Das Fernsehblog

Premieren-Wochenende (1): Der moderierende Schrankkoffer

Es gibt Männer, die sehen im Anzug besonders elegant aus, andere sind eher der Business-Typ – nur Daniel Hartwich, der erinnert im feinen Zwirn ein bisschen an einen moderierenden Schrankkoffer. Das ist nicht unbedingt von Vorteil in einer Sendung, deren Publikum mit dem expliziten Hinweis auf festliche Abendkleidung ins Studio bestellt wird, aber vielleicht lag es ja auch bloß am Schnitt des grau-hellblau gestreiften Premierenanzugs, den Hartwich herausgelegt bekommen hat. Oder ihm sind kurz vor der Liveshow noch die Schulterpolster explodiert. Damit ließe sich gleich auch die David-Beckham-Gedächtnisfrisur erklären, die er sich mit Brigitte Nielsen teilt.

Aber, pfui, das ist natürlich nicht die feine Art, hier über Äußerlichkeiten zu lästern – was Hartwich selbst nur in Notfällen macht, zum Beispiel wenn Achim Mentzel in einer knallrosa Hose Salsa tanzt, „die einzige Hose, die man aus dem Welt all sehen kann“, wie Hartwich meint.

Und es war ja auch kein schlechter Start, den der 32-Jährige am Freitagabend bei „Let’s Dance“ erwischt hat. Auch wenn es sicher Angenehmeres gibt als Nachfolger von Hape Kerkeling zu sein, der mit der Inszenierung der eigenen Tappsigkeit bei anhaltenden Motzereien beinahe jedes Publikum im Handumdrehen für sich gewinnt.

Dieses Talent hat Hartwich freilich nicht, Hartwich hat sonst bloß Marco Schreyl an der Backe, mit dem er „Das Supertalent“ co-moderiert, und dass ihn RTL nun „Let’s Dance“ machen lässt, mit Nazan Eckes an der Seite (von der man sagen kann, dass sie zumindest nicht stört) muss man wohl einen Vertrauensbeweis nennen. Den hat sich Hartwich verdient. Vor der Kamera ist er souverän, manchmal fast schon Oliver-Geißen-haft, nur frecher und ohne die Ist-mir-doch-egal-was-ich-hier-wegmoderiere-Haltung. Den vorbereiteten Witz erledigt er perfekt:

„Ich hab mich kurz nach der Geburt gegen den Wiener Walzer und für Wiener Schnitzel entschieden.“

Und im Gespräch mit Kandidatin Hillu Schwetje (ehemals: Schröder) witzelte er nach deren Auftritt, es sei gut, dass sie beim Tanzen nicht so abgestürzt sei wie die Umfrageergebnisse der SPD:

„Aber was haben Sie noch mit der SPD zu tun? Genauso viel wie 90 Prozent der Deutschen mittlerweile.“

Das Wichtigste an seinem neuen Job hat Hartwich auch schon verstanden: Er muss Kerkelings Part in der gegenseitigen Provokation mit Kritiker und Juror Joachim Llambi übernehmen. „Sie sind ja wirklich so fies wie alle sagen“, fühlte Hartwich gleich zu Beginn der Sendung vor. Und Llambi entgegnete: „Können Sie mal sehen, worauf Sie sich hier eingelassen haben, Herr Hartwich.“ Das weiß der Herr Hartwich vermutlich sehr genau. Und wenn ihm jetzt noch jemand das Mikrofon vom Kinn entfernt, das da festzukleben scheint (wie auch Fernsehblog-Kommentator Hein W. hier bemerkt hat), dann darf er nächste Woche gerne wiederkommen. Meinetwegen auch im Türsteher-Look. Aber, pfui, jetzt ist echt Schluss mit den – äh: Anzüglichkeiten.

Morgen im Fernsehblog: die zweite Wochenend-Premiere, Guido Cantz in „Verstehen Sie Spaß?“. 

Foto oben: RTL

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