Na klar: eine Sonnenterrasse fürs Fernsehstudio! Warum ist da bei diesen Temperaturen sonst noch keiner drauf gekommen? Gleich einen ganzen Turm hat der „Big Brother“-Produzent Endemol für sein neustes Spielshowkonzept in die argentinische Pampa gebaut und dabei an eine ordnungsgemäße Belüftung gedacht: Das über drei Ebenen bewegbare Studio ist zur Vorderseite hin offen – in erster Linie aber nicht für die Luftzirkulation, sondern um Kandidaten, die zuvor eine Quizfrage falsch beantwortet haben, rauszuschmeißen.
„101 Ways To Leave A Gameshow“ lautet der Titel der Sendung, in der es weniger ums Allgemeinwissen geht als vielmehr um den spektakulären Abschied der Verlierer.
Runde für Runde wird einer auf die Rampe gestellt, angeseilt und ins darunter liegende Schwimmbad geschubst – durch eine Falltür, auf dem Fahrrad, festgekettet in einem riesigen „Ball des Todes“ oder von einem Sprungbrett ganz, ganz weit oben. Am Wochenende war Premiere bei BBC One in Großbritannien. RTL hat angekündigt, zum Saisonauftakt eine deutsche Variante zeigen zu wollen. Beim Programmscreening für die nächste TV-Saison erklärte Senderchefin Anke Schäferkordt vergangene Woche, sie sei davon überzeugt, dass Spielshowkonzepte in den kommenden Monaten wieder sehr viel stärker gefragt sein werden. „101 Ways To Leave A Gameshow“ ist der Test, ob sie richtig liegt.
In jedem Fall ist es für RTL ein eher ungewöhnliches Konzept. Der – ebenfalls von Endemol lizenzierte – Trash-Vorgänger, die Hindernis- und Abstürzshow „Wipeout“, lief im vergangenen Jahr bei Pro Sieben. (Und floppte.)
Dabei passt „101 Ways“ eigentlich ganz gut zu RTL. Nicht nur weil der britische Moderator Steve Jones dieselbe Gockelfrisur wie Daniel Hartwich hat, der für RTL ran soll. Sondern weil die meiste Zeit der Sendung dafür drauf geht, Spannung für den entscheidenden Schubsmoment aufzubauen. In den Quizrunden müssen die Kandidaten die Auswahl ihrer Antwort begründen. Wenn alle schubsbereit am Abgrund stehen, erzählt der Moderator noch einmal jedem, welche Antwort er gewählt hat. Und holt dann einzeln diejenigen zurück, die richtig geantwortet haben. Der Absturz ist dann natürlich nur eine Sache von Sekunden – aber das Prinzip kennt das leidgeprüfte RTL-Publikum ja schon aus der „DSDS“-Entscheidungsshow.
Seinen Reiz bezieht „101 Ways To Leave A Gameshow“ vor allem daraus, die schlotternden Knie der Teilnehmer zu zeigen, die Schadenfreude des Moderators und die Erleichterung derjenigen, die eine Runde weiterkommen. Der Sieger gewinnt 10.000 Pfund und darf die Treppe nach unten nehmen. Der eigentliche Star der Show ist allerdings der monströse Turm, der mit fantastischen Kamerafahrten in Szene gesetzt wird, was vor allem abends in der Dunkelheit beeindruckend aussieht.
Nur steht der Aufwand leider in keinem Vergleich zum Ergebnis: Die Quizrunden möchte man schon nach kurzer Zeit am liebsten vorspulen, das viele Gequassel nervt. RTL könnte – bei ebenfalls einstündiger Sendezeit und gleicher Rundenanzahl – immerhin den Vorteil der Werbeunterbrechung haben: Vielleicht geht’s dann schneller zur Sache. Am erstaunlichsten finde ich aber, dass es immer noch Leute gibt, die Zeit haben, sich einmal um die halbe Welt fliegen zu lassen und fürs Fernsehen von einem Turm geworfen zu werden. Vor allem, wenn sie sich davor so sehr fürchten (was auch den Rezensenten des „Guardian“ gewundert hat).
Noch dazu muss es ja eine halbe Ewigkeit gedauert haben, eine Episode aufzuzeichnen, weil sämtliche Kandidaten jedes Mal angeseilt und in Schutzkleidung verpackt werden müssen.
In Großbritannien sorgte „101 Ways To Leave A Gameshow“ vor allem deshalb für Schlagzeilen, weil Moderator Jones in Buenos Aires offenbar nur knapp einer Entführung entging. Falls RTL seine Folgen nicht schon im Kasten hat, sei Daniel Hartwich hiermit der Abschluss einer umfassenden Reiseversicherung empfohlen.
Screenshot: BBC One
Von mir aus könnte man rtl...
Von mir aus könnte man rtl komplett entführen, ich würde es nicht bemerken.
Schadenfreude als Konzept....
Schadenfreude als Konzept. Nichts neues für RTL. Auch dass man die Show wieder nur einkauft und andere die Arbeit machen, ist nicht neu. Und dass die Vorlage aus England stammt, ist für RTL auch selbstverständlich.
Wir sehen: Ein stringentes Konzept.
Ach wie schön war es damals,...
Ach wie schön war es damals, als ich „Dalli Dalli“, EWG, „Was bin ich?“ oder „Der große Preis“ sehen konnte. Heutzutage braucht man gar nicht mehr den Fernseher einschalten. Was soll ich denn mit diesem Trash?
Was für ein schwachsinn, aber...
Was für ein schwachsinn, aber ehrlich. Da zeigt sich doch wieder das RTL keine eigenen Ideen hat. Und dann auch noch Daniel Hartwich dazu zu benuitzen kommerz zu machen. Da steht der doch drüber!!!!!!!!
Immerhin ein Fortschritt im...
Immerhin ein Fortschritt im Vergleich zum letztjährigen unteridischem „Sommermärchen“. Da reichte es ja schon, wenn ein Mädel in den Augen irgendeines lüstern-notgeilen „Jurors“ irgendwie scheiße aussah, um in den Pool geschubst zu werden. Und die standen auch nur am Beckenrand…
Was sind das eigentlich so für Fragen bei diesem Quiz? Sachen, die absolut kein Mensch wissen und nur raten kann, oder durch ein reichhaltiges überflüssiges Allgemeinwissen durchaus zu wuppen?
@onlime: Sehr wuppbar, aber...
@onlime: Sehr wuppbar, aber auch ein bisschen Glückssache. Es gibt jeweils so viele Antworten vorgegeben wie Kandidaten im Spiel sind, also Multiple Choice – nur, dass EINE Antwort falsch ist. Wer die abkriegt, fällt raus.
Also muss jeder Teilnehmer...
Also muss jeder Teilnehmer eine andere Antwort nehmen, und wer die falsche als letzter erwischt, fliegt raus? Selbst wenn er die richtige Antwort wüsste?
Wo ist die Volksabstimmung...
Wo ist die Volksabstimmung für überflüssige Gameshows die keiner braucht. 🙂
Die Frage nach der Zeit der Kandidaten steht für mich generell bei solchen Shows im Raum. Wer opfert denn bitte 2 oder mehr Wochen Urlaub im Jahr um sich mit der Aussicht auf 10.000 Tacken freiwillig zum Horst zu machen.
@onlime: Alle dürfen...
@onlime: Alle dürfen gleichzeitig aussuchen, wenn mehrere Kandidaten dieselbe Auswahl getroffen haben, gibt es ein Stechen. Erklärt sich komplizierter als es nachher ist.
Ich habe den Artikel jetzt...
Ich habe den Artikel jetzt zweimal gelesen und es kam weder Vorfreude, geschweige denn Interesse auf.
Jetzt darf also Daniel Hartwich „stundenlang“ die Kanidaten auf die Folter spannen, wie vorher es vorher sein Kollege Schreyl exzessiv bei DSDS gemacht hat.
Es ist schon interessant wie RTL versucht die Zeit zwischen der Werbung zu füllen. Nicht das ich es RTL wünschen würde, aber meintwegen kann das Format „baden“ gehen…