach noch am besten.
    RTL macht sich nicht ueberfluessig, sondern im Gegenteil zu einem festen Bestandteil des Lebens des geneigten RTL-Zuschauers, dem mittlerweile fast rund um die Uhr das geboten wird, was er offensichtlich (die Quoten sprechen hier Baende), sehen will: Einzelschicksale von irgendwelchen Menschen, die armselig und dumm genug sind, ihr Privatleben im Fernsehen auszubreiten, ganz egal, ob die Geschichten fiktional, aufgebauscht oder in seltenen Faellen real sind. Und Pro7 und Sat1 sind Bienenfleissig dabei, dieses Konzept zu kopieren mit Schund wie Popstars, GMNT und dem ganzen Dreck, der nachmittags im Programm ist.
    @Peer und meinen Beitrag
    Gott, Peer, wenn ich mein Geld damit verdienen wuerde, mir so einen Scheiss anschauen zu _muessen_, ich glaub, ich wuerd mir nen anderen Job suchen. Wie haeltst du das aus?

  8. pschader sagt:

    @ BloodyFox09: Ich schau...
    @ BloodyFox09: Ich schau einfach auch schöne Sachen an.

  9. pepi sagt:

    Die beiden waren genau meine...
    Die beiden waren genau meine beiden Favoriten. Das hier und da etwas gemogelt wird ist ja klar, aber sowas ist zuviel Publikumsverarschung. Diese Staffel hat für mich so keinen Reiz mehr.

  10. @BloodyFox:

    "Ich bin mir...
    @BloodyFox:
    „Ich bin mir ziemlich sicher, dass 7 Millionen weit ueber 8,5% des Marktanteils ausmachen“
    Ich rede vom prozentualen Anteil an der Bevölkerung, weil ich denke, dass man Event-Fernsehen, wie ich es gerne nennen würde und da gehören Casting-Shows dazu, daran messen muss, und nicht nur am Marktanteil. Der liegt bei der Zielgruppe im Falle DSDS bei ca. 35 Prozent.
    „und kann mir gleichzeitig kaum vorstellen, dass sich die o.g. Zahlen aus UK sich auf die Gesamtbevoelkerung beziehen sollen und nicht ebenfalls auf den Marktanteil.“
    Kannst Du ja gerne alles bei Wikipedia nachrecherchieren, wenn Du mir nicht glaubst. Das Finale von X Factor hatte 16 Millionen Zuschauer (Schnitt 13 Millionen). UK hat 61 Millionen Einwohner.
    Ist aber nicht so relevant, weil man das nicht ohne weiteres vergleichen kann. Zeigt aber, wie irrelevant DSDS in Deutschland vergleichsweise ist.
    „Ausserdem scheint deine These ueber den Langfristigen Erfolg von RTL, leider, verfehlt, denn die wievielte Staffel DSDS ist das mittlerweile? Das, was zur Zeit laeuft, wird schon sehr lange ausgestrahlt und RTL geht es von den Privaten Sendern meinem Erfahrungsstand nach noch am besten.“
    Meine These ist auch reine Spekulation. Aber manchmal liege ich richtig 😉 DSDS gibt es seit 2002/2003 und das Finale der ersten Staffel hatte übrigens 12 Millionen Zuschauer, wenn ich das richtig im Kopf habe.
    @Peer Schader
    „Ich schau einfach auch schöne Sachen an.“
    Schreib doch auch mal über die schönen Sachen. Normalerweise müsste ja in der FAZ der Schwerpunkt vielmehr auf Qualitätsfernsehen liegen? Dafür dass es so ist, wie es jetzt ist hier beim Fernsehblog wird es sicher Gründe geben, die schlauere Leute als ich kennen, aber ansich finde ich DSDS und RTL eher kein Thema für die Marke FAZ, zumindest abgesehen von der journalistischen Notwendigkeit bei manchen Themen.
    Naja, zur Not habe ich ja mein eigenes Blog. Ich überlege es langfristig angesichts der Entwicklung des deutschen TVs nur noch zum Thema Qualitätsfernsehen zu machen. Ich schreib/schrieb nämlich auch viel zu viel über den ganzen Müll, über den man eigentlich keine Worte verlieren sollte. Aber den Geschmack muss man erst nach und nach entwickeln und weiterentwickeln.

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