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Die Vulkankompetenz des Hessischen Rundfunks: "Wo ist die verdammte Wolke?"

Es reicht jetzt langsam mit der Aschewolke über Europa – nicht nur, damit endlich die vielen Urlaubs- und Geschäftsreisenden wieder nachhause kommen und die Konsumenten sich nicht um die Südfruchtvorräte in den Supermärkten ängstigen müssen. Sondern auch, weil damit das Risiko abnähme, HR-Chefredakteur Alois Theisen so bald noch mal einen „Brennpunkt“ im Ersten moderieren zu sehen. Drei davon hat der Hessische Rundfunk übers Wochenende für die ARD produziert, und diese dilettantisch zu nennen, würde das Ergebnis unnötig beschönigen.

Es waren drei Viertelstunden voller Pannen, Überflüssigkeiten und halbgarer Berichte, bei deren Ansehen die Kollegen von „ARD aktuell“ in Hamburg vor Scham im Boden versunken sein müssen, während Theisen mit seinen ununterbrochenen Gestikulierungen für eine geradezu hypnotische Ablenkung sorgte, indem er alle drei Sekunden die Hände auf- und wieder zusammen faltete:


Screenshots: Das Erste

Aber wahrscheinlich ist der HR innerhalb der ARD für Naturkatastrophen zuständig – und zu denen zählt eben auch „der Vulkan mit dem schwer auszusprechenden Namen“, wie Theisen wiederholte – ohne sich auch nur ein einziges Mal daran zu versuchen, tatsächlich „Eyjafjallajökull“ zu sagen. Was Theisen besser kann als Vulkannamen auszusprechen ist: beim Reden die Punkte zwischen den Sätzen wegzulassen. Und dafür manchmal. Pausen an Stellen zu machen, an die gar keine hingehören. Irritiert die richtige Kamera zu suchen. Und nicht zu wissen, wann er sich besser nicht im Studio umsieht, weil er noch im Bild ist während die Wetterexpertin gerade redet.

Das sind normalerweise keine idealen Voraussetzungen für eine große Moderationskarriere. Aber für Chefredakteure macht der HR eine Ausnahme. Und witzig sein kann er ja:

„Jetzt folgt hier der Spielfilm ‚Liebe am Fjord‘, hoffentlich nicht an einem isländischen diesmal“,

sagte Theisen nach dem „Brennpunkt“ am Freitag und musste über seinen eigenen Scherz schmunzeln. Den Kollegen Ulrich Deppendorf, der live von der Reifenpanne des Busses berichtete, in dem er mit anderen Journalisten im Tross der heimfahrenden Kanzlern unterwegs war, fragte er am Samstag:

„Herr Deppendorf, wo geistern Sie denn inzwischen rum? Liegen Sie immer noch auf der Autobahn?“

Am Sonntag war dann sogar eine leichte Aggression in Theisens Formulierung zu spüren:

„‚Wo ist die verdammte Wolke?‘ Das fragten sich auch heute wieder viele an diesem strahlend schönen Frühlingstag.“

Die Redaktion hatte alle Mühe, da mitzuhalten, steuerte aber spontane Fehlschaltungen bei (mitten im Beitrag auf einen ratlosen Theisen, mitten im Vortrag der Wetterexpertin auf den nächsten Beitrag), schamlose PR der Lufthansa, und einen Beitrag, in dem Passanten auf der Straße lustige Twitter-Sprüche zur Aschewolke nachsprechen mussten (wirklich!). Immerhin stand nachher im Abspann, wer dafür verantwortlich war:

„Redaktion-Name 2“

Kennen Sie nicht? Na, das ist bestimmt die Frau von diesem, diesem… äh, genau:


Screenshots: Das Erste

Er hat also ein ganz schönes Chaos angerichtet, der Eyjafjallajökull, von dessen Ausbruch man sich in der Zukunft berichten wird, er habe nicht nur die europäischen Flughäfen lahmgelegt. Sondern für ein Wochenende auch den Hessischen Rundfunk.

PS: Die „taz“ hat sich genauso gegruselt.

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